
Hoffnung an den Märkten: Die Börsen gleichen einem Freizeitpark

Nachdem die Aktienkurse am Freitag wegen neuer Zollandrohungen von Donald Trump eingebrochen waren, starteten die Börsen am Montag freundlich
Der US-Präsident drohte der EU am Ende der vergangenen Woche mit Strafzöllen von 50 Prozent, wenn ihre Unternehmen ihre Produktion nicht in die USA verlegen. Die Anleger an den globalen Börsen wirken verunsichert und vollziehen Achterbahnfahrten wie in einem Freizeitpark.
Welches Ziel verfolgt der US-Präsident?
Ein Blick auf die Fakten bestätigt Donald Trump in einem Punkt: Die EU erhebt auf Industrieprodukte höhere Zölle als die USA. In diesem Punkt signalisierte Brüssel ein Entgegenkommen und sprach sich für einen generellen Verzicht von Handelshemmnissen aus. Keine Einigung scheint hingegen bei landwirtschaftlichen Produkten in Sicht zu sein. Hier dürfte besonders Frankreich seine Marktposition verteidigen wollen.
Hinzukommen die strengen EU-Vorschriften für Lebensmittel. Auch in den USA gibt es zahlreiche Regulierungen, die jedoch mit den Regeln aus Brüssel inkompatibel sind. Andererseits profitieren die Dienstleister von günstigen Bedingungen in der EU. Techkonzerne aus den USA bezahlen kaum Steuern.
Hoffnung für die Börsen: Trump verschiebt die Einführung von Strafzöllen gegen die EU
Es ist inzwischen ein bekanntes Spiel. Nachdem Trump die Märkte am Freitag geschockt hatte, ruderte das Weiße Haus inzwischen wieder etwas zurück. Die neuen Tarife sollen nun nicht schon ab Juni, sondern erst ab 9. Juli gelten. Dies gibt den Verhandlern einen Monat mehr Zeit für einen Kompromiss, vorausgesetzt, Donald Trump ändert seine Meinung nicht wieder einmal.
Angesichts der Forderungen aus den USA und den unterschiedlichen Standpunkten beider Seiten bleibt ungewiss, ob es zu einem Deal kommt. Angesichts dieser Unsicherheit halten sich die Börsen erstaunlich gut. Meine Prognose vom Donnerstag ist im DAX eingetreten. Der Index konnte zwar zunächst die Unterstützung bei 23.480 halten, brach jedoch am Freitag ein und durchbrach nach dem Bruch des Supports kurzzeitig sogar die 23.475. Bis 23.150 schafften es die Bären nicht ganz.
Heute erholten sich die Börsen wieder und damit auch der DAX, der inzwischen wieder über 23.480 Punkten handelt. Allzu aussagekräftig ist dies jedoch nicht, denn in den USA wird heute wegen des Memorial Day nicht gehandelt. Impulse von der Wall Street gibt es erst wieder morgen Nachmittag.

Moody’s belohnt Italiens Bemühungen
Europas Börsen dürften sich zudem über die solide Haushaltsführung in Italien freuen. Moody’s hat seinen Ausblick für das Kreditrating erhöht. Das stärkt das Vertrauen in die Eurozone, was den Euro heute kurzzeitig über die 1,14-US-Dollar-Marke steigen ließ. Hier lag ich mit meiner Idee einer Top-Bildung also falsch. Ob der Ausbruch von EUR/USD nachhaltig war, muss sich aber noch zeigen. Aktuell sendet der Ichimoku des Stundencharts kein klares Kaufsignal. Ein bullisches Szenario ist jedoch nicht ausgeschlossen.

Diese Daten hatten die Börsen in den vergangenen Tagen zu verarbeiten
Am Donnerstag standen die Einkaufsmanagerindizes im Wirtschaftskalender. Während die Unternehmenslenker in Europa eher pessimistisch in die Zukunft blicken, sehen in den USA die meisten Manager etwas positiver in die Zukunft. Zudem lag in den USA die Zahl der Baugenehmigungen über den Erwartungen. Trotzdem ging die Zahl im Vergleich zum Vormonat um 4,0 Prozent zurück. Die Neubauverkäufe konnten ebenfalls überzeugen. Der S&P 500 brach mit Verzögerung ein, erreichte jedoch den Support bei 5.650 Punkten nicht.

Der Index gab weniger als die europäischen Börsen nach. Ausschlaggebend könnte gewesen sein, dass die Wall Street ohnehin weit unter ihrem Allzeithoch handelt. Dadurch war die Fallhöhe im DAX deutlich höher als im S&P 500.
In Deutschland überraschte am Freitag das BIP für das erste Quartal 2025. Nach vorläufigen Schätzungen legte die Wirtschaft um 0,4 Prozent zu. Im Jahresvergleich stagnierte das BIP. Ob dies schon die Trendwende war, muss abgewartet werden.
Heute blieben die Börsen in den USA und Großbritannien feiertagsbedingt geschlossen. Am Nachmittag spricht die EZB-Präsidentin Christine Lagarde.
Der Ausblick
Am Dienstag erscheinen in Deutschland die Zahlen der GfK zum Konsumklima. In Frankreich stehen die Inflationsdaten an, ehe die EU-Kommission die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone abbildet. Mit den Aufträgen langlebiger Wirtschaftsgüter steht zudem eine wichtige Kennziffer aus den USA im Wirtschaftskalender. Den Tag beschließt das CB Verbrauchervertrauen der US-Konsumenten.
Der geldpolitische Ausschuss der Reserve Bank of New Zealand trifft sich am Mittwoch zu seinen geldpolitischen Entscheidungen. An den Börsen wird eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte auf 3,25 Prozent erwartet. Am Morgen folgen das französische BIP und die Arbeitsmarktdaten aus Deutschland. Die Analysten erwarten, dass die Zahl der Arbeitslosen weiter steigt. Für den Mai ist dies eher ungewöhnlich und demonstriert, wie schlecht es der deutschen Wirtschaft im Augenblick geht. Am Abend veröffentlicht die Fed das FOMC-Sitzungsprotokoll.
Trotz Christi Himmelfahrt sind die meisten Börsen am Donnerstag geöffnet. In den USA steht die Veröffentlichung des BIP an. Es ist bereits die zweite Veröffentlichung. Die ersten Zahlen hatten eine Schrumpfung um 0,3 Prozent signalisiert.
Am Freitag lohnt sich ein Blick nach Asien und Australien. Die Japaner verarbeiten Daten zur Inflation, Industrieproduktion und zum Einzelhandel. In Down Under werden die Baugenehmigungen und die Einzelhandelsumsätze veröffentlicht. Die Einnahmen des Einzelhandels stehen auch in Deutschland auf dem Programm. Später folgen die Inflationsdaten der einzelnen Bundesländer. Der PCE-Kernrate-Preisindex ist eine der wichtigsten Kennzahlen der Federal Reserve, um die Inflationsentwicklung in den USA zu analysieren. Die persönlichen Einnahmen und Ausgaben der US-Bürger, der Chicago Einkaufsmanagerindex und die endgültigen Zahlen der Uni Michigan zur Konsumstimmung schließen die Woche ab.
Die Börsen tendieren weiterhin zu sicheren Häfen
Von der Unsicherheit an den Märkten zeugt nicht nur die Achtbahnfahrt, die alle großen Aktienindizes vollziehen. Ein weiteres Indiz ist der Goldpreis, der sich stabil über 3.300 US-Dollar hält. Der erste Ausbruch über 3.345 Dollar war zwar nicht nachhaltig, aber die Bullen haben noch nicht aufgegeben. Gefährlich würde es für sie erst unter 3.260 Dollar werden. Dann wäre zumindest ein Test der 3.200 denkbar.

Der Ölpreis bildet die konjunkturelle Skepsis der Märkte ab. Die 60-Dollar-Marke konnte zwar verteidigt werden, aber eine nachhaltige Gegenbewegung blieb bisher aus.

Zum Schluss ein Blick nach Russland: Vom kriegsbedingten Absturz 2022 hat sich der RTSI bis heute nicht erholt. Das recht ordentliche BIP basiert ausschließlich auf dem Rohstoff- und dem Rüstungssektor.

Titelbild: Beckele / pixelio
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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