
Besuchen Sie Alexandria, solange es noch steht

Alexandria ist eine der ältesten Städte der Erde. Durch ihre Lage am Meer erlangte sie bereits in der Antike eine große Bedeutung. Die Geschichte der Metropole ist jedoch nicht nur von beeindruckenden Erzählungen geprägt. Alexandria steht wie kaum eine andere Stadt für die Auswirkungen von Naturgewalten.
Die versunkene Stadt
Die ältesten Teile der Metropole sind heute während eines Stadtspaziergangs kaum noch zu sehen. Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten gehört der Leuchtturm, von dem jedoch nicht mehr viel übrig ist. Einst war er nach historischen Quellen zwischen 115 und 160 Meter hoch. Nur die Pyramiden von Gizeh waren noch höher. Der im dritten Jahrhundert vor Christi erbaute Turm wurde 365 nach Christus von einem Seebeben schwer getroffen. 769 ereignete sich ein weiteres Erdbeben, das Überlieferungen zufolge den Turm schwer in Mitleidenschaft zog.
Ein Wiederaufbau erwies sich als nicht durchführbar, sodass die Steine als Baumaterial abgetragen wurden. Immer wieder wurde Alexandria von Erd- und Seebeben heimgesucht. Auch Sturmfluten sorgten dafür, dass ein Teil der antiken Stadt im Mittelmeer versank. Heute liegen Teile des königlichen Viertels etwa vier bis acht Meter unter dem Meeresspiegel im Osthafen. Archäologen untersuchten das Gebiet. Dank moderner Vermessungstechnik konnten die Wissenschaftler erstmals ein Panorama des berühmten Portus Magnus erstellen. Das Ergebnis unterscheidet sich stark von den Darstellungen in Schriftrollen aus der Antike.
Mehr als zwei Jahrtausende Geschichte
Aus der Antike und den nachfolgenden Epochen ist leider nicht viel erhalten geblieben. Aus der römischen Zeit sind ein Amphitheater und die von Kom el Schukafa erhalten geblieben. Zu diesem Areal unweit des modernen Zentrums gehören auch antike Mosaikböden und ein römisches Bad. Die historische Bausubstanz ging nicht nur wegen der verheerenden Naturereignisse verloren.
Die Herrschaft über die Stadt wechselte häufig. Dabei mussten alte Tempel und Paläste Platz für die neue Zeit machen. Häufig wurden die Steine der abgerissenen Bauten für neue Gebäude genutzt. Die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind aus der jüngeren Vergangenheit. Die größte Moschee ist die Abu-I-Abbas-al-Mursi-Moschee, die erst 1945 an der Stelle eines Vorgängerbaus eröffnet wurde. Auf eine lange Geschichte kann die Sankt-Markus-Kathedrale verweisen. Ihre Anfänge lassen sich vermutlich auf das Jahr 60 datieren. Die einst kleine Kapelle wurde mehrfach zerstört und wiederaufgebaut sowie erweitert. Seine letzten Veränderungen erhielt das Bauwerk zwischen 1985 und 1990.
Gefährdetes Alexandria
Alexandria ist heute neben Kairo die wichtigste Metropole Ägyptens. Seit der Eröffnung des Suezkanals kam die Stadt zu einer neuen Blüte als wichtiger Umschlagplatz für Waren. Zahlreiche Touristen wissen nicht nur die quirlige Atmosphäre der Stadt zu schätzen. Sie erholen sich an den herrlichen Sandstränden. Die Küste zeigt jedoch gleichzeitig, wie gefährdet dieser historische Ort ist.
Wo vor wenigen Jahren breite Strände zu einem Sonnenbad einluden, ist heute nur noch ein schmales Sandbad zu finden. Die enorme Erosion sorgt dafür, dass das Meer bei Sturm bis an die Mauern der Gebäude in der ersten Reihe peitscht. Durch Starkregen und Sturmfluten wird das Wasser durch die engen Gassen von Alexandria gepresst. Viele Bewohner, die einst die bevorzugte Lage ihrer Häuser schätzten, werden besonders im Winter von Hochwasser geplagt.
Das sichtbare Wasser ist jedoch nur ein Teil der Gefahr für Alexandria. Der steigende Meeresspiegel drückt das Grundwasser nach oben und gefährdet die Fundamente der Häuser. Fast 300 Gebäude sollen dadurch bereits eingestürzt sein. Dies könnte erst der Anfang sein. Bis zum Jahr 2100 könnte der Meeresspiegel um einen weiteren knappen Meter ansteigen, befürchtet der Weltklimarat. Die Stadt versucht, sich mit Barrieren im Meer gegen diese Entwicklung zu schützen. Experten befürchten jedoch, dass die geschichtsträchtige Metropole im Meer versinkt.
Sehenswürdigkeiten von Alexandria
Besuchen Sie Alexandria, solange es noch steht. Diese Anlehnung an einen Song von Geier Sturzflug beschreibt die Dramatik der Situation recht gut. Die Stadt trotzte zwar bisherigen Naturgewalten, Eroberungen und Kriegen, aber der vom Menschen zumindest mitverursachte Klimawandel könnte die historisch wertvolle Metropole für immer wegspülen.
Es lohnt sich, das besondere Flair des Ortes zu genießen. Immerhin haben hier Caesar und Kleopatra ihre Spuren hinterlassen. Hier einige Sehenswürdigkeiten, weshalb sich ein Besuch von Alexandria lohnt:
11. El Nabi Daniel Moschee
Das Gotteshaus steht nicht weit vom Amphitheater und wurde bereits 1790 eröffnet. Sie beherbergt das Grab des kurdischen Gelehrten Muhammad Daniyal al-Mawsili. Unter der Moschee befinden sich zwei Krypten aus der Antike, in denen einst das Grab Alexander des Großen vermutet wurde. Dies bestätigte sich ebenso wenig wie eine andere Legende. Demnach sollte hier der Prophet Daniel beerdigt sein. Dies wurde inzwischen von Archäologen widerlegt. Die Krypten wurden zugemauert. In den Gassen um die Moscheen findest du zahlreiche kleine Geschäfte, in denen die Einheimischen einkaufen gehen.
10. Leuchtturm von Alexandria
Der in der Antike auch Pharos von Alexandria genannte Turm war lange der höchste Leuchtturm, der je gebaut wurde. Er gehört zu den sieben Weltwundern der Antike. Leider ist heute nur noch der Sockel übrig.
9. Corniche
Die etwa 15 Kilometer lange Küstenstraße gehört unbedingt zu einem Besuch der zweitgrößten Stadt Ägyptens. An den Stränden erholen sich die Einheimischen und Touristen vom pulsierenden Leben in den staubigen Gassen. Die Küste ist von guten Hotels, exklusiven Restaurants und Cafés gesäumt. Die Balkons und Terrassen gewähren den Besuchern einen herrlichen Blick auf das Geschehen im Meer. Zu den Höhepunkten gehört die Stanley Bridge von der du einen unvergesslichen Sonnenuntergang erleben kannst.
8. Abu-I-Abbas-al-Mursi-Moschee
Der religiöse Bau gehört zu den Wahrzeichen von Alexandria. Bevor die italienischen Baumeister Eugenio Valzania und Mario Rossi das Bauwerk zwischen 1929 und 1945 komplett umbauten, existierte an diesem Ort bereits seit 1306 eine Moschee. In ihr befindet sich das Grab des ägyptischen Scheichs Abu i-Abbas al-Mursi, der zu den berühmten Sufiheiligen des Landes gehört. Sehenswert sind die 16 Säulen aus italienischem Granit und die Kuppel, deren Fenster einen zauberhaften Lichteinfall ermöglichen. Die Besucher laufen auf hochwertigem Marmor und bewundern die Fenster aus Teakholz. Um die nicht weit vom Yachthafen stehende Moschee findest du mehrere gute Fischrestaurants.
7. Montaza-Palast
Zum Königspalast gehört eine wunderschöne, direkt am Meer gelegene Parkanlage. Das Ensemble wurde von 1923 bis 1928 für den Gouverneur der osmanischen Provinz Ägypten, Muhammad Ali Pasha erbaut. Die am Ostrand von Alexandria liegenden Gärten und Wälder umfassen eine Fläche von 370 Hektar. Neben farbenprächtigen Pflanzen gibt es hier auch Spielplätze und ein Sommertheater. Östlich des Parks befindet sich eine Bucht mit einem schönen Sandstrand, der von mehreren Hotels eingerahmt ist. Am Ende einer Mole steht ein Leuchtturm. Die nahe Tea Island wusste schon der König zu schätzen. Noch heute kannst du hier einen Tee schlürfen und aufs Meer schauen.
6. Serapeum mit der Pompeiussäule
Umrahmt von Wohntürmen bietet das Serapeum einen krassen Kontrast zwischen Antike und Moderne. Der Blick fällt sofort auf eine fast 29 Meter hohe Säule, die aus Rosengranit aus der Region Assuan errichtet wurde. Sie gehört zu den höchsten derartigen Bauwerken in der Antike. Zwei gut erhaltene Sphinxen „bewachen“ die römische Siegessäule. Einst soll das Serapeum die prächtigste Tempelanlage im griechischen Viertel gewesen sein. Leider sind davon heute nur noch die Grundrisse vorhanden. Der Tempel wurde 391 von den Römern zerstört.
5. Nationalmuseum Alexandria
Die Ausstellung widmet sich der mehr als 2.000-jährigen Geschichte der Stadt und zeigt wichtige Epochen der ägyptischen Vergangenheit. Der Rundgang führt durch die pharaonische und antike Epoche sowie die Zeit der Islamisierung. Die mehr als 1.800 Exponate befinden sich seit 2003 in einer sehenswerten Villa, die östlich vom Zentrum steht. Lohnenswert ist ein Spaziergang zum nahen Ras Soda Tempel. Die römische Anlage stammt aus dem zweiten Jahrhundert und wurde 1936 zufällig wiederentdeckt. Der Tempel diente der Verehrung der ägyptischen Göttin Isis.
4. Amphitheater
Die einstige Kulturstätte zählt zu den wenigen gut erhaltenen Zeugnissen aus der Zeit der römischen Herrschaft. Es besteht aus 13 Marmorterrassen, die einst als Sitzplätze dienten. Damals passten etwa 600 Zuschauer in das Theater. Bei der zufälligen Entdeckung im Jahr 1960 traten auch Reste von Säulen und Statuen zutage. Das Amphitheater ist Teil der Ausgrabungsstätte Kom el-Dikka, zu der auch eine Badeanstalt und ein akademischer Komplex mit 22 Hörsälen gehören. Die Reste der Villa der Vögel geben den Blick auf einen schönen Mosaikfußboden frei und gelten als hervorragendes Beispiel für die Häuser der wohlhabenden Stadtbevölkerung.
3. Qaitbay-Zitadelle
Die Festung steht direkt am Meer und wurde im 15. Jahrhundert errichtet. Für den Bau nutzten die Erbauer auch die Steine des eingestürzten antiken Leuchtturms. Sein Sockel steht nur wenige Meter entfernt. Die Zitadelle hat eine wechselvolle Geschichte, die 1882 in der Zerstörung durch die Briten zunächst endete. Später wurde die Festung wiederaufgebaut und ist heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie beherbergt unter anderem ein Meereskundemuseum. In der Umgebung findest du mehrere Restaurants. Empfehlenswert ist das Sidra by the Citadel. Genieße eine vorzügliche levantinische Küche und den Blick auf den Hafen.
2. Katakomben von Kom el Shuqafa
Diese historische Stätte ist ein schönes Beispiel für die Beerdigungsriten der Altägypter, Griechen und Römer. Die befinden sich unter der westlichen Nekropole Alexandrias und bestehen aus drei in den Fels gehauenen Ebenen. Zur Anlage gehört ein Triklinikum, in dem damals die Trauerfeiern stattfanden. Die Gräber stammen aus der Zeit der römischen Herrschaft. Die reichlich vorhandenen Reliefs überraschen, weil auf ihnen ägyptische, griechische und römische Motive zu finden sind. Interessant sind beispielsweise zwei Statuen, die im ägyptischen Stil geschaffen wurden. Ihre Gesichtszüge und die Frisur stammen jedoch aus der römischen Kultur. Die Katakomben befinden sich nicht weit vom Serapeum.
1. Bibliothek von Alexandria
Alles andere als historisch ist der beeindruckende Bau an der Corniche. Das Gebäude mit seiner geschwungenen Fassade wurde erst 2002 eröffnet. Es steht nicht weit von der Stätte der antiken Bibliothek entfernt. Dies ist kein Zufall, denn Alexandra beherbergte einst die bedeutendste Bücherei des Mittelmeerraums. Die moderne Bibliothek möchte an den Ruf der Antike anknüpfen. Sie verfügt über den weltweit größten Lesesaal und über mehrere Fachbibliotheken. Darunter befindet sich die Nobel-Sektion, in der Veröffentlichungen aller Nobelpreisträger gesammelt werden. Im Gebäude befinden sich zudem vier Museen und ein Planetarium.
Alexandria oder Rotes Meer?
Am Roten Meer findest du sicherlich die besseren Strände, aber einen Ausflug in die Metropole am Mittelmeer sollten Ägypten-Urlauber auf jeden Fall einplanen.
Titelbild: Anwar Hassan from Pixabay
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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