Stimmung an den Börsen besser als in der Wirtschaft

Börsen, EZB - Bild_ Tim Reckmann / Pixelio

Die Börsen drehten bereits am Montag wieder ins Plus. Die Stimmung in der Wirtschaft bleibt hingegen schlecht.

Keine Aufbruchstimmung im verarbeitenden Gewerbe

In meinem Börsenbericht vom Montag schrieb ich über die pessimistische Stimmung unter den Managern aus dem verarbeitenden Gewerbe in Europa.  Angesichts der vielen Unwägbarkeiten war dies nicht überraschend, schließlich sind Donald Trumps Zölle nur einer von vielen Gründen für die Abkühlung der globalen Konjunktur. 

In den USA konnte der ISM Einkaufsmanagerindex die Erwartungen der Analysten ebenfalls nicht erfüllen. Der Index sank im Mai von 48,7 auf 48,5 Punkte. Die Stimmung der US-Unternehmenslenker ist also noch etwas pessimistischer ausgefallen als im Vormonat. 

Börsen lassen sich von US-Daten nicht verunsichern

An den Aktienmärkten bremsten die schwachen Daten aus der Wirtschaft kaum. Angesichts sinkender Zinsen scheinen die Anleger an den Börsen die Wertpapiere weiterhin für attraktiv zu halten. Der DAX konnte heute mit 24.380 Punkten ein neues Allzeithoch generieren. Die Stimmung an den Börsen ist also besser als in der Wirtschaft.

DAX – Stundenchart

Dies gilt auch für die USA. Der S&P 500 bleibt zwar deutlich unter seinem Allzeithoch von rund 6.150 Punkten, präsentiert sich jedoch ebenfalls stabil. Die neuen von der US-Administration verhängten Strafzölle auf Stahl scheinen die Börsen kaum bewegt zu haben. Immerhin bleibt im breit angelegten Index der Wall Street eine gewisse Unsicherheit bestehen. Der große Optimismus ist aktuell nicht zu sehen. Kurzfristig scheint der S&P 500 bei 5.960 Punkten unterstützt zu werden. Für einen Sprung über die 6.000 fehlen den Bullen offensichtlich die Argumente.

S&P 500 – Stundenchart

Blick auf die US-Daten der Woche 

Aus den USA kamen in den vergangenen Tagen gemischte Signale. Die Auftragseingänge gingen im April um 3,7 Prozent zurück, was offenbar vorwiegend durch weniger Bestellungen von Rüstungsgütern verursacht wurde. Einen deutlichen Rückgang verzeichneten zudem die Autoverkäufe.

Trotz dieser schlechten Nachrichten suchen die US-Unternehmen händeringend nach neuen Arbeitskräften. Die Zahl der offenen Stellen stieg in den USA um 191.000 auf 7,391 Millionen. Trotzdem könnten die Arbeitsmarktdaten am Freitag für Ernüchterung sorgen. Der ADP-Arbeitsmarktbericht weist einen Stellenaufbau von 31.000 aus. Die Analysten erwarteten fast die doppelte Zahl. 

Erfreulich entwickelte sich der ISM-Dienstleistungsindex, der mit 50,7 Punkten mehr Zuversicht der Unternehmer als zuletzt zeigte. Ein Blick auf die Einzelkomponenten zeigt jedoch, dass der leichte Optimismus fragil ist. Die Geschäftsaktivität nahm im Mai deutlich ab. Die schwachen Auftragseingänge lassen eher eine schwächere Konjunktur erwarten. Immerhin rechnen die meisten Unternehmen damit, höhere Preise durchzusetzen und weiteres Personal einzustellen.

An Europas Börsen richten sich die Augen zur EZB

In der Eurozone ging im Mai die Inflation überraschend von 2,2 auf 1,9 Prozent zurück. Die Kernrate lag mit 2,3 Prozent höher. Der Anstieg fiel jedoch ebenfalls deutlich geringer als im Vormonat aus (2,7 %). Damit hat die EZB alle Argumente, um mit einer weiteren Zinssenkung die europäische Konjunktur zu unterstützen. Die Börsen erwarten heute um 14.15 Uhr, dass der Leitzins um 25 Basispunkte auf 2,15 Prozent fällt.

Der Dienstleistungseinkaufsmanagerindex fiel in der Eurozone unter die wichtige Wachstumsmarke 50, auf 49,7 Punkte. Der Grund dürfte in den schwachen Zahlen aus Deutschland liegen, wo die Manager mit 47,1 sehr pessimistisch sind. Bei einem Blick auf die Gesamtindizes fällt auf, dass die deutschen Unternehmer mehr Sorgen vor der Zukunft haben als ihre Kollegen in anderen europäischen Ländern. 

Möglicherweise hoffen die Anleger an den Börsen, dass die in dieser Woche vom Bundesfinanzministerium vorgelegten Pläne zu besseren Abschreibungsmöglichkeiten und Steuerentlastungen für Unternehmen die Stimmung aufhellen werden. Hier bleibt jedoch eine gewisse Skepsis angebracht. Die Ökonomen des ifo-Instituts erkennen die Pläne zwar als Schritt in die richtige Richtung an, glauben jedoch, dass mehr Anstrengungen nötig sind. An den Börsen herrscht derweil Hoffnung.

Keine guten Nachrichten aus China 

In China steckt das verarbeitende Gewerbe in einer Krise. Der Caixin-Einkaufsmanagerindex weist mit 48,3 Punkten Pessimismus unter den privaten Unternehmen aus. Analysen gingen von 50,7 Punkten aus. In Australien fiel das Wirtschaftswachstum mit 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr etwas geringer als erwartet aus. Zudem gingen in Down Under die Unternehmensgewinne zurück. 

Überraschend stark zeigte sich das BIP in der Schweiz. Es stieg in den vergangenen zwölf Monaten um satte zwei Prozent. Die Inflation liegt in der Eidgenossenschaft bei -0,1 Prozent. Auf EUR/CHF hatte dies nur kurzfristig eine Auswirkung. Insgesamt bewegt sich das Paar seit einigen Wochen in einer Seitwärts-Range zwischen 0,93 und 0,94. 

EUR/CHF – Stundenchart

Börsen warten auf die EZB-Entscheidungen

EUR/USD drohte nachhaltig unter die Unterstützung von 1,1375 zu fallen, wurde jedoch am Ende doch verteidigt. Für eine Gegenattacke fehlte den Bullen jedoch die Kraft. Charttechnisch ist vor der EZB-Entscheidung kein Trend auszumachen.

EUR/USD – Stundenchart

Entscheidend wird sein, wie die EZB ihre Geldpolitik weiterführen möchte. Angesichts der verhältnismäßig geringen Inflation könnte die Notenbank weitere geldpolitische Lockerungen in Aussicht stellen. Dies könnte den Euro zumindest vorübergehend unter Druck setzen.  Ein mögliches erstes Ziel liegt bei 1,12. Sollten die Währungshüter überraschend ein vorsichtigeres Agieren ankündigen, könnte das Jahreshoch bei 1,1573 übertroffen werden.

EUR/USD – Dailychart

Wie läuft das Gespräch zwischen Friedrich Merz und Donald Trump?

In Washington trifft sich heute Bundeskanzler Friedrich Merz mit dem US-Präsidenten Donald Trump. Vor dem Gespräch gab es wilde Spekulationen, welche Fehler Merz machen und wie er die Gunst von Donald Trump erreichen könnten. Einige deutsche Medien rechnen mit einem Eklat. Ich halte diese Spekulationen für wenig hilfreich. Ein positiver Fakt: Merz durfte im Gästehaus des US-Präsidenten übernachten. Dies ist eine Ehre, die seinem Vorgänger nicht zuteilwurde.

Ob dies ein Zeichen ist, dass Trump an einem partnerschaftlichen Verhältnis zu Deutschland interessiert ist, werden wir sehen. Es wird damit gerechnet, dass Merz auch zur Meinungsfreiheit in Deutschland und zum Umgang mit der AfD angesprochen wird. Ich vermute, dass der Kanzler darauf vorbereitet ist. Das Treffen beginnt nach bisherigen Planungen um 17.30 Uhr. Für 20.30 Uhr ist eine Pressekonferenz angesetzt. Sollte es wirklich zu einem Eklat kommen, dürften die Börsen unter Druck geraten.

Morgen, 14.30 Uhr, sorgen möglicherweise die US-Arbeitsmarktdaten für weitere Bewegung. 

Meine Analysen und Berichte dienen ausschließlich der Information und sind nicht als Handelsempfehlung zu verstehen.

Titelbild: Tim Reckmann / PIXELIO

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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