Börse: Gelassenheit am Aktienmarkt

Börse


Hört man aktuell Politikern zu, scheint es, als stünden wir vor dem Weltuntergang. Die Börse schätzt die Lage offenkundig anders ein. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit, wie so oft, in der Mitte. Einige Risiken sind beim Blick auf die Wirtschaftsdaten nicht zu übersehen.


Europa: Auf der Suche nach dem Wachstum


Europa steckt in einer Wirtschaftskrise. Ein Befund, der lässt sich nicht wegdiskutieren lässt. Ob die Suche nach Schuldigen einen Aufschwung bewirken kann, dürfte eher unwahrscheinlich sein und die Börse auch nicht sonderlich interessieren. Hier sprechen die nackten Zahlen, und die fielen in dieser Woche nicht sonderlich erfreulich aus.


Gemischte Daten von der Inflation

Die Teuerung zeigt in den Ländern der Eurozone unterschiedliche Tendenzen. Während in Frankreich der Verbraucherpreisindex im Dezember nur um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stieg, legte die Inflation in Deutschland nach vorläufigen Zahlen um 2,6 Prozent zu. Preistreiber sind die Dienstleistungen, während die Energiepreise zurückgehen. Der Verbraucherpreisindex der Eurozone legte um 2,2 Prozent zu. Auch die Wirtschaftsumfragen der Europäischen Kommission zeigen deutlich, dass die Inflationserwartungen wieder steigen. Dies könnte Auswirkungen auf die Geldpolitik haben. Wie die Fed in den USA dürfte auch die EZB bei weiteren Zinssenkungen vorsichtiger agieren.

Die Wechselkursentwicklung von EUR/USD zeigt, dass die Börse offensichtlich die Inflationsgefahr in den USA größer einschätzt. Angesichts der Pläne der neuen Trump-Administration erscheint dies durchaus plausibel. Steuersenkungen könnten die Nachfrage und damit möglicherweise auch die Preise steigen lassen. Zölle werden am Ende ebenfalls vom Verbraucher getragen. EUR/USD bewegt sich Richtung Parität, wobei nicht klar ist, ob es tatsächlich zu einem Test der Marke 1:1 kommt.

Ein zu billiger Euro würde beispielsweise die Rohstoffpreise in der Eurozone steigen lassen. Dies würde die Kosten der Unternehmen erhöhen, die diese dann an die Verbraucher weitergeben. Ein schwacher Euro birgt also die Gefahr einer steigenden Inflation.

EUR/USD – Stundenchart


Es überrascht daher nicht, dass der Markt mit einer vorsichtigen EZB rechnet, was sich auch in den Zinsen für Staatsanleihen widerspiegelt. Bei der letzten Auktion musste das deutsche Finanzministerium deutlich über zwei Prozent anbieten und auch die an der Börse gehandelten Papiere verzeichnen spürbare Zinssteigerungen.

10-Jahres-Anleihe Deutschland


Börse bleibt übergeordnet zuversichtlich

Erstaunlich ist, dass die schlechten Wirtschaftsdaten aus dieser Woche bisher keine spürbaren Auswirkungen auf die Börse hatten. Die Einkaufsmanagerindizes für das Dienstleistungsgewerbe zeigten sich zwar freundlich, aber dies kann die Schwäche der Industrie nicht überdecken. Der Gesamtindex lag in Deutschland bei 48,0 und in der Eurozone bei 49,6 Punkten. Dies unterstreicht, dass die Stimmung der deutschen Manager deutlich schlechter ist als bei den Nachbarn.

Der Sentix-Konjunkturindex ging im Januar leicht von -17,5 auf -17,7 Punkte zurück. Die Stimmung bleibt also europaweit schlecht. Die Zahl der Automobilzulassungen gingen im Dezember in Deutschland um 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück.

Weiterhin erschreckend schlecht ist die Stimmung im deutschen Baugewerbe, für das der Einkaufsmanagerindex nur 37,8 Punkte (nach 38,0 im Vormonat) ausweist. Dies deutet nicht auf Anzeichen auf eine Erholung hin. Angesichts der Tatsache, dass Deutschland wohl bis mindestens in den Frühsommer keine handlungsfähige Regierung haben wird, dürfte sich daran so schnell nichts ändern.

Die Zahl der Industrieaufträge ging in Deutschland im November um 5,4 Prozent zurück, während die Europäische Kommission im Dezember ein abnehmendes Geschäftsklima und Verbrauchervertrauen feststellte. Dies sind eher keine Anzeichen, dass die Talsohle schon durchschritten ist. Besonders schlecht ist die Stimmung im europäischen Industriesektor.

Der Grund dafür liegt nicht nur an hohen Strompreisen und Steuern. Ein viel größeres Problem scheinen Managementfehler zu sein. Die europäische Industrie scheint wichtige technologische Trends verschlafen zu haben. Hinzukommt, dass die EU zwar viele Verbote ausspricht, jedoch Zukunftstechnologien nicht im gleichen Maße fördert wie beispielsweise China und die USA. Ein baldiges Umdenken in Brüssel, ist eher nicht zu erwarten.

Überraschend gut präsentierte sich im November die deutsche Industrieproduktion, die um 1,5 Prozent zum Vormonat zulegte. Im Vergleich zum Vorjahr steht jedoch ein Minus von 2,85 Prozent zu Buche. Schwache Industriedaten kamen aus Spanien und vor allem aus Österreich.


Börse weiter im Bereich der Hochs

Die Börse in Frankfurt und an anderen Marktplätzen zeigt sich von all diesen Fakten unbeeindruckt. Aktien gelten für die Anleger weiterhin als attraktives Asset. Im Vergleich zu anderen Anlagen scheinen die Wertpapiere immer noch die beste Rendite zu erzielen. Ein schönes Beispiel ist der DAX, der trotz düsterer Stimmung unter den Managern in den letzten zwölf Monaten um 22,2 Prozent zulegten.

Gerade mit Blick auf den automatisierten Handel gibt es aktuell wenige Argumente für einen in Kürze stattfindenden Crash im Dax. Hinzu kommt, dass die 40 größten deutschen Konzerne kaum vom kriselnden heimischen Markt abhängig sind. Viele Unternehmen müssen sich nicht einmal vor Donald Trumps Zöllen fürchten, weil sie bereits in den USA produzieren. Allerdings könnten Zulieferteile aus Mexiko oder China teurer werden. Dann entscheidet der US-Verbraucher, über den Erfolg deutscher Niederlassungen.

Der DAX zeigte sich in dieser Woche stabil, brach jedoch am Freitag deutlich ein.

Dax-Stundenchart


Starker US-Arbeitsmarkt


Der Auslöser war ein über den Erwartungen liegender US-Arbeitsmarkt, der der Fed Spielraum gibt, das Tempo der Zinssenkungen zu verlangsamen. Dies wirkt sich eher negativ auf die Liquidität der Märkte aus und dürfte die Nachfrage nach Aktien verringern. Folgerichtig fielen die Aktienindizes heute, allerdings nur moderat.

S&P 500 – Stundenchart

Titelbild: Gerd Altmann from Pixabay

Share this content:

Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

Post Comment

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner
Verified by MonsterInsights