Kommt jetzt eine Weltwirtschaftskrise?

Weltwirtschaftkrise in Sicht? Bild: Joerg Trampert / pixelio.de

Donald Trump hat seine Ankündigung wahr gemacht und in der vergangenen Nacht Zölle auf Waren aus nahezu der gesamten Welt verhängt. Überrascht zeigten sich einige Beobachter davon, was der US-Präsident unter „Reziprok“ versteht. Sollten die USA diese Zollpolitik tatsächlich durchziehen, könnte eine Weltwirtschaftskrise drohen.

Zölle auf alles – einige Analysten befürchten eine Weltwirtschaftskrise

Die USA werden künftig nahezu alle importierten Waren mit einem Zoll von mindestens zehn Prozent belegen. Hinzu kommen zusätzliche Abgaben, die sich am US-Handelsdefizit mit den jeweiligen Ländern orientieren. So verteuern sich etwa australische Waren lediglich um zehn Prozent. Chinesische Unternehmen zahlen zu den bereits beschlossenen 20 Prozent zusätzliche Zölle in Höhe von 34 Prozent. 

In dieser Hinsicht kann sich die Europäische Union fast glücklich schätzen, dass ihre Waren größtenteils mit 20 Prozent verzollt werden. Autos und Stahl sind teurer, während Arzneimittel zunächst verschont bleiben. Die Folgen für die ohnehin schwächelnde Konjunktur sind schwer absehbar. Einige Analysten warnen vor einer tiefen Weltwirtschaftskrise.

Geht es Trump wirklich um Gerechtigkeit?

In einigen Punkten hat der US-Präsident recht. So verzollt die Europäische Union US-Importe stärker, als es umgekehrt der Fall ist. Auf dem Dienstleistungssektor exportiert Deutschland mehr in die USA als es von dort importiert. Die Leistung der Tech-Unternehmen verschiebt den Leistungsüberschuss also nicht zugunsten der USA. 

Der Leistungsbilanzüberschuss betrug im Jahr 2023 laut der Deutschen Bundesbank 105 Milliarden Euro und widerspricht der Argumentation aus Europa. Donald Trumps Kritik ist also nicht unbegründet. Es stellt sich die Frage, warum die EU dieses seit Langem bekannte Problem nicht in der Zeit der Biden-Administration angegangen ist. Trump versucht offenbar, mit den globalen Zöllen ein aus seiner Sicht globales Ungleichgewicht zu bekämpfen. Dazu setzt er auf maximalen Druck, der eine Weltwirtschaftskrise auslösen könnte.

Warum könnte eine Weltwirtschaftskrise entstehen?

Die USA führen die Zölle in einer Zeit ein, in der die globale Konjunktur bereits mit erheblichen Schwierigkeiten kämpft. Dies dürfte dem Weißen Haus bei seinen Plänen, Amerika wieder großzumachen, relativ egal sein. Paradoxerweise könnte jedoch ausgerechnet die US-Wirtschaft der Ausgangspunkt einer Weltwirtschaftskrise werden.

Die Trump-Administration verschont auch US-Unternehmen nicht von den Zöllen. In der amerikanischen Autoindustrie stammen nicht selten mehr als 50 Prozent der verwendeten Teile aus dem Ausland. Es ist unmöglich, diese Komponenten sofort in den USA fertigen zu lassen. Somit werden nicht nur ausländische, sondern auch amerikanische Produkte teurer. Dies schwächt die Kaufkraft der Verbraucher. Ein daraus resultierender sinkender Konsum in den USA könnte sich in eine Weltwirtschaftskrise ausweiten.

Lässt sich eine Weltwirtschaftskrise vermeiden?

Sollten Verhandlungen zu einem Kompromiss führen, sind massive Schäden für die globale Wirtschaftsordnung noch vermeidbar. Es stellt sich jedoch die Frage, wie kompromissbereit die Trump-Administration ist. Ob es genügt, dass die EU ihre Handelshemmnisse beseitigt, bleibt abzuwarten. Hier gäbe es sicherlich Verhandlungsspielraum, um den Handel mit den USA nicht unnötig zu beschädigen. 

Ein Konsens zwischen Europa und den USA könnte die Wahrscheinlichkeit einer Weltwirtschaftskrise verringern. Für die deutsche Wirtschaft ist es jedoch ebenso wichtig, wie sich die Konjunktur in China entwickelt. Schließlich hat die Volksrepublik einen noch größeren Leistungsbilanzüberschuss mit den USA als die EU.  Uns stehen also unsichere Zeiten bevor.

Der DAX reagierte bereits im Vorfeld der Ankündigung negativ und setzte die heute Talfahrt fort. Aktuell testet er die Unterstützung um 21.850/785.

Im Chart ist zwar ein Stabilisierungsversuch zu sehen, aber ein Bruch des Supports könnte die Bären in Richtung 21.100 treiben. 

Gemischte Wirtschaftszahlen

Die jüngsten Konjunkturdaten fielen gar nicht so schlecht aus. In Japan zeigten die Tankan-Indizes etwas mehr Optimismus als erwartet. In der Eurozone ging die Kerninflation etwas deutlicher zurück als erwartet und lag nach vorläufigen Zahlen im März bei 2,4 Prozent. Dagegen enttäuschte der ISM Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA – mit 49,0 Punkten rutschte er deutlich unter die Wachstumsschwelle 50. 

Zudem nahm die Zahl der offenen Stellen in den Vereinigten Staaten ab. Demgegenüber steht jedoch ein positiver ADP-Arbeitsmarktbericht, der die Anleger optimistisch auf die morgen erscheinenden großen Arbeitsmarktdaten blicken lässt. Recht robust zeigen sich die Einkaufsmanagerindizes für das Dienstleistungsgewerbe in China und der Europäischen Union. 

Dass die Inflationsgefahr nicht gebannt ist, zeigt der Erzeugerpreisindex der Eurozone für den Februar. Im Vergleich zum Vorjahr mussten die Unternehmen drei Prozent mehr zahlen. Im Vormonat stand ein Plus von 1,7 Prozent zu Buche.

Sichere Häfen gefragt

Die aktuellen Wirtschaftsdaten zeigen bislang keine Anzeichen einer sich anbahnenden Weltwirtschaftskrise. Wie sich die gestrigen Entscheidungen aus Washington tatsächlich auswirken, werden wir erst in einigen Monaten sehen. Schon jetzt senken jedoch die Analysten Ihre Wachstumsprognosen und befürchten eine höhere Inflation. 

Für den Aktienmarkt sind dies keine guten Aussichten. Anleger verlagern bereits seit mehreren Wochen ihr Kapital in sichere Häfen. Ein Profiteur ist Gold, auch wenn der Preis des gelben Metalls heute deutlich nachgibt. Nach der jüngsten Rally gilt eine Korrektur als gesund.

Bitcoin wird hingegen weiterhin nicht als sichere Alternative gesehen. Die Kryptowährung scheitert erneut am Widerstand bei 88.740 US-Dollar und bleibt damit weiterhin ein überwiegend spekulatives Asset. Der Dailychart zeigt aktuell einen Stabilisierungsversuch, für dessen Erfolg eine Überwindung des Widerstands hilfreich wäre. 

Im Wochenchart ist das Doppeltop bei knapp 110.000 US-Dollar zu sehen. Die Korrektur kommt also nicht von ungefähr. Nach der Vervierfachung des Bitcoin-Wertes innerhalb von gut einem Jahr könnte sich die Korrektur weiter ausweiten. Potenzielle Ziele für die Bären liegen bei 71.980 oder an der Ichimoku-Wolkenlinie bei 50.000 US-Dollar. 

Der Ichimoku des Dailychart sendet bereits bearishe Signale.

Kommt nun eine Weltwirtschaftskrise?

Die Rahmenbedingungen haben sich mit der Einführung der US-Zölle für die globale Wirtschaft verschlechtert. Ob sich daraus eine Weltwirtschaftskrise entwickelt, bleibt jedoch ungewiss – eine absolute Antwort gibt es auf die Frage nicht.

Titelbild: Joerg Trampert  / pixelio.de

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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