Starke Kursgewinne an der Börse: USA und China senken die gegenseitigen Zölle

Kursgewinne nach Entspannung im Handelskrieg - Foto: Bernd Sterzl / pixelio.de

Geradezu euphorisch startete die Börse in die neue Woche. Die USA und China senkten ihre Zölle auf das Niveau vor der Ausrufung des Handelskriegs durch Donald Trump. Ob die Kursgewinne an der Börse gerechtfertigt sind, wissen wir in spätestens 90 Tagen.

Kursgewinne in Asien und Europa

Nachdem Chinas Aktienindex A50 Anfang April deutlich nachgegeben hatte, geht es nun in die andere Richtung. Das Börsenbarometer in Shanghai legte stark zu und schaffte es in die Nähe des Jahreshochs bei 13.815 Punkten. 

China A50 – Stundenchart

Auch im Nikkei waren Kursgewinne zu verzeichnen. Die Börse in Tokio erreichte bei 38.335 Punkten einen wichtigen Widerstand, den sie nach dem offiziellen Handel im Future überwinden konnte. 

Nikkei 225 – Stundenchart

Der Dax schoss auf ein neues Allzeithoch bei 23.908 Punkten. Es ist frappierend, wie stark der Unterschied zwischen der allgemeinen Stimmung der Bevölkerung und jener der Investoren ist. Der erste Support dürfte zwischen 23.290 und 23.150 Punkten liegen. 

DAX – Stundenchart

Nach oben ist das Feld offen. Ein übergeordnetes Ziel könnte die 161,8-Prozent-Marke des Fibonacci Retracement bilden. Dieser Widerstand liegt bei 23.361 Punkten.

DAX – Dailycgart

Kursgewinne gab es auch im Future des S&P 500. Der marktbreite Index an der Wall Street erreichte die Widerstände 5.785/830. 

S&P 500 – Stundenchart

Bis zum Allzeithoch bei 6.152 Punkten reichte es bisher nicht, aber auch in den USA scheint die schlechte Stimmung direkt in Euphorie umgeschlagen zu sein. 

SPX 500 – Dailychart

Ernsthafte Verhandlungen

Die erste Verhandlungsrunde im Handelsstreit zwischen den USA und China hat zweifellos eine Atempause für die Weltwirtschaft gebracht. Demnach senken die USA ihre Zölle auf Waren aus China auf 30 Prozent, die Volksrepublik erhebt auf Importe aus den Vereinigten Staaten 10 Prozent. Die Differenz begründen die USA auf die Verwicklung des Reiches der Mitte in den Fentanyl-Handel, was die Regierung in Peking offenbar akzeptiert.

Beide Regierungen entsandten hochrangige Delegationen in die Schweiz. Auf der US-Seite führten der Finanzminister Scott Bessent und der Handelsbeauftragte Jamieson Greer die Gespräche. Von chinesischer Seite war der Vizepremierminister He Lifeng anwesend. Ohne Frage sind die Verhandlungsergebnisse ein wichtiger Durchbruch, der sich positiv auf die globale Wirtschaft auswirken dürfte.

In der Euphorie über diese guten Nachrichten scheint jedoch unterzugehen, dass beide Länder ihre Gespräche bisher nicht abgeschlossen haben. Die Rücknahme der Zölle ist eine vertrauensbildende Maßnahme. Es ist zweifellos ein starkes Signal an den Markt, der dieses Zeichen berechtigterweise mit Kursgewinnen feiert. Allerdings handelt es sich nicht um eine dauerhafte Vereinbarung, denn die Rücknahme der Zölle ist auf 90 Tage begrenzt.

Kursgewinne auf tönernen Füßen?

Theoretisch könnte eine dauerhafte Einigung noch scheitern. Unklar ist, wie die USA und China das von US-Präsident Donald Trump kritisierte Ungleichgewicht in der Handelsbilanz beseitigen wollen. Hier sehe ich aktuell noch keine Annäherung. Dies heißt nicht, dass es keine Einigung geben kann. Beide Seiten dürften ein großes Interesse an einem fairen Warenaustausch haben.

Es bleibt jedoch ein Restrisiko, dass sich die USA und China einigen und die Kursgewinne von heute schnell wieder dahinschmelzen. Auch wenn ich eher an positive Verhandlungen glaube, sollte man als Anleger auch das Negativszenario nicht ignorieren. Zunächst werden die Anleger jedoch risikofreudiger, was auch der Goldpreis zeigt. Das gelbe Metall nähert sich der Unterstützung bei 3.200 US-Dollar.

Gold – Stundenchart

Ein Bruch des Supports könnte das Edelmetall bis 3.063 US-Dollar führen. Generell wäre eine solche Korrektur jedoch kein Drama. Der übergeordnete Aufwärtstrend bliebe wohl intakt.

Rückblick

Seit meinem letzten Artikel gab es einige Daten, die ich kurz beleuchten möchte. Die Bank of England senkte erwartungsgemäß den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent. Interessant war, dass zwei Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses gegen die Zinssenkung votierten. Die Marktteilnehmer hatten eine einstimmige Entscheidung erwartet. EUR/GBP reagierte mit Abgaben.

Der FTSE 100 gab nur kurz nach und ignorierte das Ereignis ebenso wie die erfreulichen Signale für ein Handelsabkommen zwischen Großbritannien und den USA. Auch die heutigen Kursgewinne anderer Märkte fallen in London erstaunlich zurückhaltend aus.

In den USA schrumpfte im 1. Quartal die Produktivität um 0,8 Prozent, während die Lohnstückkosten um 5,7 Prozent zulegten. Beide Zahlen zeugen von keiner gesunden Entwicklung. 

In Japan gaben die Verbraucher im März deutlich mehr aus als erwartet. Chinas Exporte stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 8,1 Prozent. Bisher schadete der Handelskrieg der Wirtschaft offenbar nur marginal. Im März lag das Exportplus noch bei 12,4 Prozent, erwartet wurden für den April magere 1,9 Prozent. 

Sehr schwach präsentierte sich das SECO Konsumklima aus der Schweiz.

Ausblick

Am morgigen Dienstag meldet das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung die Konjunkturerwartungen für Deutschland und die Eurozone. Die USA veröffentlichen den Verbraucherpreisindex, der in Deutschland am Mittwoch in seiner endgültigen Fassung erscheint. 

In der Nacht zum Donnerstag lohnt sich ein Blick auf den australischen Arbeitsmarkt. Am Morgen meldet Großbritannien das BIP, während gegen Mittag die Arbeitsmarktdaten der Eurozone im Wirtschaftskalender stehen. In den USA werden ebenfalls wichtige Konjunkturdaten veröffentlicht:

  • Philly Fed Herstellungsindex
  • NY Empire State Herstellungsindex
  • Einzelhandelsumsätze
  • Erzeugerpreisindex

Außerdem wird Fed-Chairman Jerome Powell eine Rede halten. 

Am Freitag meldet Japan sein Wirtschaftswachstum, während in den USA der Import- und Exportpreisindex sowie die Konsumstimmung der Universität Michigan veröffentlicht werden.

US-Dollar verzeichnet Kursgewinne 

Die zumindest vorübergehende Einigung der USA und Chinas im Handelskonflikt sorgt auch im US-Dollar für Kursgewinne. EUR/USD fällt auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Monat. Bisher hält der Support bei 1,11 jedoch. Ein Bruch könnte 1,09 zum Ziel haben. Widerstand gibt es bei 1,12, wobei eine Trendumkehr wohl erst über 1,1260 erfolgt.

EUR(USD – Stundenchart

Keine Reaktion gibt es beim Bitcoin. Die Kryptowährung handelt stabil über 104.000 US-Dollar. Ein Test der Allzeithochs bei 109.358 bleibt möglich.

Bitcoin – Dailychart

Titelbild: Bernd Sterzl / pixelio.de

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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