20.000 Elefanten für Deutschland
Wenn eine bedrohte Tierart zur Plage wird
Afrikanische Elefanten stehen auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. Noch heute sorgen Wilderer für die Dezimierung der Tierart. Dies ist jedoch nicht die einzige Gefahr, welche den Dickhäutern droht. Dürren und Bürgerkriege schlagen die Kolosse in die Flucht. Das Ziel heißt Botswana, das ein anderes Problem hat: Hier leben so viele Dickhäuter, dass sie zur Plage zu werden scheinen.
Migration auf vier Beinen
Die wichtigsten Gründe für die Flucht von Menschen sind Kriege und die Folgen des Klimawandels. Bei den Tieren ist dies nicht anders. Dass die Elefanten auf der Flucht sind, hängt von den gleichen Ursachen ab. Botswana ist eines der Zufluchtsländer, in dem sich die Population in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erholen konnte. Verantwortlich sind vergleichsweise gute Lebensbedingungen, zu denen nicht nur ausreichend Wasser gehört.
Die „Migranten“ auf vier Beinen kommen aus Angola und Simbabwe. Aus dem nordwestlichen Nachbarland traten die Rüsseltiere während der Zeit des Bürgerkrieges über Namibia ihre Wanderung in die fruchtbare Region an. Die rivalisierenden Kriegsparteien schossen die Dickhäuter, um mit dem Elfenbein neue Waffen zu kaufen. Die Tiere begaben sich auch wegen der zahlreichen Minen auf die Flucht.
Paradiesische Zustände
Botswana verfügt über optimale Bedingungen, denn für die Elefanten gilt zumindest aktuell ein Jagdverbot. Die funktionierende Demokratie schützt die Tiere vor Wilderei und anderen Gefahren. Im Okavanko-Delta und in anderen Gebieten finden sie ausgezeichnete Lebensbedingungen. In Botswana suchen jedoch nicht nur „angolanische“ Rüsseltiere Zuflucht.
Eine der größten Populationen lebt im Hwange-Nationalpark, der in Simbabwe liegt. Hier setzt eine langanhaltende Dürre den Tieren zu. Auf der Suche nach Wasser kommen die Dickhäuter den Menschen in ihren Dörfern nahe. Daraus folgen unfreundliche Begegnungen, die nicht selten für eine der beiden Seiten tödlich endet. Die Elefanten flüchten ins gelobte Land, nach Botswana.
130.000 Rüsseltiere rücken den Menschen auf die Pelle
Was Naturfreunde positiv zur Kenntnis nehmen, ist für die Einwohner in Botswana eine Herausforderung. Die Kolosse trampeln die Felder nieder, verwüsten Dörfer und gelegentlich kommt es zu für den Menschen tödlichen Begegnungen. Das Land bemüht sich, die Dickhäuter in ihre ursprünglichen Siedlungsgebiete zurückzuführen.
Dafür baute Botswana einen Pfad nach Angola aus, der jedoch nicht nutzbar ist. Auf angolanischem Gebiet müssen zunächst die Minen geräumt werden. Immerhin hat Botswana dem Nachbar 8.000 Elefanten geschenkt. Bleibt zu hoffen, dass die Rüsseltiere nicht zurückkehren. Mit Simbabwe besteht ebenfalls ein Abkommen über die „Remigration“.
Elefanten für Deutschland?
Die Regierung denkt zudem über den Einstieg in den Jagdtourismus nach. Sie beteuert, dass es ihr nicht um die Gewinne geht, die eine solche Idee mit sich bringt. Auf diese Weise könnte eine kontrollierte Zahl der Dickhäuter geschossen werden. Die Idee der Europäischen Union, die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten, finden deshalb im südlichen Afrika wenig Gegenliebe.
Der Präsident Botswanas zeigt sich in dieser Angelegenheit über die deutsche Bundesregierung verärgert. Bundesumweltministerin Steffi Lemke gehört zu den vehementen Verfechterinnen des Einfuhrverbots von Jagdtrophäen. Die Sorgen der Menschen vor Ort scheinen dabei keine große Rolle zu spielen. So sieht es zumindest Präsident Masisi, der Deutschland ein ungewöhnliches Angebot unterbreitet.
Botswana wolle Berlin 20.000 wilden Elefanten schenken, verkündete er nun. Die Deutschen könnten dann zeigen, wie eine friedliche Koexistenz mit den Tieren möglich ist. Zum Schluss äußert der Präsident noch eine Bedingung: Die Dickhäuter sollen in freier Wildbahn leben dürfen, denn sie hätten schon genug unter dem schlechten Klima in Deutschland zu leiden. Eine Frage lässt Masisi offen: Wie sollen die Tiere aus der afrikanischen Savanne nach Europa transportiert werden?
Mehr mit den Menschen vor Ort kommunizieren
Die Geschichte zeigt ein Problem europäischer Politik. So ehrenwert der Einsatz für bedrohte Tierarten ist, gehen die Forderungen nicht selten über die Köpfe der Betroffenen hinweg. Gemeinsam ließe sich wahrscheinlich eine Lösung für den Schutz des Großwilds und der Menschen finden. Genervt sind die Staaten des globalen Südens nicht wegen des Anliegens. Sie reagieren zunehmend gereizt darauf, dass westliche Politiker mit den Afrikanern nicht auf Augenhöhe kommunizieren.
Titelbild: Elefanten in Botswana, Image by Herbert Bieser from Pixabay
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