DAX auf dem Weg zur 20.000?

Dax auf dem Weg zur 20.000?


Die deutliche Zinssenkung der Fed am vergangenen Mittwoch sorgte an den Märkten für neue Hoffnung. Der DAX stieg erstmals in seiner Geschichte auf über 19.000 Punkte. Seither bewegt er sich weiterhin auf einem hohen Niveau.


Positive Reaktion nach Fed-Entscheidung

Da ich bisher nicht dazu kam, betrachte ich zu Beginn kurz die Marktentwicklung nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank. Nachdem die erste Reaktion noch verhalten war, stellte sich Zuversicht am Markt ein. Dies kommt nicht überraschend, könnte sich jedoch als übertrieben herausstellen. Mit der Zinssenkung um 50 Basispunkte auf fünf Prozent signalisierten die Währungshüter ihre Sorge um die Konjunktur.

Eine schwächere Konjunktur gefährdet Arbeitsplätze. Da ein stabiler Arbeitsmarkt zum Mandat der Fed gehört, steckt die Notenbank in einem Dilemma. Einerseits ist die Inflation in den USA weiterhin zu hoch, andererseits droht auch in den Vereinigten Staaten eine weitere Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Aus meiner Sicht steht die Federal Reserve nun vor der schwierigen Aufgabe, die angemessene Geldpolitik zu finden. Senkt sie die Zinsen zu stark, riskiert sie eine erneut steigende Inflation. Legt sie den Fokus zu stark auf die Bekämpfung der Teuerung, droht auch in den USA möglicherweise eine Rezession.


Jerome Powell lässt alle Optionen offen


Der Fed-Chairman bestätigte mich gewissermaßen während der Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung. Er ließ sich und seinen Kollegen im FOMC alle Optionen offen. Weitere Zinsschritte würden von Sitzung zu Sitzung entschieden werden, meinte der Notenbankchef. Die Zinsprojektionen der Fed sprechen jedoch eindeutig für einen zügigen Kurs. Die FOMC-Mitglieder erwarten im kommenden Jahr weitere vier Zinssenkungen. Vorher hofft der Markt auf zwei weitere Schritte in diesem Jahr.


Die aktuelle Lage

Die Sorge um die Konjunktur bewegt nicht nur Europa und die USA, auch China kämpft mit einer Abkühlung des Wirtschaftswachstums. Dies bewog die chinesische Notenbank zu einer weiteren Zinssenkung. Die Kreditfazilität sank von 2,3 auf 2,0 Prozent, der siebentägige Reverse-Repo-Satz von 1,7 auf 1,5 Prozent. Das Zinsniveau ist in China deutlich niedriger als in der Eurozone und den USA. Durch eine sehr niedrige Inflation ist die Geldpolitik der Peoples Bank of China gerechtfertigt. Die Zinsschritte wurden vom Markt erfreut zur Kenntnis genommen. Profitieren können von dieser Nachricht vor allem Rohstoffaktien. Befeuert werden die Kurse von der Erwartung, dass bei einer anziehenden Konjunktur die Nachfrage aus dem Reich der Mitte steigt.

Ein Beispiel ist der Kupferpreis, der allerdings heute etwas zurückkommt. Eine Unterstützungszone lässt sich um 4,3865/4,3160 ausmachen. Widerstand ist bei knapp 4,70 US-Dollar zu erkennen.

Stundenchart Kupfer


Ein Blick auf die Daten der letzten Tage


Seit meinem letzten Börsenartikel erschienen einige wichtige Daten, die ich ansprechen möchte. Warum dieser Blick in die Vergangenheit? Er gibt einen Überblick über die Lage und ermöglicht eine Prognose für die Zukunft.


USA und Kanada

Der NY Empire State Herstellungsindex ist in einer sehr guten Verfassung. Die Analysten erwarteten nur -4,1 Punkte, was auf Pessimismus hingedeutet hätte. Die gemeldeten +11,5 Punkte deuten nun jedoch auf eine optimistische Stimmung der Wirtschaft im Einflussbereich der New York Fed hin. Auch der Philly-Fed-Herstellungsindex überzeugte. Überraschend positiv präsentierte sich die Beschäftigungskomponente. Leicht zurückgehende Neuaufträge trübten das insgesamt positive Bild.

Überzeugen konnten die Einzelhandelsumsätze für den August. Sie stiegen im Vergleich zum Vormonat leicht um 0,1 Prozent. Die US-Industrieproduktion legte um 0,8 Prozent zu. Dagegen wies der vom Markit-Institut ermittelte Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe für den September mit 47 Punkten den schlechtesten Wert seit Juli 2023 aus. Robust zeigte sich das Dienstleistungsgewerbe mit 55,4 Punkten. Schwach präsentierte sich das CB-Verbrauchervertrauen.

Der S&P 500 bleibt bullish

Die Daten in den USA zeigen ein gemischtes Bild. Aktuell präsentiert sich die Industrie in keiner guten Verfassung. Zudem ist das Verbrauchervertrauen besorgniserregend schwach. Die Börse handelt jedoch die Zukunft und hofft auf die Effekte der Zinssenkungen durch die Notenbanken. Ob sich die Hoffnungen bewahrheiten, lässt sich schwer prognostizieren. Der S&P 500 bleibt bullish. Wichtiger Support liegt bei 5.675 Punkten.

Stundenchart S&P 500
Der Wochenchart zeigt uns, dass der S&P 500 auf einem Rekordhoch steht.


Der Kursverlauf von EURUSD zeigt die Zuversicht des Marktes, dass die Fed weitere Zinssenkungen durchführt. Das Paar attackiert aktuell die 1,12. Solide Unterstützung ist bei 1,1120/1,1080 zu erwarten. Auf der Oberseite dürfte das Hoch aus dem Juli 2023 bei 1,1275 als Widerstand fungieren.

Vier-Stunden-Chart EURUSD


Der Kursverlauf von EURUSD zeigt die Zuversicht des Marktes, dass die Fed weitere Zinssenkungen durchführt. Das Paar attackiert aktuell die 1,12. Solide Unterstützung ist bei 1,1120/1,1080 zu erwarten. Auf der Oberseite dürfte das Hoch aus dem Juli 2023 bei 1,1275 als Widerstand fungieren.

Wochenchart EURUSD


Kanada fiel in der vergangenen Woche mit einem niedrigen Verbraucherpreisindex auf. Die Kerninflation lag im August nur noch bei 1,5 Prozent. Über die Erwartungen hinaus legten die Einzelhandelsumsätze zu.


Europa – schlechte Daten stören den DAX nicht

Die ZEW-Konjunkturerwartungen spiegeln die schlechte Stimmung in Deutschland und in der Eurozone wider. Der Index sank sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone. Mit 3,8 beziehungsweise 9,3 Punkten zeigen die institutionellen Anleger immerhin einen leichten Optimismus. Die aktuelle Lage bewerten sie eher verheerend. Dies steht im Widerspruch zum DAX, der sich offenbar von der Realwirtschaft entkoppelt hat.

Für weitere Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank sprechen die Inflationsdaten aus der Eurozone. Der Verbraucherpreisindex stieg im August im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent. Die Kerninflation lag mit 2,8 Prozent darüber, sank jedoch gegenüber dem Juli um 0,1 Prozentpunkte. Diese Daten dürften dem Dax eher Rückenwind geben.

Schlechte Stimmung im verarbeitenden Gewerbe

Schwach präsentierten sich am Montag die Einkaufsmanagerindizes. Die Vorveröffentlichung wies für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland nur 40,3, in der Eurozone 44,8 Punkte aus. Den DAX kümmert auch dies nicht. Die Werte verschlechterten sich im Vergleich zum Vormonat weiter und deuten auf eine weiterhin schlechte Stimmung im Industriesektor hin. Einen Rückgang gab es auch im Dienstleistungssektor. Mit 50,6 Punkten in Deutschland und 50,5 Punkten in der Eurozone bleibt der Index immerhin knapp über der Wachstumsschwelle von 50. Ob dies in den kommenden Monaten so bleibt, ist nicht sicher. Wir sehen im September den vierten Rückgang in Folge. Hinzu kommt, dass Krisen im Dienstleistungsgewerbe meist später als in der Industrie spürbar sind. Hier könnte also die Durststrecke noch bevorstehen.

Deutlich zurück ging in Deutschland der ifo-Geschäftsklimaindex, der mit 85,4 Punkten ein Acht-Monats-Tief markierte. Im DAX spielt die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen eine wichtige Rolle. Hier spielt die Überlegung eine Rolle, dass eine Belebung der Konjunktur in den USA und in China der deutschen Wirtschaft neue Impulse verleihen würde. Aktuell scheint es im DAX um 19.000 Punkte ein erhöhtes Verkaufsinteresse zu geben. Solide Unterstützung scheint der deutsche Leitindex bei 18.735/20 zu finden. Darunter könnte die 18.185/125 in den Fokus rücken.

Der DAX im Stundenchart
Stundenchart des DAX. Der Tenkan (blau) rutscht unter den Kijun (orange). Auch wenn der Chart weiterhin bullish aussieht, könnte dies ein Zeichen sein, das die 20.000 nicht das nächste Ziel sind. Übergeordnet bleibt das Bild jedoch zunächst bullish.

Großbritanniens Wirtschaft robust

Die britische Inflation stagnierte im August bei 2,2 Prozent, die Kernrate stieg jedoch von 3,3 auf 3,6 Prozent. Dies zeigt, dass die Risiken auf der Oberseite im Vereinigten Königreich nicht zu unterschätzen sind. Positive Nachrichten kamen aus dem Einzelhandel. Die Umsätze stiegen im August um ein Prozent gegenüber dem Vormonat. Robust zeigt sich der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe, der auf 51,5 Punkte sank, aber sich deutlich robuster als in der Eurozone präsentiert. Das Dienstleistungsgewerbe weist 52,8 Punkte aus.


Asien und Ozeanien

In Japan überzeugte in der vergangenen Woche der Industrieaktivitätsindex im Tertiärsektor. Er stieg im Juli um 1,4 Prozent. Weniger erfreulich präsentierte sich die Handelsbilanz. Die Exporte stiegen zwar um 5,6 Prozent, der Markt erwartete jedoch ein Plus von zehn Prozent. In Japan bleibt die Inflation mit drei Prozent verhältnismäßig hoch. Die Kernrate lag im August mit 2,8 Prozent etwas höher als im Juli. Die Bank of Japan beließ den Leitzins bei niedrigen 0,25 Prozent.

Wenig erfreulich zeigte sich das neuseeländische Wirtschaftswachstum. Es schrumpfte im zweiten Quartal um 0,2 Prozent, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um 0,5 Prozent. Kaum Veränderungen gab es auf dem australischen Arbeitsmarkt. Die Reserve Bank of Australia ließ den Leitzins mit 4,35 Prozent unverändert.


Die wichtigsten Termine der kommenden zwei Tage:


Donnerstag

08:00 GfK Konsumklima Deutschland
09:30 Zinsentscheidung Schweiz
14:30 Aufträge langlebiger Wirtschaftsgüter USA
14:30 BIP USA (endgültig)
15:20 Rede von Fed-Chairman Jerome Powell
15:30 Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde


Freitag

09:55 Arbeitsmarktdaten Deutschland
11:00 Wirtschaftsstimmung Eurozone
14:30 PCE-Kernrate Preisindex USA
14:30 Persönliche Einkommen und Ausgaben USA
14:30 BIP Kanada
16:00 Konsumstimmung Uni Michigan

Titelbild: Gerd Altmann from Pixabay

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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