Großbritannien: Spontane Kurzreisen nicht mehr möglich

Großbritannien

Bisher haben wohl die meisten Briten auf die versprochenen Vorteile eines Brexits vergeblich gewartet. Die Abkopplung vom europäischen Binnenmarkt hatte für Verbraucher und Unternehmer eher negative Auswirkungen. Nun bangt die Tourismusindustrie in Großbritannien um eine wichtige Einnahmequelle – die Kurzreisenden.

Mal schnell über die Feiertage nach London fliegen?

Vor dem Brexit war es kein Problem, spontan über ein langes Wochenende nach London zu reisen und in den Clubs zu feiern. Für die Einreise reichte der Personalausweis aus. Seit dem Brexit wurde es schon komplizierter, denn seither verlangen die Behörden in Großbritannien die Vorlage eines Reisepasses. 

Abgesehen von den einmaligen Kosten für das Reisedokument gab es jedoch keine weiteren Einschränkungen. So konnten EU-Bürger weiterhin spontan einen Flug buchen und ins Vereinigte Königreich reisen. Trotzdem sahen Tourismus-Manager auf der Insel diese Umstellung kritisch. So berichteten Betreiber von Sprachreisen, dass Lehrer kaum noch Chancen haben, solche Reisen zu organisieren

Die Einreise nach Großbritannien wird komplizierter und teurer

Seit heute (2. April 2025) erfordert eine Reise nach Großbritannien eine sorgfältige Vorbereitung – und mehr Geld. Zwar verlangt das Vereinigte Königreich von EU-Bürgern weiterhin kein Visum, doch ganz ohne Einreisegenehmigung dürfen die Reisenden nicht mehr ins Land.  Als Vorbild für diese Regelung dienten den britischen Behörden die Einreisebestimmungen der USA und Kanadas. 

Ab sofort ist auch in Großbritannien eine elektronische Einreisegenehmigung (ETA) erforderlich. Wer ohne diesen Antrag an der Grenze erscheint, wird zurückgewiesen. Ob die neue Regelung tatsächlich die Sicherheit im Vereinigten Königreich erhöht, dürfte fraglich sein. Sicher ist jedoch, dass sie neue Einnahmen in die Staatskasse spült. Die Beantragung der ETA kostet anfangs zehn Britische Pfund (etwa 12 Euro) pro Person. Schon am 9. April 2025 steigt die Gebühr auf 16 Pfund Sterling (etwa 20 Euro).

Antrag für Einreise nach Großbritannien nur online möglich

Reisende müssen ihren Antrag online über ein Regierungsportal stellen, das am 2. April überlastet war. Nutzer mussten mehrere Minuten warten. Mein Versuch endete damit, dass das System einen Timeout meldete und ich noch einmal von vorn beginnen musste. Dieses Mal wurde ich auf eine alternative Möglichkeit verwiesen. Ich sollte eine App herunterladen und den Antrag dort stellen. Ich habe diese Option nicht ausprobiert. Laut ADAC müssen die Antragsteller einige persönliche Fragen beantworten, etwa nach dem Job oder ob sie schon einmal strafrechtlich verurteilt wurden.

Die Antragsteller müssen ferner je ein Foto des Reisepasses und ein digitales Porträt-Foto hochladen. Dieses darf nicht älter als sechs Monate sein. Beide Bilder müssen zudem scharf sein. Weitere Anforderungen scheint es nicht zu geben. Die britischen Behörden geben die Bearbeitungszeit mit maximal 72 Stunden an. Die ETA ist nach der Erteilung zwei Jahre gültig und kann mehrfach für den Besuch Großbritanniens genutzt werden. 

Tourismusindustrie in Großbritannien befürchtet Besucherrückgang

Die britische Tourismusindustrie befürchtet einen Besucherrückgang aus Europa. Besonders im Bereich der Kurzreisen könnten sich europäische Reisende für andere Ziele wie Paris oder Barcelona entscheiden. Laut VisitBritain verzeichnete Großbritannien im Jahr 2024 mehr Touristen aus den USA und China. Dass diese den erwarteten Besucherrückgang aus Europa vollständig kompensieren, bezweifeln Branchenexperten. 

Titelbild: Marcel Klinger / pixelio.de

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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