
DAX mit nächstem Allzeithoch: Ist das nachhaltig?

Der DAX hat auch in dieser Woche ein neues Allzeithoch erreicht.
Der Impuls dafür kam wieder einmal aus den Vereinigten Staaten. Die Entwicklung an den Aktienmärkten steht jedoch weiterhin auf wackligen Beinen.
Den Bullen geht im DAX die Kraft aus
Nachdem gestern bereits ein Hoch von 24.304 Punkten erreicht wurde, schaffte es der Future-DAX in der Nacht zum Donnerstag sogar auf 24,364 Punkte. Dies darf man als Doppeltop werten. Spätestens unter 23.845 würde der Index zudem eine M-Formation nach unten auflösen und damit ein weiteres bearishes Signal senden. Ganz so weit ist es allerdings noch nicht. Theoretisch könnte der breite Support zwischen 23.925 und 23,845 Punkten auch halten.

Auch der S&P 500 kommt nach einem Peak in der Nacht zügig wieder zurück. Auch hier ist jedoch nicht sicher, ob es zu einer bearischen Trendumkehr kommt. Der Bruch der Ichimoku-Wolke bei 5.895 Punkten könnte dafür ein wichtiges Signal werden.

Kurzes Aufatmen im Zollkrieg – doch die Unsicherheiten bleiben bestehen
Als Auslöser machten Marktbeobachter das Urteil eines US-Gerichts aus, das viele von Donald Trump verhängten Zölle als rechtswidrig ansieht. Das Gericht beanstandete den pauschalen Basissatz von 10 Prozent auf alle Einfuhren und die Zusatzzölle von 20 Prozent auf chinesische Waren. Zudem widersprechen die Zölle von 25 Prozent auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko gegen das bestehende Freihandelsabkommen, so das Gericht. Die Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte, sowie Autos bleiben vom Urteil unberührt. Ferner sorgte NVIDIA für überraschend gute Zahlen und brachte in der Nacht zum Donnerstag die Zuversicht kurzfristig zurück.
Die Freude ebbte schnell wieder ab, wie der Kursverlauf von DAX und S&P 500 zeigt. Die Trump-Administration kündigte bereits an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Analysten in den USA gehen davon aus, dass der Oberste Gerichtshof die Rechtslage anders bewerten und die Zölle für legitim erklären könnte. Die US-Administration ist Medienmeldungen zufolge bereits dabei, andere Möglichkeiten für Zollerhöhungen zu prüfen. Die Sache ist also nicht ausgestanden und so orientierten sich DAX und S&P 500 schnell wieder nach unten.
Umschichtung von Staatsanleihen in S&P500, DAX und andere Aktienmärkte
Als erste Reaktion stieg die Risikobereitschaft der Marktteilnehmer. Während der DAX und andere Aktienindizes zulegten, sanken die Zinsen auf Staatsanleihen. Es ist ein klares Zeichen, dass die Märkte Kapital aus den sicheren Häfen abziehen.

Auch Gold verlor zwischenzeitlich an Wert, verteidigte jedoch die 3.260-US-Dollar-Marke und erholt sich inzwischen wieder. Der Ichimoku sendet im Stundenchart sogar ein frisches Kaufsignal, denn der Tenkan (blau) kreuzt den Kijun (orange) nach oben. Der Kurs hat jedoch bisher die Wolke nicht übertroffen. Hier gibt es also eine Unsicherheit.

Fed sorgt sich um die Auswirkungen der Zollpolitik
Das vorherrschende Thema im Sitzungsprotokoll der Federal Reserve war die aggressive Zollpolitik der US-Administration. Die Währungshüter fürchten einen Anstieg der Teuerung. Mit einer Zinssenkung darf die angeschlagene US-Wirtschaft kurzfristig wohl nicht rechnen.
Die Ankündigung neuer Sanktionen gegen Russland sorgte für Druck auf den Ölpreis, meinen Analysten. Ich habe eher den Eindruck, dass die Bewegung mit den schon beschriebenen Unsicherheiten im Zollstreit in Verbindung zu bringen ist. Die Kursbewegung ähnelt jener im DAX. Zudem würden die Sanktionen der EU gegen die russische Schattenflotte das Angebot verknappen, was den Ölpreis eigentlich steigen lassen müsste.

Während des Schreibens dieses Artikels hat der Ichimoku ein Verkaufssignal gesendet. Noch klarer wird es, wenn der Kurs die Wolke endgültig bricht.
Die Daten der Woche
Seit meinem letzten Artikel gab es einige Daten, die ich kurz beleuchten möchte. Das GfK-Konsumklima entsprach mit -19,9 Punkten den Erwartungen und lag damit 0,9 Punkte über der Messung für Mai. Das Minuszeichen zeigt, dass die Konsumenten in Deutschland bei Ausgaben weiterhin zögern. So könnte man auch den Verbraucherpreisindex in Frankreich interpretieren. Die Inflation liegt nur noch bei 0,7 Prozent.
Überraschend gut fiel die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone aus. Mit 94,8 Punkten lag sie leicht über den Prognosen. Auch wenn alle Kenngrößen über dem Vormonatsniveau liegen, bleiben das Geschäftsklima, das Verbrauchervertrauen und die Stimmung in der Industrie im negativen Bereich. Gute Zahlen sind aktuell eher relativ zu werten. Die Krise ist nicht ausgestanden.
Besser lief es zuletzt in der Produktion langlebiger Wirtschaftsgüter in den USA. Die Zahl der Aufträge nahm mit 6,3 Prozent weniger dramatisch ab als befürchtet. Zudem legte die wichtige Kernrate (ohne den volatilen Transportbereich) um 0,2 Prozent zu. Sensationell waren die Zahlen vom CB Verbrauchervertrauen, das überraschend um 12,3 auf 98,0 Punkte stieg. Die Historie der Daten zeigt jedoch, dass der aktuelle Wert immer noch schwach ist. Die BIP-Schätzung der Atlanta Fed blieb mit 2,2 Prozent unter den Erwartungen.
Am Mittwoch meldete Frankreich einige Wirtschaftsdaten. Das Wachstum des ersten Quartals betrug im Vergleich zum Vorjahr 0,6 Prozent. Analysten hatten 0,8 Prozent erwartet. Die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft ging leicht zurück. Auch die Konsumausgaben vom April konnten den Markt nicht überzeugen. Die Zahl der Arbeitslosen legte in Deutschland saisonbereinigt um 34.000 zu. Ohne Saisonbereinigung sank sie um 13.000. Für den Markt ist die erste Zahl wichtiger. Diese zeigt ein bescheidenes Bild. Eine Frühjahrsbelebung verzeichnete der deutsche Arbeitsmarkt in diesem Jahr nicht.
Auch in anderen Regionen der Welt läuft es nicht rund. Australien meldete in der vergangenen Nacht für das erste Quartal einen leichten Rückgang der Investitionen. Italien versteigerte heute mehrere Anleihen. Dabei musste das Land etwas weniger Zinsen zahlen als bei den letzten Auktionen.
Das US-BIP wurde in seiner zweiten Lesung für das erste Quartal von -0,3 auf -0,2 Prozent angehoben. Grundlegend wird das Bild dadurch nicht verändert. Die realen Konsumausgaben stiegen um magere 1,2 Prozent.
Ausblick auf den Freitag
Heute Abend gibt es noch mehrere Aussagen von FOMC-Mitgliedern, ehe morgen die Einzelhandelsumsätze und die Inflation in Deutschland für neue Bewegung im DAX sorgen könnten. Auch in den USA stehen mit dem PCE-Kernrate Preisindex wichtige Inflationsdaten im Fokus. Dies könnte den EUR/USD bewegen. Das Paar sorgte mit Verspätung doch noch für die von mir schon etwas eher erwartete Korrektur und wurde bei 1,12 unterstützt. Inzwischen legte das Paar wieder deutlich zu. Die Börse bleibt eine Achterbahnfahrt.

Ebenfalls interessant könnten das BIP aus Kanada und der Chicago-Einkaufsmanagerindex werden.
Titelbild: Rajesh Balouria from Pixabay
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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