
Börse: Nervosität an den Märkten bleibt bestehen

Während in Europa am Montag noch vielerorts an der Börse Ostern gefeiert wurde, gab es in New York neue Aufregung. Grund war die Kritik von US-Präsident Donald Trump am Chairman der Federal Reserve, Jeorme Powell.
Harsche Kritik am Kurs der Fed sorgt für Zurückhaltung an der Börse
Auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social kritisierte Donald Trump, dass die US-Notenbank die Zinsen nicht senkt. Powell sei bei geldpolitischen Lockerungen immer zu spät, es sei denn, er könne damit Joe Biden helfen. Laut Trump gäbe es praktisch keine Inflation und die Preise würden sinken. Die Daten geben dem US-Präsident teilweise recht. Die Inflation ist zuletzt tatsächlich nicht gestiegen, bleibt aber über dem Zielwert der Fed, der bei zwei Prozent liegt.
Jerome Powell lässt sich von Donald Trump bisher nicht unter Druck setzen. Aus seiner Sicht droht infolge der Zollpolitik nicht nur eine Abkühlung der Konjunktur, sondern auch eine steigende Inflation. Die Fed wolle mit Änderungen in der Zinspolitik abwarten, bis verlässliche Daten auf dem Tisch liegen.
Die Börse reagierte am Montag zunächst mit Abgaben. Der S&P 500 konnte jedoch die Unterstützung bei 5.100 Punkten verteidigen und erholte sich später wieder. Insgesamt bleibt der Markt unentschlossen, was sich auch im Ichimoku des Stundencharts zeigt. Der Tenkan (blaue Linie) kreuzte den Kijun (orange Linie) nach oben. Dies ist ein bullisches Zeichen. Händler sollten jedoch nicht übersehen, dass der Kurs unter der Wolke liegt, was übergeordnet eine bärische Tendenz signalisiert. Wirklich bullisch wird es wohl erst über 5.500 Punkten.

Unter 4.820 könnten sich die Verluste bis 4.670 oder gar 4.460 Punkte ausweiten. Der Dailychart im S&P 500 bleibt klar bärisch.

Diese US-Daten hatte die Börse in der vergangenen Woche zu verarbeiten
In den USA wirken sich die Zölle bisher nicht messbar auf die Preise aus. Die Exportpreise stagnierten im März, während sich die Importpreise sogar um 0,1 Prozent verbilligten. Allerdings waren viele Zölle und Gegenmaßnahmen noch nicht in Kraft oder wurden nach ihrer Ankündigung wieder aufgehoben. Deshalb wäre es verfrüht, die Befürchtungen an der Börse für überzogen zu erklären. Die Auswirkungen werden wohl erst in einigen Monaten zu besichtigen sein.
Deutlich über den Erwartungen lag der NY Empire State Herstellungsindex. Mit -0,1 Punkten zeigen die Unternehmen im April wieder mehr Hoffnung als noch im März (-20 Punkte). Allerdings gaben die Frühindikatoren deutlich nach, was ein Abkühlen der Wirtschaft signalisiert. Die -0,7 Prozent sind der dritte Rückgang in Folge. Allerdings zeigen die Frühindikatoren bereits seit dem Frühjahr 2022 wenig Zuversicht bei den US-Unternehmen.
Schlechte Stimmung in Philadelphias Unternehmen
Auch der Philly Fed Herstellungsindex zeigt ein schwaches Bild. Die -26,4 zeigen die Sorgen der Unternehmen in dieser Region. Zwar hat sich nach Meinung der Unternehmen das Geschäftsklima leicht verbessert, aber die Neuaufträge sind deutlich eingebrochen. Viele Unternehmen gaben an, höhere Preise durchzusetzen. Dies spricht für die Gefahr einer höheren Inflation.
Die Einzelhandelsumsätze stiegen deutlicher als erwartet. Der Grund dürfte in der Befürchtung vieler Amerikaner liegen, dass bald viele Produkte teurer werden. Schwach präsentierte sich die Industrieproduktion. Sie schrumpfte im März um 0,3 %, nachdem sie im Februar stagniert war.
EZB stützt die Konjunktur
In Europa blickte die Börse auf die Europäische Zentralbank, die den Leitzins erneut um 0,25 auf 2,4 Prozent senkte. Damit gibt die Notenbank der kriselnden EU-Wirtschaft einen bescheidenen Impuls. Die EZB muss einerseits die Wirtschaft stützen, darf jedoch die Inflation nicht aus den Augen verlieren. Zwar liegt die Teuerung in der Eurozone nur noch bei 2,2 Prozent, dies ist jedoch kein Zeichen einer nachhaltigen Entspannung. Sollte der Handelskrieg mit den USA eskalieren, könnten die Preise spürbar steigen.
Die Börse rechnet jedoch eher mit weiter sinkenden Zinsen, wie die Versteigerungen von europäischen Staatsanleihen in der vergangenen Woche zeigten. Der Erzeugerpreisindex aus Deutschland (-0,2 Prozent zum Vorjahr) gibt den Anlegern in Bezug auf die Inflation Zuversicht.
Angesichts der allgemeinen Unsicherheit am Markt sind die institutionellen Anleger wieder skeptischer geworden. Die ZEW-Konjunkturerwartungen zeigen mit -14,0 Punkten in Deutschland und -18,5 Punkten in der Eurozone einen zunehmenden Pessimismus.
China überrascht die Börse mit starken Exportzahlen
Bisher scheint sich der Handelskrieg mit den USA nicht auf Chinas Exporte auszuwirken. Im Gegenteil: Im März legten die Ausfuhren um 12,4 Prozent zu. Gleichzeitig gingen die Importe erneut zurück. Das BIP stieg zwar im ersten Quartal um 5,4 Prozent zum Vorjahr, blieb jedoch im Vergleich zum Vorquartal (+1,2 Prozent) hinter den Erwartungen zurück. Investitionen und Industrieproduktion zeigten ein robustes Wachstum. Auch die Einzelhandelsumsätze verzeichneten ein sattes Plus.
In Großbritannien stiegen die Arbeitslosenzahlen weniger deutlich als erwartet. Die Lohnerhöhungen fielen etwas magerer als prognostiziert aus. Mit Blick auf die Inflation und die Kosten dürften die Zahlen an der Börse gut ankommen. Die Inflationszahlen belegten diesen Trend: 2,6 Prozent im März. Im Vormonat waren es noch 2,8 Prozent.
Der Verbraucherpreisindex in Kanada stieg im März um 2,3 Prozent und damit weniger als im Februar (2,5 Prozent). Die Bank of Canada senkte die Zinsen dennoch nicht. Der Leitsatz bleibt bei 2,75 Prozent.
In Australien nahm die Zahl der Erwerbstätigen im März um 32.200 ab. Trotzdem sank die Arbeitslosenquote von 4,2 auf 4,1 Prozent. Japans Inflation bleibt mit 3,6 Prozent weiterhin sehr hoch. In der Türkei stieg der einwöchige Reprosatz von 42,5 auf 46 Prozent. Die Lira wertet trotzdem weiter ab.

Diese Termine könnten die Börse in dieser Woche bewegen
Zum einen ist die Berichtssaison in vollem Gange. Ferner dürften die Anleger an der Börse weiterhin auf die Nachrichten zum Handelskrieg der USA achten. Es wird wohl wieder eine volatile Woche. Das größte Problem ist aktuell die Unsicherheit. Niemand weiß, womit der Markt in den kommenden Wochen wirklich rechnen muss.
Heute Abend, 19 Uhr, hat die EZB-Präsidentin Christine Lagarde einen öffentlichen Auftritt. Morgen erscheinen die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes in Europa, den USA und Japan. Zudem melden die USA die Neubauverkäufe.
Am Donnerstag steht der ifo-Geschäftsklimaindex im Wirtschaftskalender. In den USA werden die Zahlen zu den Aufträgen langlebiger Wirtschaftsgüter und den Verkäufen bestehender Häuser veröffentlicht.
Die Einzelhandelsumsätze in Großbritannien und Kanada verarbeitet die Börse am Freitag. Zudem meldet die Uni Michigan die endgültigen Zahlen der Konsumstimmung.
DAX ohne erkennbaren Trend
Der DAX schiebt seit mehr als einer Woche seitwärts. Daran hat sich auch heute Vormittag nichts geändert. Ein Ausbruch nach oben könnte über 21.460 möglich sein. Unterstützt wird der DAX um 20.380/20.090.

Gold erreichte in der vergangenen Woche ein neues Rekordhoch. Aktuell setzen Gewinnmitnahmen ein. Übergeordnet dürfte das gelbe Metall jedoch aufgrund der vielen globalen Unsicherheiten weiterhin gefragt bleiben.

Der Ölpreis (WTI) scheint sich über der 60-Dollar-Marke zu stabilisieren. Ein Sprung über 65 Dollar könnte eine bullische Trendumkehr einleiten.

Das Vertrauen in den US-Dollar ist ziemlich ramponiert. EUR/USD legte gestern weiter zu, obwohl die Zinsschere zwischen EZB und Fed immer größer wird. Inzwischen handelt der Euro um 1,15 US$.

Der Bitcoin könnte mit einem Sprung über die 88.500 eine inverse M-Formation auflösen und erneut die 100-Dollar-Marke testen.

Meine Einschätzungen stellen keine Handelsempfehlung dar!
Titelbild: Sergei Tokmakov, Esq. https://Terms.Law from Pixabay
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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