Trinidad & Tobago: Ein Paradies versinkt im Terror krimineller Gangs
Wer an Trinidad & Tobago denkt, hat türkisblaues Wasser, helle Strände und eine entspannte Atmosphäre vor Augen. In der Gesellschaft zogen jedoch schon längere Zeit dunkle Wolken auf, die sich nun entladen. Seit dem 30. Dezember herrscht im von Banden terrorisierten Land der Ausnahmezustand.
Für die Einheimischen ist Trinidad & Tobago alles andere als ein Paradies
Insbesondere wegen seines traditionellen Karnevals ist Trinidad & Tobago bei Touristen beliebt. Dann tanzen die Einheimischen zu Calypso sowie Soca und präsentieren ihre Inseln in einem farbenprächtigen Gewand. In den Restaurants duften vorzügliche Speisen aus der vielseitigen kreolischen Küche, deren Genuss auch die Sonnenanbeter an den herrlichen weißen Stränden zu schätzen wissen. Die kleinere Insel Tobago ist nicht nur ein Geheimtipp für Naturfreunde.
Während sich die Touristen an den Sonnenseiten des Karibikparadieses erfreuen, leidet die Bevölkerung unter einer zunehmenden Bandenkriminalität. Am 30. Dezember 2024 verhängte die Regierung deshalb über den gesamten Staat den Ausnahmezustand. Newsday, eine der größten Tageszeitungen in Trinidad & Tobago, sieht darin ein Zeugnis dafür, in welchem Ausmaß die Gangs die Kultur des Landes durchdrungen hat.
Keine Antworten durch die Politik
Bei den Gewaltexzessen handelt es sich keineswegs um ein plötzlich auftretendes Phänomen, sondern um einen seit langem gärenden Prozess. Im letzten Jahr erreichte er mit 624 Mordopfern einen neuen traurigen Höhepunkt. Laut Polizei sollen 42,5 Prozent der Tötungsdelikte auf Bandenmitglieder zurückzuführen sein. Das nur gut 1,5 Millionen Einwohner zählende Trinidad & Tobago weist damit eine der höchsten Mordraten der Welt auf. Inzwischen sieht es so aus, als ob die Behörden die Kontrolle über einen Teil des Landes verloren haben.
Den Nährboden für die Kriminalität liefert die Armut des Teils der Bevölkerung, der in den Slums zu Hause ist. Es sind die Gegenden, in die sich selten ein Tourist verirrt. Längst ist der Drogenhandel nicht mehr das einzige Betätigungsfeld der Kriminellen. Sie betreiben Schwarzmärkte, illegales Glücksspiel und Bergbau. Revierkämpfe sind an der Tagesordnung. Häufig treten die Gangbosse gleichzeitig als Ortsvorsteher auf, die mit den staatlichen Behörden verhandeln. Diese Form der Korruption erschwert die Arbeit der Sicherheitskräfte zusätzlich.
Ausnahmezustand in Trinidad & Tobago: Weitreichende Rechte für die Polizei
Die Ausrufung des Ausnahmezustands soll es den Behörden ermöglichen, die staatliche Ordnung wiederherzustellen. Ob dies gelingt, bleibt abzuwarten. Die Polizei hat nun einen erweiterten Handlungsspielraum und kann Tatverdächtige bis zu 48 Stunden in Gewahrsam nehmen sowie Durchsuchungen ohne richterliche Anordnung durchführen. Zudem wurden die Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt.
Keine Auswirkungen sollen die Maßnahmen auf den Tourismus haben. Alle öffentlichen Veranstaltungen dürfen wie geplant stattfinden. Nach bisherigen Planungen soll der Ausnahmezustand am 13. Januar 2025 enden. Ob danach wieder Normalität in Trinidad & Tobago eintritt, bleibt abzuwarten.
Keine Reisewarnung für Trinidad & Tobago
Die Auswirkungen der Bandenkriminalität beschränkten sich bisher weitgehend auf konkurrierende Gangs und Auftragsmorde gegen Mitglieder der ermittelnden Justizbehörden. Unbedingt meiden sollten Touristen die Armenviertel von Port of Spain. Das Auswärtige Amt sprach bisher keine Warnung vor Reisen nach Trinidad & Tobago aus. Die Behörde empfiehlt jedoch, einige Bereiche von Port of Spain zu meiden. Dies sind:
- die Innenstadt östlich der Henry Street
- die Stadtviertel
- Beetham
- Belmont
- Laventille
- Morvant
- Sea Lots
Die Sehenswürdigkeiten befinden sich außerhalb dieser Viertel. Ferner sollte der Aufenthalt in folgenden Ortschaften vermieden werden:
- Enterprise
- Movietowne im Nachbarort Endeavour
- Carapo in der Stadt Arima
Auch Ausgehviertel und Einkaufszentren können laut Auswärtigem Amt von Angriffen durch Kriminelle betroffen sein.
Tobago weniger betroffen
Die kleinere der beiden Inseln ist vom Terror rivalisierender Gangs weniger betroffen. Reisende müssen hier mit Taschendiebstählen rechnen. Auch die Verabreichung von K.-o.-Tropfen kommt vor. Zu Weihnachten und im Karneval verzeichnet die Polizei besonders häufig Taschendiebstähle.
Generell rät das Auswärtige Amt, den Aufforderungen der Sicherheitskräfte Folge zu leisten.
Share this content:
Post Comment