Die deutsche Automobilbranche schwächt den Dax
Eine erwartbare kurze Erholungsbewegung im Dax hielt nicht lange an. BMW und VW sorgten für schlechte Stimmung am Markt.
Hausgemachtes Ungemach
Die deutsche Automobilbranche gehörte einst zu den industriellen Aushängeschildern des Landes. Diese Zeiten sind lange vorbei. Schon der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder musste die Autobauer vor mehr als 25 Jahren durch Kaufprämien stützen. Inzwischen steht die Branche erneut unter Druck. Diesmal verweigert die Bundesregierung solche Subventionen, was einige als schlechte Politik brandmarken. Möglicherweise zurecht, denn die hohen Energiepreise gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie.
Dies allein reicht jedoch nicht aus, um die Schwäche in der Automobilbranche zu erklären. Dass viele Probleme eher hausgemachter Natur sind, zeigte heute BMW. Das Unternehmen ruft 1,5 Millionen Autos wegen fehlerhafter Bremssysteme zurück. Auch die Auslieferung von Neuwagen verzögert sich. Die BMW-Aktie brach nach einer Gewinnwarnung um gut elf Prozent, die Papiere von Bremsen-Hersteller Continental um gut sechs Prozent ein. Hinzukommen bei BMW ernüchternde Absatzzahlen in China.
Heißer Herbst bei Volkswagen
Wie erwartet, kündigte der Wolfsburger Autobauer heute die Tarifverträge und damit die 30-jährige Praxis des Verzichts auf betriebsbedingte Kündigungen. Dies ruft beim Betriebsrat Empörung hervor. Er kündigt gemeinsam mit der IG Metall erbitterten Widerstand an. Für die Geschäftsleitung dürften unruhige Zeiten ins Haus stehen. Während die Arbeitnehmer harte Einschnitte befürchten, konnten sich die Aktionäre zuletzt noch über hohe Dividenden freuen. Ob die Anleger in Zukunft den Gürtel auch enger schnallen müssen, erfahren wir voraussichtlich am 30. Oktober. Dann veröffentlicht Volkswagen die Zahlen für das vierte Quartal.
Auch die chemische Industrie gibt sich pessimistisch
Für den Dax war das nicht die einzige Hiobsbotschaft. Der Verband der chemischen Industrie sieht ebenfalls kein Licht am Horizont. Für das zweite Halbjahr rechnet der VCI mit nachlassenden Geschäften.
Gewinner waren die Immobilienwerte, welche von den Zinserwartungen profitieren. Sowohl von der EZB als auch von der Fed erwartet der Markt Zinssenkungen. Die Europäischen Zentralbank dürfte den Zins am Donnerstag um 25 Basispunkte verringern. Eine Chance auf eine Zinssenkung um 0,5 Prozent sieht der Markt in der kommenden Woche, wenn die Fed ihre Geldpolitik beschließt. Die Aktie von Vonovia legte gut zwei Prozent zu. EURUSD ist auf dem Weg unter die 1,10.
Dax scheitert am Widerstand
Am Montag und Dienstag gab keine relevanten Daten aus der Eurozone. Die Verbraucherpreise aus Deutschland waren die zweite Lesung und brachten keine Überraschung. Japan meldete gestern für das zweite Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent, die Analysten hofften auf 0,8 Prozent. Am Mittwoch veröffentlichen die USA ihre Inflation. Mehr Termine gab es im Wochenausblick.
Der Dax erholte sich gestern bis 18.500 Punkte und scheiterte dort am Widerstand. Support liegt bei 18.125 bis 18.080 Punkten.
In den USA stehen die Aktien der Banken unter Druck. Hier rechnen die Anleger mit geringeren Margen, wenn die Fed in der kommenden Woche wie erwartet die Zinsen senkt. Zudem berichten die Händler von Zurückhaltung vor der Veröffentlichung der Inflationsdaten am Mittwoch.
Vorher findet in der Nacht zum Mittwoch das TV-Duell zwischen den Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump statt. Analysten erwarten übrigens, dass ein Wahlsieg von Donald Trump den US-Dollar stärken würde.
Bei den Einzelwerten überzeugte ORACLE mit starken Quartalszahlen. Die Aktie legte deutlich zu. Apple geriet etwas unter Druck, nachdem der Europäische Gerichtshof die irische Steuernachforderung in Höhe von 13 Milliarden Euro bestätigt hatte. Der S&P 500 versucht über den Widerstand bei 5.490 zu kommen. Ob er dies nachhaltig schafft, hängt wohl vom TV-Duell in der Nacht ab.
Titelbild: Pexels from Pixabay
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