
Kein Herz für Familien bei der Deutschen Bahn

Eine Fahrt mit der Deutschen Bahn bietet eine umweltfreundliche Alternative, um in den Urlaub zu reisen. Verspätungen und andere Abenteuer gehören häufiger dazu, als es den meisten lieb ist. Auf Familien kommt morgen heute ein besonderes Abenteuer zu: Kinder suchen.
Die Deutsche Bahn verspricht neue Wohltaten für die Kunden
Am 12. Juni 2025 startet die Bahn eine neue Charme-Offensive für ihre wichtigen Kunden. Zu ihnen gehören ältere Kunden, die neben der Senioren BahnCard nun auch eine Senioren BahnCard plus kaufen können. Zudem gewährt das Unternehmen Frühbucherrabatte auf Flexpreise und für Pendelnde.
Supersparpreise auf Kurzstrecken starten jetzt bei 6,99 statt 9,99 Euro und Nutzer der My BahnCard 50 sparen bis zum 13. Dezember 2025 30 Euro und zahlen nur noch 49,90 Euro. Die Flexpreise fallen für wenig nachgefragte Verbindungen um bis zu 20 Prozent. Neu ist zudem ein Supersparpreis Young, mit dem junge Menschen bis 27 Jahre ab 12,99 Euro durch Deutschland brettern können.
Familien reservierten bei der Deutschen Bahn bisher Plätze für die in Zukunft gratis
So viele tolle Angebote müssen gegenfinanziert werden. Die Kasse des Eigentümers, also der Staatshaushalt, ist leer. Der Deutschen Bahn blieb also nichts anderes übrig, als den Service zu straffen. Die Sparidee: Familien haben die Wahl zwischen viel Abenteuer und höheren Reisekosten. Das Staatsunternehmen schafft die Familienreservierung ab.
Bisher konnten Eltern gemeinsam mit ihren Kindern in der zweiten Klasse gemeinsame Sitzplätze buchen. Dafür mussten nur die Erwachsenen eine Reservierungsgebühr zahlen. Für zwei Personen waren dies 10,40 Euro pro Strecke. Für eine Urlaubsreise kamen 20,80 Euro zusammen, denn für die Kinder war die Reservierung gratis. So konnte die Reise in die Ferien gemeinsam starten und enden. Die Reservierung in der ersten Klasse war etwas teurer.
Abenteuerreise mit der Familie
In Zukunft steigt der Preis für eine Reservierung in der zweiten Klasse um 30 Cent, womit die Reservierung von zwei Plätzen um 60 Cent auf elf Euro steigt. Dies ist verständlich, schließlich wird alles teurer. Familien müssen jedoch noch tiefer in die Tasche greifen. Die Reservierung für die beiden Kinder kostet nun ebenfalls eine Reservierungsgebühr von 5,50 Euro pro Platz. So kommt die Familie auf 22 Euro pro Strecke und 44 Euro für den Urlaub, wenn sie eine Direktverbindung nutzt.
Um gemeinsam reisen zu können, muss die Familie mehr als den doppelten Preis im Vergleich zum bisherigen Tarif bezahlen. Dies ist selbst in Anbetracht der hohen allgemeinen Inflation üppig. Zudem ist es eine Ansage, dass bei der Deutschen Bahn Familien offenbar nicht so sehr geschätzt werden wie Senioren.
Das Spiel beginnt
Alternativ zu dieser „Servicegebühr“ können Familien auf die Reservierung verzichten. Wenn sie Glück haben, finden sie ein paar Plätze, die natürlich nicht zusammenhängen. Die Eltern müssen organisieren, wie sie ihren Nachwuchs im Auge behalten. Wenn das Ziel näherkommt, müssen sie sich sonst auf die Suche nach ihren Kindern begeben. Reisende werden wohl in Zukunft Durchsagen wie diese öfter hören:
„Der kleine Dennis wird von seinen Eltern gesucht. Komme bitte in den Wagen elf!“ Bleibt zu hoffen, dass Dennis weiß, in welche Richtung er laufen muss. Angesichts solcher Erlebnisse wird sich die Familie wohl mehrfach überlegen, im kommenden Jahr wieder ein Abenteuer zu wagen. Ob es der Deutschen Bahn gelingt, auf diese Weise ihr Nachwuchsproblem zu lösen?
Weitere Abenteuer mit der Deutschen Bahn
Vielleicht unternimmt ja unsere Familie bald eine Urlaubsreise mit dem Wettbewerber Flixtrain. Die Betreiber des grünen Zuges beabsichtigen, ihr Angebot massiv auszuweiten. Unklar ist, wie dieses Vorhaben auf dem bestehenden Gleisnetz bewerkstelligt werden soll. Die Berichte von verspäteten oder auch ausgefallenen Zügen werden uns wohl weiterhin beschäftigen.
Damit ist der Spaß bei der Deutschen Bahn jedoch nicht zu Ende. Wie mehrere Medien unter Berufung auf das Hamburger Abendblatt berichten, endete kürzlich eine ICE-Fahrt von München und Hamburg bereits in Nürnberg. Das Bordpersonal forderte alle Reisenden auf, den Zug zu verlassen. Als Grund gaben sie an, dass der Zug zu schmutzig sei. Die Reisenden durften mit dem nächsten, völlig überfüllten ICE an ihr Ziel fahren.
Die Bahn entschuldigte die Aktion der Bahnbegleiter damit, dass für eine Fahrt im Fernreisezug hohe Standards gelten. Diese hätten in diesem Fall nicht erfüllt werden können. Zuverlässigkeit scheint nicht zu den Standards zu gehören. Ein Mitreisender erklärte dem Hamburger Abendblatt, dass er den Zug als nicht übermäßig verdreckt empfand. Aber dies kann ein subjektiver Eindruck sein.
In dieser Beziehung hat die Schweizer Eisenbahn keine Chance
Eine Bahnfahrt in der Schweiz gilt als besonderes Erlebnis. Alle Anschlüsse funktionieren und wenn der Zug drei Minuten zu spät ankommt, entschuldigen sich die Bahnmitarbeiter für die Unpünktlichkeit. Verspätungen betreffen nur 1,4 Prozent aller Verbindungen. Bei der Deutschen Bahn wird ein Zug mit mindestens sechs Minuten als verspätet gewertet. Trotz dieser großzügigen Auslegung erreichen 37,5 Prozent aller Züge ihr Ziel zu spät.
In einem Punkt ist jedoch die Deutsche Bahn Spitzenreiter. Den Spruch „Wenn einer eine Reise tut, kann er etwas erzählen“, füllt kaum ein europäisches Unternehmen mit so viel Leben wie der Staatskonzern.
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
Kommentar veröffentlichen