
Handelskrieg dürfte den Markt weiterhin beeinflussen

Die Lage im Handelskrieg der USA gegen die ganze Welt wird immer unübersichtlicher. Nachdem US-Präsident Donald Trump zunächst eine Zollorgie gefeiert hatte, nahm er viele Tarife wieder zurück. Die Maßnahme gilt jedoch nur vorübergehend, und die Lage bleibt unübersichtlich.
Wie hoch wird der Schaden durch einen Handelskrieg?
Diese Frage stellen sich zahlreiche Händler. Der Kursverlauf der vergangenen Woche zeigte, wie schwer es aktuell ist, die Folgen des Handelskriegs des Weißen Hauses einzuschätzen. Die Verschiebung der Strafzölle um 90 Tage konnte die Märkte nur kurz beruhigen, ehe die Aktienindizes wieder zurückfielen.
Es gibt inzwischen einige Signale, die für Verhandlungen sprechen. Zudem scheint Donald Trump verstanden zu haben, dass der Handelskrieg möglicherweise die USA am stärksten trifft. Die Frage ist jedoch, ob Trump wirklich bereit ist, seine Politik wirklich zu korrigieren.
Lockerungen im Handelskrieg sind keine Kehrtwende
Ein Erfolg von Donald Trump ist es zweifellos, dass er die Techgiganten von seiner Politik überzeugt hat. Dass er jetzt Elektronik auch aus China von den Zöllen ausnimmt, dürfte ein Zugeständnis an Apple und Google sein, die ihre Smartphones in China oder Vietnam produzieren lassen.
Zudem pausieren bei Weitem nicht alle Maßnahmen. So bleiben die Abgaben auf Stahl, Aluminium und Autos bestehen. Zwar gibt es aktuell die Hoffnung für Verhandlungen, aber wie wahrscheinlich ist ein positiver Ausgang? Die Verhandlungen zum Freihandelsabkommen USA – EU beendete Donald Trump 2017. Jetzt gibt es Stimmen, diese Gespräche wieder aufzunehmen. Das Problem ist, dass dies möglicherweise das Handelsbilanzdefizit der USA weiter steigen lassen würde.
Die US-Schwäche im Export liegt nicht an unfairen Handelsbedingungen
Das Problem der USA liegt zumindest in Europa nicht an den Zöllen, die die EU erhebt. Es ist zwar richtig, dass Brüssel etwas höhere Zölle als die USA erhob. Andererseits konnten dafür Meta, Google & Co. die Gewinne auf Werbung fast unversteuert einkassieren. Mit der pauschalen Erhöhung der Zölle um zehn Prozent haben sich die USA klaren Vorteil verschafft.
Damit kann die Trumpadministration die heimische Wirtschaft sicherlich etwas schützen. Allerdings sind die US-Unternehmen vielfach von Zulieferern aus dem Ausland abhängig, was auch US-Produkte teurer werden lässt. Deshalb ist es richtig, dass der Handelskrieg allen Ländern schadet. Die größten Opfer haben wahrscheinlich die USA-Verbraucher zu tragen.
Dass durch Trumps Maßnahmen der Export gestärkt wird, ist eher unwahrscheinlich. US-Hersteller werden etwa durch die EU nicht vom Anbieten ihrer Waren behindert. Vielmehr ist es so, dass US-Produkte häufig nicht den Bedürfnissen der Europäer entsprechen. Die Vorlieben von Menschen lassen sich jedoch durch Zölle nicht beeinflussen.
Schwierige Prognose über die Auswirkungen vom Handelskrieg
Es ist schwierig, welche Folgen der Handelskrieg hat. Besonders der Konflikt mit China könnte schwere Verwerfungen der globalen Konjunktur hervorrufen, die weltweit spürbar sein werden. Sollten die aktuellen Zölle bestehen bleiben, dürften die chinesischen Unternehmen versuchen, ihre Produkte auf anderen Märkten zu platzieren.
Auch Europa könnte mit Waren zu Dumpingpreisen geflutet werden. Sie würde die einheimische Industrie vor große Herausforderungen stellen. Auch wenn die Volksrepublik sich aktuell sehr unnachgiebig zeigt, halte ich Verhandlungen mit den USA für wahrscheinlich. Es ist also nicht sicher, dass wir wirklich in eine Weltwirtschaftskrise schlittern. Ich habe den Eindruck, dass US-Präsident Donald Trump verstanden hat, dass er die Märkte überfordert hat. Die Frage ist, wie er jetzt gesichtswahrend aus dieser Situation kommt.
Wahrscheinlich sind Verhandlungslösungen, die der US-Präsident dann als persönlichen Erfolg feiern kann. Wahrscheinlich ist, dass die Märkte zunächst auf solche Ergebnisse hoffen. Sollten ernsthafte Verhandlungen stattfinden, könnte der Markt Zuversicht gewinnen und wieder mehr Geld in Aktien investieren.
Interessante Daten der letzten Woche
Der von Donald Trump entfachte Handelskrieg überschattet zwar das Börsengeschehen, aber die Realwirtschaft macht keine Pause. So lohnt es sich, auf die Daten der letzten Woche zu schauen.
Allgemein fiel in der letzten Woche auf, dass die Anleihezinsen bei Auktionen verschiedener Staaten im Vergleich zu den vorangegangenen Veranstaltungen gesunken sind. Die Märkte sind wieder zuversichtlicher, dass die Notenbanken ihre geldpolitischen Lockerungen fortsetzen. Die deutsche 10-Jahres-Anleihe pendelte zuletzt zwischen 2,5 und 2,7 Prozent. Auch hier war die Unsicherheit der Anleger in der vergangenen Woche unübersehbar.
Gegen den Trend entwickelt sich weiterhin die US-Anleihe. Die steigenden Zinsen sind ein untrügerisches Zeichen, dass dem Markt aktuell das Vertrauen in die US-Administration abhandengekommen ist. Es wird sichtbar, dass die Anleger Kapital aus dem einst sicheren Dollar-Hafen abziehen.
In Neuseeland hat die Notenbank den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt und entsprach damit den Markterwartungen. Der Leitzins liegt nun bei 3,5 Prozent.
China meldete schwache Inflationsdaten. Zwar verringerte sich das Jahresminus im Vergleich zum Vormonat von -0,7 auf -0,1 Prozent, aber die Erzeugerpreise zeigten die umgekehrte Richtung: nach -2,2 waren es im März -2,5 Prozent. China steht auch ohne den Handelskrieg mit den USA vor großen Herausforderungen, die den deutschen Export beeinflussen dürften. Erstaunlich ist, dass sich die Sozialleistungen in der Volksrepublik innerhalb eines Monats verdoppelt haben.
Die Inflation in den USA ging im März deutlicher zurück als erwartet. Eine aufgrund der Zölle deutlich gestiegene Teuerung lässt sich aus diesen Daten nicht herauslesen. Der Verbraucherpreisindex stieg im März auf Jahresbasis um 2,4, die Kernrate um 2,8 Prozent. Im Vormonat waren es 2,8 und 3,1 Prozent. Auch der Erzeugerpreisindex blieb deutlich unter den Erwartungen. Sehr schwach zeigte sich dagegen die Konsumstimmung der Uni Michigan. Auch die Inflationserwartungen bereiten eher Sorgen.
Erstaunlich gute Wirtschaftsdaten kamen aus Großbritannien. Das BIP legte im Februar um 0,5 Prozent im Vergleich zum Januar zu. Die Industrieproduktion verzeichnete ein Plus von 1,5, das wichtige verarbeitende Gewerbe sogar von 2,2 %. Diese Werte müssen allerdings in den kommenden Monaten bestätigt werden, denn das Jahresplus in der Industrie liegt nur bei 0,1 Prozent.
DAX könnte sich erholen
Der DAX vollzog in der vergangenen Woche eine wilde Achterbahnfahrt. Wie erwähnt, könnte der Markt im Handelskrieg zunächst auf Verhandlungslösungen hoffen. Der Ichimoku im Stundenchart ist aktuell neutral, könnte aber nach Handelsbeginn sogar ein Kaufsignal senden, wenn der Dax mit einem Plus beginnt. Die wichtigste Unterstützung liegt am Monatstief bei 18.800 Punkten. Zudem ist zwischen 20.380 und 20.090 Support zu erkennen. Widerstand besteht wohl bei 21.460 und bei 22.151. Überspringt der DAX diese Marke, dürfte dies ein sehr bullishes Signal sein.
Im S&P500 zeigte sich der Ichimoku schon am Freitagabend bullish. Über 5.390 sollte bei 5.505 Widerstand liegen. Darüber sollte das Risiko eines neuerlichen Absturzes sinken. Support ist um 5.105 zu sehen. Darunter dürfte ein erneuter Test der 4.800 wahrscheinlich sein.
Ausblick auf die Termine der kommenden Woche
Am Montag werden in Japan die Daten der Industrieproduktion veröffentlicht. China meldet zudem seine Handelsbilanz. Am Dienstag stehen die Arbeitsmarktdaten aus Großbritannien und die ZEW-Konjunkturerwartungen aus Deutschland sowie der Eurozone im Fokus. Am Nachmittag folgen die Import- und Exportpreise sowie der NY Empire State Herstellungsindex aus den USA. Zudem spricht am Abend EZB-Präsidentin Christine Lagarde.
Die chinesische Statistikbehörde veröffentlicht am Mittwoch die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus der Volksrepublik. Am Vormittag blicken die Märkte auf die Inflationsdaten aus Großbritannien und der Eurozone. Für die USA stehen die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion im Wirtschaftskalender. Die Bank of Canada entscheidet über ihre Geldpolitik. Fed-Chairman Jerome Powell hält am Abend eine Rede.
Am Donnerstag steht die japanische Handelsbilanz im Fokus. Australien meldet die Arbeitsmarktdaten und Deutschland den Erzeugerpreisindex. Am Nachmittag schauen die Märkte auf die Baubeginne, Baugenehmigungen und den Philly-Fed-Herstellungsindex aus den USA. Zudem entscheidet die Europäische Zentralbank über den Leitzins. Die Märkte rechnen mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte. Am Karfreitag sind die meisten Börsen geschlossen.
Anmerkung: Diese Markteinschätzung dient der Information und ist keine Handelsempfehlung. Ich bin in den besprochenen Handelsinstrumenten aktuell nicht investiert.
Titelbild: I. Rasche / pixelio.de
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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