Zinsen im Fokus: Der Markt blickt mit Zuversicht auf die Entscheidung der Fed
Eine Zinssenkung um 0,25 Prozent erwarten die Marktteilnehmer ohnehin. Im Laufe der letzten Woche stieg jedoch die Hoffnung, dass die Federal Reserve die Zinsen in den USA sogar um 50 Basispunkte senken könnte.
US-Daten sprechen teilweise für Fortschritte in der Inflationsbekämpfung
US-Daten sprechen teilweise für Fortschritte in der Inflationsbekämpfung
Am Mittwoch sorgte der Verbraucherpreisindex in den USA für wenig Aufregung. Die Inflation fiel im Vergleich zum Vorjahr von 2,9 auf 2,5 Prozent. Der Jubel hielt sich in Grenzen, weil die Analysten dieses Ergebnis vorhergesagt hatten. Zudem stagnierte die Kerninflation bei 3,1 Prozent, was die Währungshüter eher zur Vorsicht mahnen dürfte. Die Kernrate im Vergleich zum Vormonat legte sogar überraschend von 0,2 auf 0,3 Prozent zu.
Am Donnerstag und Freitag erschienen jedoch neue Daten, welche die Marktteilnehmer wieder Hoffnung schöpfen ließen. Der Erzeugerpreisindex fiel im Jahresvergleich von 2,1 auf 1,7 Prozent und auch die Import- und Exportpreise in den USA deuten auf einen geringeren Preisdruck hin. Zudem lagen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe leicht über den Erwartungen.
Ist der Optimismus bei den Zinsen zu hoch?
Der Markt preiste bis zum Freitagabend eine Zinssenkung um 50 Basispunkte zu 47 Prozent ein. Ob dieser Optimismus wirklich gerechtfertigt ist, wissen wir am Mittwochabend. Die Kerninflation liegt mit 3,1 Prozent weiterhin deutlich über dem Zielwert der US-Notenbank. Zudem zeigte die EZB gerade, dass zumindest die Währungshüter in Europa weiterhin vorsichtig verhalten.
Die Präsidentin der Zentralbank, Christine Lagarde, verkündete am Donnerstag die erwartete Zinssenkung um 25 Basispunkte. In der anschließenden Pressekonferenz wollte sie sich nicht auf einen weiteren Schritt im Oktober festlegen. Dies sorgte dafür, dass EURUSD doch nicht unter die 1,10 fielen. Das Währungspaar konnte sich deutlich erholen und testete zwischenzeitlich 1,11. Zuletzt gab der Kurs wieder nach. Möglicherweise zeigt der Markt hier erste Zweifel an der kräftigen Senkung der Zinsen durch die Fed.
Die Marktentwicklung im Überblick
Schwache Wirtschaftsdaten aus Großbritannien
Am Mittwoch standen zahlreiche Zahlen aus dem Vereinigten Königreich auf dem Programm. Bereits zum zweiten Mal in Folge stagnierte die Wirtschaft und blieb damit unter den Erwartungen des Marktes. Dies traf auch auf die Industrie zu. Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes schrumpfte überraschend um 1,0 Prozent. Analysten erwarteten Plus von 0,2 Prozent.
Die Inflation in den USA konnte wie erwähnt nicht vollständig überzeugen, trotzdem blieben die Händler optimistisch. Die Zahlen zeigten nach Ansicht der Marktteilnehmer in die richtige Richtung. Für Zuversicht für eine Senkung der Zinsen sorgte besonders für eine gestiegene Nachfrage in Tech-Aktien, die sich im Nasdaq 100 manifestierte. Besonders stark legten NVIDIA und KI-Aktien zu.
Das TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump hatte kaum Auswirkungen auf das Geschehen an der Börse. Der Markt sah die Demokratin vorn, was den Kursen von Unternehmen aus der Branche der erneuerbaren Energien zugutekam.
Die EZB senkt die Zinsen
Wie schon erwähnt, senkte die Europäische Zentralbank die Zinsen. Die Einlagefaszilität sank von 3,75 auf 3,5 Prozent. Dies entsprach den Prognosen des Marktes. EZB-Chefin Christine Lagarde enttäuschte die Marktteilnehmer allerdings mit der Aussage, dass es kein fester Zinspfad existiert. Dies ermöglicht der Notenbank, eine weitere Senkung der Zinsen, erst im Dezember durchzuführen.
Die europäischen Märkte setzen auf die Übernahmen von deutschen Unternehmen. Dabei steht unter anderem die Commerzbank im Fokus. Die Marktteilnehmer spekulieren auf eine Übernahme durch die italienische Unicredit. Allerdings möchte der Vorstand der Commerzbank den Plan abwehren und soll Goldman Sachs für entsprechende Maßnahmen engagiert zu haben.
Die Hoffnung auf sinkende Zinsen sorgte für einen kräftigen Schub beim Goldpreis, der im Hoch am Freitag 2.586 US$ erreichte.
Deutlich unter Druck geriet Moderna nach der Meldung schwacher Umsatzerwartungen für 2025. Zudem will der Pharmakonzern seine Forschungskosten senken.
Industrieproduktion der Eurozone schrumpfte
Am Freitag zeigte sich, dass die europäische Industrie weiterhin unter Druck steht. Diese Tatsache war keine große Überraschung. Mit -0,3 Prozent fiel der Rückgang in der Eurozone im Juli sogar moderater aus als von Experten befürchtet. Positive Nachrichten sendete die Uni Michigan. Die Konsumstimmung hellte sich in den USA im September nach vorläufigen Zahlen etwas auf.
Zu den Gewinnern in Frankfurt gehörte Siemens Energy. Die Aktie des Unternehmens profitierte von den guten Unternehmensnachrichten des US-Konkurrenten GE Vernova. Wordline gab in Paris hingegen um rund 14 Prozent nach. Der Zahlungsdienstleister teilte mit, dass Geschäftsführer Gilles Grapinet von Bord geht. Einhergeht dies mit einer enttäuschenden Jahresprognose.
In den USA brach Adobe um neun Prozent ein. Die Händler waren über den zurückhaltenden Ausblick enttäuscht. Die aktuellen Geschäftszahlen konnten hingegen überzeugen. Adobe ist ein Unternehmen von vielen, das wenig optimistisch in die Zukunft blickt. Umso mehr dürfen Marktbeobachter hinterfragen, ob die aktuelle Erholung an den Aktienmärkten wirklich nachhaltig ist. Nach wie vor preisen die Händler viel Optimismus ein, der sich nicht immer mit den Unternehmensmeldungen erklären lässt. Zu den Gewinnern in den USA gehört Uber, das die Zusammenarbeit mit der Alphabet-Tochter Waymo ausweitet. Das Unternehmen ist auf das autonome Fahren spezialisiert.
Am Samstag kamen neue Zahlen aus China, welche die Probleme im Reich der Mitte verdeutlichen. Die Industrieproduktion stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent, was angesichts der Prognose von +4,7 Prozent eher enttäuschend war. Untermauert wird der schlechte Eindruck noch, wenn man den Vormonatswert von +5,1 Prozent berücksichtigt. Die Einzelhandelsumsätze und die Investitionen blieben ebenfalls unter den Erwartungen.
Blick auf die Charts
Zinsen der US-Anleihen
Schauen wir zunächst auf die 10-jährigen Anleihen aus den USA. Die Renditen sinken weiter und liegen aktuell nur noch bei 3,655 Prozent. Der weitere Kursverlauf wird von den Entscheidungen der Fed abhängen, die am Mittwoch über die Zinsen entscheidet. Sollte die US-Notenbank die Erwartungen enttäuschen, könnten die Renditen wieder steigen. Fast die Hälfte des Marktes erwartet eine Zinssenkung von 50 Basispunkten.
Ich persönlich rechne angesichts der weiterhin hohen Kerninflation in den USA nur mit 0,25 Prozent. Dies sollte die Zinsen der US-Anleihen eher steigen lassen. Dies ist wie alle anderen Gedankenspiele keine Handelsempfehlung.
Erneute Umkehr im EURUSD?
Das Paar wurde bei 1.10 unterstützt und legte in den vergangenen Tagen deutlich zu. Getrieben wurde der Euro durch die Zinsphantasien in den USA: Sollte meine Prognose eintreten, dürfte es spätestens ab Mittwochabend wieder Richtung 1,1030/00 gehen. Auf der Oberseite sehen wir bei 1,1100/20 den ersten Widerstand. Der Ichimoku signalisiert bei 1,1150 einen weiteren Resist.
Von den Hoffnungen auf sinkende Zinsen getrieben: Gold
Das gelbe Metall schoss aufgrund der US-Inflationsdaten vom Donnerstag und Freitag in die Höhe. Die hohe Kerninflation von 3,1 %, welche der Verbraucherpreisindex am Mittwoch signalisierte, geriet schnell in Vergessenheit. Für Gold gilt: Sinken die Zinsen in den USA wirklich um 0,5 % sollten neue Allzeithochs jenseits der 2.600 US-Dollar-Marke möglich sein. Liefert die Fed nicht, zeigt der Ichimoku bei 2.500 und 2.418 die ersten Unterstützungen.
NASDAQ 100
Sinkende Zinsen stützen traditionell die Techwerte, so auch diesmal. Widerstände liegen bei 19.636 und knapp 20.000 Punkten.
S&P 500 – Zinsen im Fokus
Beim S&P 500 stellt sich für mich die Frage, ob eine Zinssenkung von 50 Basispunkten wirklich positiv zu werten ist. Kurzfristig würde der Index wahrscheinlich zulegen, aber auf mittlere Sicht? Wer die Kerninflation von 3,1 Prozent zugrundelegt, muss sich fragen, warum die US-Notenbank einen solchen Zinsschritt praktizieren würde. Eigentlich gibt es nur eine Antwort: Der US-Konjunktur muss das Wasser bis zum Hals stehen. Das Signal an den Markt wäre also eher eine Warnung vor zu viel Euphorie. Supports liegen bei 5.550/483.
DAX
Der Dax dürfte wahrscheinlich weiter auf die Wall Street schauen. Hinzukommen noch schwache Daten auch China, die es dem deutschen Leitindex schwermachen dürften. Die lange Wolkenlinie des Ichimoku signalisiert bei 18.735 Punkten einen starken Widerstand. Sollte die Fed die Zinsen um 0,5 Prozent senken, könnte er kurzfristig nachhaltig brechen. Mittelfristig ist eine Fortsetzung der Erholung nicht sicher. Unterstützungen liegen bei 18.478/187/125. Der Ichimoku präsentiert sich im Vier-Stunden-Chart freundlich. Ich bin skeptisch.
Ausblick
MontagFeiertag in China und Japan
14:30 NY Empire State Herstellungsindex USA
Dienstag
Feiertag in China
06:30 Industrieaktivitätsindex für den Tertiärindex in Japan
11:00 ZEW Konjunkturerwartungen Deutschland und Eurozone
14:30 Einzelhandelsumsätze USA
15:15 Industrieproduktion USA
Mittwoch
Feiertag in Hongkong
01:50 Handelsbilanz Japan
08:00 Verbraucherpreis- und Erzeugerpreisindex Großbritannien
11:00 Verbraucherpreisindex Eurozone
14:30 Baugenehmigungen/-beginne in den USA
16:30 Rohöl-Lagerbestände USA
20:00 Zinsentscheidung der Federal Reserve, USA
Donnerstag
03:30 Arbeitsmarktdaten Australien
08:00 Autozulassungen in Großbritannien und zahlreichen EU-Ländern
13:00 Zinsentscheidung der Bank of England
13:00 Rede von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel
14:30 Philly Fed-Herstellungsindex USA
16:00 Verkäufe bestehender Häuser USA
Freitag
03:00 Zinsentscheidung China
05:00 Zinsentscheidung Japan
08:00 Einzelhandelsumsätze Großbritannien
08:00 Erzeugerpreisindex Deutschland
14:15 Rede vom Gouverneur der Bank of Canada, Till Macklem
14:30 Einzelhandelsumsätze Kanada
17:00 Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde
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