Börsen unter Druck: Rezession in den USA?

Rezession

Dass die Weltwirtschaft schon bessere Zeiten erlebte, lässt sich nicht wegdiskutieren. Bisher hat der DAX jedoch die hartnäckige Rezession in Deutschland gut überstanden. Nun scheint jedoch auch die US-Wirtschaft aus dem Tritt zu kommen. Donald Trump ist zu einem Unsicherheitsfaktor geworden.

„America first“ verunsichert die Anleger?

Der Plan des US-Präsidenten schien einfach zu sein: Er behindert den freien Markt in den USA und sorgt so für einen Wettbewerbsvorteil für die heimische Wirtschaft. Nebenbei sorgt er durch Schließungen ganzer Behörden dafür, den Kapitalismus in Reinkultur zu entfesseln. Zumindest für Investoren sollte dies doch nach rosigen Zeiten klingen, oder?

Die Kurse an der Wall Street geben dies nicht wieder. Bereits in der zweiten Woche in Folge verzeichnet der S&P 500 Abschläge. Analysten streiten sich zwar noch, ob es sich um eine Korrektur oder einen Bärenmarkt handelt. Aus meiner Sicht lässt sich dies bislang nicht genau beschreiben. Wichtig wäre, dass der Markt die vom Ichimoku im Dailychart markierte Marke von 5.390 Punkten nicht unterschreitet. Andernfalls könnte sich die Stimmung weiter eintrüben.

S&P 500 Dailychart

Trumps Linie bleibt unklar

Donald Trumps Zollpolitik hat bereits in der vergangenen Woche zu viel Verwirrung gesorgt. Generell haben Zölle in den global stark verzahnten Herstellungsketten eher Nachteile. Rohstoffe, Zulieferteile und ganze Produkte verteuern sich. Dies lässt die Inflation steigen und das Verbrauchervertrauen sinken. Wer wirklich glaubt, dass dies der US-Wirtschaft wirklich hilft, ist zu bedauern.

Die US-Zölle werden natürlich ausländischen Lieferanten schweren Schaden zufügen. Es trifft jedoch auch US-Unternehmen und die Verbraucher, also Trumps Wähler. Dies schien dem US-Präsidenten in der vergangenen Woche ebenfalls aufgefallen zu sein, weshalb er die gerade erst eingeführten Zölle auf kanadische Waren schnell wieder aussetzte. Sie sollen nun vier Wochen später kommen.

Droht eine globale Rezession?

Generell hat Donald Trump seine Haltung nicht geändert. Er glaubt weiterhin, dass er mit Zöllen eine angeblich unfaire Behandlung von US-Unternehmen bestraft. Wir wollen hier nicht bewerten, ob dieses Vorgehen wenigstens für die USA von Vorteil ist. Die Händler an der Börse können sich mit dem Vorgehen der US-Administration offenbar nicht anfreunden.

Als Grund würde ich jedoch die Zölle eher nicht sehen. Möglicherweise gelingt es ja der Trump-Administration, die Binnennachfrage so anzukurbeln, dass die Verluste im Export teilweise ausgeglichen werden. Die Ankündigung von Zöllen sorgte wie erwartet dafür, dass Kanada Gegenzölle verhängte. Trump sorgte für den Auftakt eines Handelskriegs, den er auch gegen China und Europa angekündigt hat. Die ohnehin unter Druck stehende globale Konjunktur könnte in eine Rezession abgleiten.

Unsicherheit als Investitionshemmnis

In den vergangenen Tagen vollzog die US-Administration einen Zickzackkurs, der an der Börse für Verunsicherung gesorgt hat. Viel schlimmer als die Zölle ist dabei, dass Donald Trump einen klaren Kurs vermissen lässt. Niemand kann vorhersagen, wie die US-Wirtschaftspolitik der kommenden Monate, geschweige denn Jahre aussieht. Diese Situation sorgt dafür, dass sich Investoren zunächst zurückhalten.

Es wundert nicht, dass Gold weiterhin für rund 2.900 US$ gehandelt wird. Nach kurzfristigen Gewinnmitnahmen Ende Februar zeigt sich das gelbe Metall weiterhin robust. 

Gold – 4-Stunden-Chart

Der Bitcoin geriet zuletzt deutlich unter Druck. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Kryptowährung im vierten Quartal 2024 ihren Wert nahezu verdoppelt hat, weshalb die aktuellen Gewinnmitnahmen wohl keine übergeordnete Trendumkehr darstellen. Der Ichimoku im Dailychart präsentiert sich jedoch bearish, weshalb hier sicherlich etwas Vorsicht empfehlenswert ist. 

Bitcoin – Dailychart

Tiefe Rezession in Deutschland?

Bisher blieb es in Deutschland bei einer leichten Rezession. Die Ursachen sind vielfältig. Neben den schlechten Rahmenbedingungen sind es insbesondere die Chefetagen, die notwendige Reformschritte nicht angegangen sind. Einen Hoffnungsschimmer erzeugte sicherlich der Plan der designierten Schwarz-Roten Koalition, ein Sondervermögen für den Ausbau der Infrastruktur zu schaffen.

Dem ersten Jubel folgte jedoch schnell erneute Verunsicherung. Die marode Infrastruktur ist kein plötzliches Ereignis. Sie hemmt den Wirtschaftsstandort Deutschland schon seit 20 Jahren, Tendenz steigend. Möglicherweise ist also ein Beschluss des alten Bundestages in dieser Angelegenheit verfassungswidrig. Stattdessen könnten US-Zölle die deutsche Wirtschaft noch tiefer in die Rezession führen. Nimmt man diese Unsicherheit zur Basis, hält sich der DAX erstaunlich gut. Das Handeln des möglicherweise nächsten Bundeskanzlers Friedrich Merz dürfte die Marktteilnehmer allerdings ratlos zurücklassen. Dies könnte sich bald ebenfalls in den Kursen bemerkbar machen.

Schwache Konjunkturdaten

Am vergangenen Freitag wurden deutlich gesunkene Auftragseingänge der deutschen Industrie gemeldet. Dass die Industrieproduktion im Januar um zwei Prozent stieg, ist nur ein schwacher Trost. Immerhin legte das Sentix-Investorenvertrauen zu. -2,9 Prozent waren der beste Wert seit acht Monaten. Hinzukommt die Zinssenkung der EZB in der vergangenen Woche. Die Inflation war dafür eigentlich zu hoch, sodass die Notenbank wohl die Wirtschaft stützen wollte. Dies ist eigentlich nicht ihr Mandat. 

In den USA enttäuschten am Freitag die Arbeitsmarktdaten, ehe gestern Donald Trump von einer möglichen vorübergehenden Rezession sprach. Interessant dürfte am Mittwoch die Veröffentlichung des Verbraucherpreisindex werden. Beobachter in den USA berichten von deutlichen Preissteigerungen in den vergangenen Wochen. Die Prognosen lassen eher eine nahezu unveränderte Teuerung vermuten. Eine Inflation um drei Prozent dürfte jedoch auch den Spielraum der Federal Reserve einschränken. 

In Kanada erwarten die Analysten am Mittwoch eine Zinssenkung. 

Insgesamt dürfte die Luft aus den Aktienmärkten erst einmal raus sein.

Titelbild: Gerd Altmann from Pixabay

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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