Blackouts: Wenn der Strom ausbleibt
Blackouts gehören zu den Ängsten, die in Deutschland präsent sind. Zu den Sorgen zählt eine fehlende Grundlast, wenn Sonne und Wind nicht funktionieren. Ein rohstoffreiches, vermögendes Land zeigt jetzt, dass die Probleme in der Stromversorgung tiefer liegen.
Zum Leben zu heiß
Als ich zum ersten Mal die Vereinigten Arabischen Emirate bereiste, fragten mich Einheimische, ob ich nicht in Dubai arbeiten und leben wollte. Ich lehnte freundlich ab, was wahrscheinlich viele Leser nicht verstehen. Während meines Aufenthaltes im April war es dort schon wärmer als im deutschen Sommer und ich konnte mir ein Leben bei über 40 Grad Celsius nicht vorstellen.
Die Menschen dort sahen dies nicht als Problem an, denn die Autos und die Wohnungen sind klimatisiert und im Freien hält sich in der heißen Jahreszeit ohnehin keiner auf. Meinen Einwand, ich müsse ja einkaufen gehen, wischten die Einheimischen weg. Sie fahren mit dem Auto an die Tankstelle, die sie als „Aldi“ von Dubai priesen. Aussteigen müssen die Fahrer nicht, denn das Tanken und den Einkauf erledigt das Personal. Dies sind meist Pakistani, die im Emirat als eine Art Leibeigene leben.
Der Klimawandel heizt die Wüste auf
Inzwischen sind in der Region 50 Grad keine Seltenheit mehr. Die Klimaanlagen leisten Schwerstarbeit, um die Räume auf ein erträgliches Maß zu kühlen. Blackouts werden schnell zu einer existenzbedrohenden Katastrophe. En Beispiel sind Menschen, die auf eine Sauerstoffflasche zum Atmen angewiesen sind. Ohne Strom funktioniert diese nicht und wenn die Elektrizität für zwei Stunden ausfällt, wird dies zum Problem.
In Ländern wie Ägypten oder dem Irak stellen sich die Menschen mit Notstromaggregaten auf diese Gegebenheiten ein. In anderen Staaten gehören regelmäßige Stromausfälle zu den neueren Phänomenen, auf welche die Einwohner nicht vorbereitet sind. Kuwait hat seit etwa 2006 darunter zu leiden. Wenn bei 50 Grad Celsius die Klimaanlage ausfällt, kämpfen selbst Kinder ums Überleben. Nicht auszudenken, wenn in Deutschland die Industrie für zwei Stunden stehenbliebe. Das Presseecho wäre wohl verheerend.
Grundlast allein löst das Problem nicht
In Deutschland gilt in der Energieversorgung die mangelnde Grundlast als Herausforderung der Zukunft. Wenn sich das Land autonom versorgen möchte, ist dies sicherlich ein wichtiger Aspekt. Kuwait besitzt sechs Prozent der globalen Ölreserven. Zwar stellte das Land am Golf die Stromerzeugung auf importiertes Gas um, dies ist jedoch nicht die wichtigste Ursache für die Stromausfälle. Der Grund liegt in der mangelnden Kapazitäten des Leitungsnetzes.
Die Elektrizitätswerke verfügen über ausreichende Möglichkeiten, um den erhöhten Strombedarf zu decken. Infolge des Klimawandels steigen die Lufttemperaturen deutlich. Entsprechend müssen die Klimaanlagen eine höhere Leistung erbringen, um die Raumtemperaturen auf ein erträgliches Maß zu kühlen. Helfen würde der Ausbau des Stromnetzes, aber hier zeigt sich in Kuwait eine Parallele zu Deutschland: Die Regierung von Kuwait kündigt seit 2006 Verbesserungen an.
Leider wurde bisher wenig von den Plänen umgesetzt. Eine Ursache ist die ausufernde Bürokratie, weshalb sich das Problem in den letzten Jahren immer weiter verschärft. Übrigens, Kuwait hat den starken Mann, den sich einige für Deutschland wünschen. Eine schnellere Lösung von Herausforderungen bringt dies offenbar nicht.
Höchste Stromlast der Geschichte
Inzwischen musste Kuwait den Strom rationieren. Bis zu zwei Stunden bleibt es dunkel. Die Blackouts gehen planmäßig vonstatten. Im Juni verschärfte die Regierung ihren Abschaltplan noch einmal. Im August bat das Energieministerium die Bürger, zwischen 11 und 17 Uhr Strom zu sparen, um ungeplante Blackouts zu vermeiden.
Laut Regierung führen mehrere Ursachen zur angespannten Situation. Im Juni registrierten die Stromnetzbetreiber die höchste Stromlast aller Zeiten. Ausgelöst wurde sie durch eine auch für Kuwait ungewöhnliche Hitzewelle. Ferner stellte das Energieministerium Engpässe in der Gaslieferung und ein unzureichendes Management in den Kraftwerken fest.
Was kann Deutschland aus den Blackouts lernen?
Aktuell besitzt die Bundesrepublik eine dezentrale Stromversorgung. Durch den Ausbau der Windenergie und der Abschaltung von Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen ändert sich dies. Der Wind weht insbesondere im Norden, während viele energieintensive Industrien im Süden des Landes zu Hause sind. Zwar erkannte die Politik, dass für den Transport des Stroms leitungsfähige Trassen nötig sind. Der Ausbau kommt jedoch weiterhin nur zögerlich voran.
Kuwait zeigt zudem, wie wichtig ausreichende Energiequellen sind. Es ist schwer, Strom ohne das erforderliche Gas zu produzieren. Auf Deutschland bezogen hieße dies: Was machen wir, wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint? Die sogenannte Dunkelflaute soll durch Stromspeicher ausgeglichen werden. Das Problem: Aktuell sind diese nicht vorhanden. Und so stellt sich die Frage, ob Deutschland die Energiewende vielleicht in der falschen Reihenfolge angeht.
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