
Rumänien: Der Bär ist los

Bären waren einst in ganz Europa heimisch. Heute ist das majestätische Tier bis auf wenige Ausnahmen aus unseren Wäldern verschwunden. Rumänien ist eines der wenigen Länder, die noch heute eine beachtliche Population aufweisen können. Die Begegnungen zwischen Meister Petz und dem Menschen nehmen zu. Dies birgt eine Gefahr für uns, die wir selbst erzeugt haben.
Unwillkommener Meister Petz
Wenn wir in unseren Breiten an einen Bären denken, ist es ein Teddy oder ein Gummibär. Für die meisten von uns weckt der Bär ein freundliches Bild. Der echte Meister Petz ist jedoch ein wildes Raubtier, das glücklicherweise bis auf wenige Ausnahmen scheu ist. Wenn sich doch einmal ein Tier über die Alpen nach Bayern traut, machen die Behörden kurzen Prozess: Stichwort.
Der Konflikt zwischen Mensch und Bär ist lang. Einst stritt der mächtige Höhlenbär mit unseren Vorfahren um die Höhlen der Region. Der Mensch gewann den Kampf und verdrängte das Tier nach Süden und Südosten Europas. In Transsilvanien leben heute noch etwa 8.000 Tiere.
Naturparadies Rumänien
Die Karpaten erfreuen sich bei Wanderern großer Beliebtheit. Besonders Naturfreunde erfreuen sich an der urwüchsigen Landschaft. In dieser intakten Landschaft leben Bären, Wölfe und Luchse. Normalerweise sind die Wildtiere so scheu, dass Wanderer sie nicht zu Gesicht bekommen.
Klare Bäche fließen durch verschlafene Dörfer und schaffen ein Bilderbuchidyll. Im Winter locken zahlreiche Skigebiete zum Gaudi im Schnee. Letzteres hat jedoch auch Schattenseiten. Die Wildnis muss zum Vergnügen des Menschen immer weiter zurückweichen. Nicht immer geht dies ohne Konflikte aus.
Bären sind faul
Meister Petz schätzt ein bequemes Leben. Normalerweise lebt er zurückgezogen in den Tiefen der Wälder. Neue Straßen, Skigebiete und Ortschaften lassen seinen Lebensraum jedoch immer weiter schrumpfen. Immer häufiger kommt es dadurch zu Begegnungen zwischen dem Bären und dem Menschen.
Die Tiere haben gelernt, dass es in den Dörfern Futter gibt. Im Müll oder auf den Obstplantagen gibt es immer etwas zu fressen. Viele Bären verzichten inzwischen auf den Winterschlaf. Sie können sich darauf verlassen, dass der Mensch sie ausreichend versorgt. Teilweise werden die Bären wie in einem Zoo gefüttert.
Bären haben es in Rumänien gut
Wer Bären live sehen möchte, schließt sich Führungen an. Es gibt zwar keine Garantie, dem Meister Petz zu begegnen. Die Führer tun jedoch alles, um ein paar pelzige Gesellen anzulocken. Manchmal reicht es jedoch, einfach durch ein Dorf zu laufen und wachsam um sich zu schauen.
Die Bewohner freuen sich über die „Gäste auf vier Tatzen“ nicht. Für viele ist es inzwischen eine Plage. Da der Abschuss von Bären nur in begründeten Ausnahmefällen erfolgen darf, vermehrt sich die Population. Dabei fressen die Raubtiere nicht nur Äpfel und andere in den Müll geworfene Essensreste. Sie greifen auch Nutztierherden an.
Keine Kuscheltiere
Auch am Straßenrand werden die Braunbären fündig. Viele Autofahrer bleiben stehen, wenn sie Bären sehen und füttern sie. Für die Tiere ist es wie in einem Schlaraffenland. Leider zeigen sie sich nicht immer dankbar. Die Zahl der Begegnungen zwischen Mensch und Bär nahm in den vergangenen Jahren deutlich zu. Dabei kam es bedauerlicherweise auch regelmäßig zu Angriffen auf Menschen.
Inzwischen ist die Gefahr einer unfreiwilligen Begegnung mit dem Bären in Rumänien so groß, dass das Auswärtige Amt in Berlin ausdrücklich davor warnt. Die Diplomaten berichten über „schwere, teils tödliche Angriffe auf Passanten und Wanderer“.
Was tun, wenn einem in Rumänien der Bär gegenübersteht?
Zunächst das Positive: Der Mensch steht eigentlich nicht auf dem Speiseplan eines Braunbären. Im Gegenteil: Das Tier erhofft sich wahrscheinlich Nahrung. Trotzdem solltest Du nicht versuchen, Meister Petz zu füttern. Wenn Du einen Bären siehst, solltest Du Abstand halten. Bleibe stehen und versuche gelassen zu bleiben.
Vermeide hektische Handbewegungen. Besser ist es, ruhig auf den Bären einzusprechen und immer eine Fluchtmöglichkeit zu lassen: Fühlt sich das Tier eingeengt, könnte es angreifen. Ziehe Dich langsam zurück, um zu signalisieren, dass Du ihm nicht sein Revier streitig machen möchtest. Auf keinen Fall solltest Du den Bären mit Steinen oder Ästen angreifen. Das Tier gewinnt einen solchen Kampf. Verzichte also auf jede Mutprobe.
Menschen stehen nicht auf dem Speiseplan
Wenn sich der Bär aufrichtet, muss das kein Zeichen von Aggressivität sein. Häufig ist es ein Zeichen von Neugier. Auf zwei Beinen hat man einen besseren Überblick. Wir Menschen kennen diesen Vorteil. Sollte der Bär doch auf Dich zukommen, empfehlen Experten, sich auf den Bauch zu legen oder auf den Weg zu kauern. Ein Rucksack kann den Rücken schützen. Normalerweise verliert der Bär dann das Interesse an Dir. Vielleicht beschnuppert er Dich. Bleibe einfach ruhig.
Solange sich Bären nicht bedroht fühlen, sind sie eigentlich kaum gefährlich. Menschen stehen nicht auf seinem Speiseplan. Halte Abstand, versuche auch nicht ein Selfie mit dem Tier zu machen. Generell solltest Du im Wald wachsam sein und möglichst einer Begegnung mit einem Bären aus dem Weg gehen. Wie bei uns Menschen gibt es auch unter den Tieren unberechenbare Exemplare. Obwohl sich der Bär in Rumänien an den Menschen gewöhnt zu haben scheint, bleibt er ein wildes Tier. Im vergangenen Jahr bezahlte eine junge Wanderin in den Südkarpaten ihre Begegnung mit dem Leben.
Titelbild: Bruno Glätsch / pixelio.de
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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