Kalenderblatt: Weltfriedenstag

Die weiße Taube, Symbol für den Frieden.


Am 1. September vor 85 Jahren begann der Zweite Weltkrieg. Unter einem Vorwand attackierten Soldaten der Wehrmacht polnische Festungen und überschritten die Grenze. Überraschend kam der Feldzug nicht. Erschreckender ist jedoch, dass auch heute noch Politik versucht, mit Kriegen ihre Ziele durchzusetzen. Der Tag für den Weltfrieden ist wichtiger denn je.


Landverluste nach dem Vertrag von Versailles

Der Erste Weltkrieg endete mit einer schweren Niederlage für Deutschland. Als in Versailles 1919 eine Nachkriegsordnung verhandelt wurde, musste Berlin den Verlust zahlreicher Gebiete hinnehmen. Polen war einer der Nutznießer und erhielt Teile der Pommerellen zugesprochen. Damit gelangte das Land an einen Zugang zur Ostsee. Danzig wurde eine Freie Stadt, die dem Mandat des Völkerbundes unterlag.

Zudem kam nach einer Volksabstimmung 1921 in Oberschlesien der Ostteil unter polnische Verwaltung. 60 Prozent der Bevölkerung votierten für einen Verbleib der Region im Deutschen Reich, wobei das Ergebnis regional unterschiedlich ausfiel. Der Völkerbund entschied deshalb, Oberschlesien zu teilen.


Landverluste im Osten wurden nie akzeptiert

Deutsche Regierungen erkannten den Verlust der Ostgebiete nie an. Der Völkerbund erklärte 1927 Angriffskriege zu einem internationalen Verbrechen und hoffte so, den Weltfrieden langfristig zu garantieren. Deutschland war seit 1926 Mitglied dieser Organisation und unterzeichnete den 1928 auch den Brand-Kellog-Pakt. Er verbot die Führung eines Angriffskrieges.

Die Regierungen der Weimarer Republik versuchten, auf einem diplomatischen Weg eine Revision der Landverluste im Osten zu erreichen. Zu den größten Kritikern des Versailler Vertrages gehörte die Nazipartei NSDAP. Adolf Hitler beschrieb in seinem Buch „Mein Kampf“ das Ziel, Lebensraum im Osten für das deutsche Volk zu gewinnen. Damit wollte er den „jüdischen Bolschewismus“ ausmerzen.


Annäherung an Polen

Als Reichskanzler verfolgte Hitler zunächst einen anderen Plan. Die Regierung in Warschau galt als autoritär und revisionistisch. Hitler sah in ihr einen Partner in seinen antisowjetischen Bestrebungen. Polen beendete in der Folge sein Bündnis mit Frankreich und schloss noch 1938 das Münchner Abkommen. Infolgedessen besetzte das Land die tschechische Stadt Český Těšín und das Olsagebiet. Die Deutschen marschierten ins Sudetenland ein.

Im Herbst 1938 versuchte die Hitlers Regierung, mit Polen alle strittigen Fragen zu lösen. Neben der Wiedereingliederung von Danzig in das Deutsche Reich sollte ein Korridor geschaffen werden, der die Stadt mit Berlin verbunden hätte. Dazu sollte die Lücke der Autobahn von Berlin nach Königsberg geschlossen und eine Eisenbahnstrecke gebaut werden. Die Polen ließen sich mit der Beantwortung des Anliegens viel Zeit und lehnten schließlich ab. Die Zeit zur Wahrung des Weltfriedens lief ab, was sicherlich nicht Polens Schuld war.


Kein Satellitenstaat


Polen sah durch einen größeren Einfluss Deutschlands die eigenen Ambitionen in Gefahr. Die Regierung in Warschau beanspruchte selbst eine führende Rolle in Europa. Um ihr Ziel zu erreichen, erhöhten die Deutschen den Druck auf Polen. Die Wehrmacht marschierte in die Restgebiete Tschechiens ein und schuf in der dadurch entstandenen Slowakei einen Vasallenstaat. Damit brach Hitler das Münchner Abkommen. Am 28. April 1939 kündigte Deutschland den Nichtangriffspakt mit Polen.

Knapp einen Monat später konkretisierte Hitler seine Pläne. Es gehe nicht um Danzig, sondern die Schaffung von Lebensraum im Osten. Der Diktator sah keine andere Lösung als einen Krieg. Zu den strategischen Zielen gehörte, sich von Importen aus dem Westen unabhängiger zu machen.


Hitler-Stalin-Pakt räumt letztes Hindernis aus

Am 22. August 1939 schwor Hitler die Oberbefehlshaber auf den bevorstehenden Feldzug gegen Polen ein. Dabei nahm er den Militärs die Bedenken, die Briten und Franzosen könnten ernsthafte Probleme verursachen. Warum sich der Diktator so sicher war, wurde zwei Tage später deutlich: Die Außenminister Joachim von Ribbentrop und sein sowjetischer Kollege Wjatscheslaw Molotow unterzeichneten den Hitler-Stalin-Pakt. Der russische Diktator war bei der Zeremonie zugegen.

In einem geheim gehaltenen Zusatzpapier vereinbarten beide Seiten die Aufteilung Polens. Das Baltikum und Ostpolen sollten unter sowjetische Herrschaft gelangen, der Rest dem Deutschen Reich einverleibt werden. 21 Jahre nach dem ersten Weltkrieg endete eine kurze Zeit des Weltfriedens.


Ausschreitungen gegen Volksdeutsche

In Polen kam es regelmäßig zu Angriffen auf deutschstämmige Bewohner. Dies nahm die deutsche Propaganda zum Anlass, um ab März 1939 ein Feindbild gegen den östlichen Nachbarn aufzubauen. Zwischen beiden Ländern kam es zu Grenzzwischenfällen, über welche die auf beiden Seiten ausführlich öffentlich berichtet wurde.

Die Lage verschärfte sich ab dem 22. August 1939. Die Nazis täuschten Grenzzwischenfälle durch polnische Freischärler vor, bei denen Deutsche ums Leben gekommen seien. In Wahrheit handelte es sich um deutsche SA- und SS-Mitglieder, die zum Mitspielen genötigte KZ-Häftlinge ermordeten. Als bekanntester „Vorfall“ galt der Überfall auf den Sender Gleiwitz am 31. August.

Der Zweite Weltkrieg begann am 1. September 1939, nach polnischer Dartstellung um 4.37 Uhr. Erste Opfer waren die Bewohner von Wieluń, deren Stadt von Bombergeschwadern heimgesucht wurde. Die Deutschen datieren den Vorfall eine Stunde später. Um 4.45 Uhr beschoss das Schulschiff der Marine, „Schleswig-Holstein“, vom Hafen in Danzig aus die polnische Garnison auf der Westerplatte. Gleichzeitig drangen die SS-Heimwehr und Polizeitruppen der Stadt in das polnische Postamt ein.

Die Zahl der Toten durch den Überfall auf Polen ist unbekannt. Historiker schätzen sie auf 66,000 bis 100.000 gefallene polnische Soldaten. Hinzukamen etwa 130.000 Verwundete. Fast eine halbe Million Soldaten gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Mindestens 200.000 Zivilisten wurde als „verdächtige Elemente“ festgenommen. Bis Ende 1939 richteten die Deutschen etwa 60.000 Zivilisten hin.

Es war der Auftakt zum barbarischsten Gemetzel der Menschheitsgeschichte. Schätzungen zufolge verloren während des Zweiten Weltkrieges etwa 50 Millionen Menschen ihr Leben. In dieser Zahl sind auch die Toten in anderen Regionen der Erde enthalten. Die höchsten Opferzahlen gab es in:

  • der Sowjetunion (27 Millionen)
  • China (13,5 Millionen)
  • Deutschland (6,36 Millionen)
  • Polen (6 Millionen)


Wieder Krieg in Europa


Über Jahrzehnte war Europa ein friedlicher Kontinent. Nicht übersehen sollten wir, dass es vor dem Krieg in der Ukraine schon einen bewaffneten Konflikt auch dem Balkan gab. Der Zerfall Jugoslawiens zeigte bereits, wie schwer es auch heute den Europäern fällt, Probleme friedlich zu lösen. Zum Schutz der Kosovaren bombardierte die NATO 1999 die Bundesrepublik Jugoslawien, die damals noch aus Serbien und Montenegro bestand. Das Problem: Für das militärische Eingreifen gab es kein UNO-Mandat. Trotzdem gehen Völkerrechtler mehrheitlich davon aus, dass es sich um eine humanitäre Intervention handelte. Diese Begründung nutzte auch das westliche Militärbündnis.


Ist Russlands Krieg „humanitär“?

Die Rechtfertigung der NATO machte sich später der russische Präsident, Wladimir Putin, zu eigen. Er behauptet, die russischstämmige Bevölkerung vor den Pogromen ukrainischer Faschisten verteidigen zu müssen. Warum er dazu Lwiw bombardieren muss, weiß er wahrscheinlich nicht einmal selbst. Der Auslöser für den Krieg in der Ukraine dürfte die westliche Ausrichtung der Politik in Kiew sein, nach dem die Revolution auf dem Maidan die Ära einer russlandfreundlichen Haltung der Regierung beendete. Moskau schaffte es, den ursprünglichen Protest gegen das Janukowitsch-Regime im russischsprachigen Osten in eine separatistische Bewegung zu verwandeln.

Die Annexion der Krim hatte in erster Linie eine strategische Bedeutung. Sewastopol war seit jeher der Heimathafen der Schwarzmeerflotte. Dies bleibt auch nach dem Zerfall der Sowjetunion so. Russland pachtete den Hafen bis 2042. Dies verdeutlicht, warum die Krim für den Herrscher im Kreml eine so hohe Bedeutung hat. Eine Mitgliedschaft der Ukraine in der EU und der NATO dürfte kaum mit der Verpachtung eines Seehafens an eine russische Flotte vereinbar sein.

Mit der Unterstützung separatistischer Kräfte im Donbas wollte Russland die Regierung in Kiew schwächen und stürzen. Der Kreml hat ein großes Interesse daran, den Einfluss über den südwestlichen Nachbarn zurückzuerlangen. Nachdem die Destabilisierung im Inneren nicht funktioniert hatte, versucht Russland seine Ziele seit dem 24. Februar 2022 durch einen Angriffskrieg durchzusetzen. Einen weiteren Grund für den Krieg lieferte Putin am Vorabend des Angriffskriegs. Für ihn ist die Ukraine historisch gesehen russisch und hat demzufolge keine Existenzberechtigung.

Warum Heraushalten dem Weltfrieden nicht hilft

Ein Grund für den Krieg ist auch, dass die westliche Staatengemeinschaft aus Rücksicht auf Russland lange zurückhaltend auf die Wünsche der Ukraine reagierte. Dass die NATO das überfallende Land so massiv unterstützen würden, ahnte Putin wohl vor dem Überfall nicht. In einigen westlichen Staaten gibt es jedoch einen relativ hohen Bevölkerungsanteil, die in der Unterstützung der Ukraine „Kriegstreiberei“ sehen. Ein Zentrum der Skepsis ist Ostdeutschland.

Wäre die Einstellung der Waffenlieferungen ein Beitrag zum Weltfrieden? Kurzfristig lässt sich diese Frage möglicherweise bejahen. Putin würde wahrscheinlich die demokratisch gewählte Regierung stürzen und einen russischen Vasallenstaat errichten lassen. Wahrscheinlich würde Moskau den Wiederaufbau zügig vorantreiben und sich so den Rückhalt in der Bevölkerung erkaufen. Diese würde einige Freiheitsrechte verlieren, was Sahra Wagenknecht sicherlich egal ist. Es wäre immerhin Frieden, ohne den Freiheit ehrlicherweise nichts wert ist.


Also ist es richtig, Weltfrieden um jeden Preis zu fordern?


Die Einstellung der Militärhilfe würde ein fatales Signal senden. Angriffskriege würden sich als lohnend erweisen. Warum sollten Russland und andere Länder in Zukunft geostrategische Ziele nicht mit einem Krieg lösen? Es muss ja kein Angriff auf NATO-Gebiet erfolgen. Die Russen haben im Süden nicht nur Georgien im Blick und China würde sich gern Taiwan einverleiben. Für den Weltfrieden wäre die Umsetzungen der Forderungen von AfD und BSW ein fatales Signal.

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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