Osterbräuche aus aller Welt

Osterbräuche - Bild: angieconscious / pixelio.d

Für die Christen ist Ostern das höchste Fest. Neben den Gebeten spielen Rituale eine wichtige Rolle in den Feierlichkeiten. Ich habe einige spannende Osterbräuche zusammengetragen.

Irland: Heringe beerdigen

Was ziemlich kurios klingt, ist für die streng katholischen Iren ein wichtiger Teil ihres Glaubens. Während der 40-tägigen Fastenzeit verzichten sie auf Fleisch, Milch, Käse und Wurst. Fisch ist jedoch erlaubt, sodass sich viele Gläubige auf der Grünen Insel von gesalzenem Hering ernähren. Nach 40 Tagen sind sie froh, dass die Zeit der Entbehrung vorbei ist. Gefeiert wird die mit dem Vergraben der letzten Heringe. Die Tradition lebt bis heute in Cork und den Grafschaften im Süden der Insel weiter. 

Während der Zeremonie wird ein an einem Seil befestigter Hering durch die Ortschaft getragen oder gezogen. In einigen Regionen wird der Fisch an einer Holzstange befestigt. Am Straßenrand stehen die Einwohner und beschimpfen den Hering wüst. Nach der Prozession ziehen die Menschen mit fröhlichem Gesang und einem mit bunten Bändern dekorierten Lamm nach Hause. Regional gibt es weitere Bräuche, etwa den Tanz um eine Lammkeule. 

Einer der ältesten Osterbräuche der Katholiken mündet in Frankreich in einer schönen Geschichte

Zu den traditionellen Osterbräuchen nicht nur der Katholiken gehört es, dass die Kirchenglocken am Karfreitag nicht geläutet werden. Es ist ein Tag der Trauer, weil Jesus gekreuzigt wurde. Deshalb verstummen die Glocken nach dem letzten Abendmahl am Gründonnerstag bis zum Gloria in der Osternacht. Die Tradition wird auch in vielen katholischen Gemeinden in Deutschland gepflegt. Stattdessen ertönen beispielsweise im Erzbistum Köln Klappern und Ratschen.

In Frankreich erzählen die Erwachsenen ihren Kindern eine wundervolle Geschichte. Demnach fliegen die Glocken in dieser Zeit nach Rom, um sich vom Papst segnen zu lassen. Anschließend kehren sie mit Süßigkeiten zurück und läuten wieder zum Gottesdienst. Die Kinder suchen dann die Leckereien. Als traditionelles Gericht kommt die Lammkeule auf den Teller.

Italien: Gemeinsames Essen

Während Weihnachten das Fest der Familie ist, umgeben sich die Italiener zu Ostern mit ihren Freunden. Dabei spielt das Essen eine große Rolle. Nach der Messe am Ostersonntag speist man in mehreren Gängen über viele Stunden hinweg. Den Abschluss bildet ein Hefekuchen in der Form einer Taube, die Colomba pasquale. Die steht für Reinheit, Wiedergeburt und Frieden. Der Teig wird mit Orangen und Mandeln gefüllt und mit einer Eiweiß-Zucker-Glasur überzogen. 

Die Feierlichkeiten beginnen schon am Palmsonntag. Der Höhepunkt sind die Prozessionen am Karfreitag. Sie finden normalerweise am Abend statt, weil dieser Tag in Italien ein normaler Arbeitstag ist. Den Ostermontag verbringen die Menschen auf Ausflügen mit Freunden. Unterwegs gehört ein Picknick zu den Osterbräuchen.

Australien: Zu den neueren Ostertraditionen gehört der Osterbilby

Der Osterhase hat in Australien einen schlechten Ruf. Deshalb wundert es nicht, dass in Down Under ein anderes Tier zuständig ist, die Süßigkeiten zu verstecken. Der Bilby hat ebenso lange Löffel wie ein Hase, ist aber viel kleiner. Die Tiere verdrängen seit den 1990er-Jahren den Osterhasen aus den Schokoladenregalen.

Bilbys ersetzen in Australien den Osterhasen

Hasen haben in Australien einen schlechten Ruf. Sie wurden einst aus Europa eingeschleppt und fraßen Weiden und Äcker kahl. Die Plage hatte verheerende Auswirkungen auf die heimischen Tierarten, darunter den Bilby, der bis heute als vom Aussterben bedroht gilt. Als Schokoladenfigur rächt er sich nun im Supermarktregal am Hasen.

Ungarn: Osterbräuche, die die Schönheit erhalten

Zu den Osterbräuchen in Ungarn gehört ein altes Ritual am Ostermontag. Die Männer liegen den Mädchen und Frauen mit einem Eimer Wasser hinterher, um sie zu begießen. Diese Zeremonie lässt sich heute noch in vielen Ortschaften erleben. Die Damen und Herren tragen dazu ihre traditionelle Tracht. Der Legende nach soll das Wasser den Frauen ein weiteres Jahr Gesundheit und Schönheit bringen. Heute kommen jedoch häufige Duftwässer zum Einsatz. Diese Osterbräuche sind auch in anderen osteuropäischen Ländern bekannt, etwa in Tschechien, der Slowakei oder in Rumänien.

Scherben sind Teil der Osterbräuche auf Korfu

„Scherben bringen Glück.“ Das wissen auch die Männer auf Korfu. Sie füllen Tonkrüge mit Wasser und dekorieren die Gefäße festlich. Um 11 Uhr am Karsamstag treten die Herren auf die Balkone und tun mit den Tonkrügen das, was die Schweden an Knut mit den Weihnachtsbäumen machen: Sie werfen die Gefäße auf die Straße, wo sie vor den Füßen der Schaulustigen zerbersten. Dann kommen die Männer schnell und kehren die Scherben auf, damit sie das erhoffte Glück versprühen.

Es handelt sich um einen der ältesten Osterbräuche und wurde bereits aus dem 16. Jahrhundert überliefert. Vermutlich adaptierten die Insulaner ein Ritual aus Venetien, wo einst zu Neujahr alte Gegenstände aus dem Fenster geworfen wurden. So wollten sich die Bewohner vom Ballast des vergangenen Jahres befreien.

Śmigus-Dyngus ist einer der Osterbräuche in Polen

Der Ostermontag wird in Polen auch „lany poniedziałek“ genannt. Dies bedeutet „nasser Montag“ und verrät schon viel über das feuchte Spektakel. Dabei entlädt sich eine regelrechte Wasserschlacht, die sich häufig direkt in den Flüssen und Seen entlädt. Männer und Frauen machen sich mit Spritzpistolen, Wasserballons, Schläuchen oder Eimern richtig nass. Über die Ursprünge dieses Rituals gibt es unterschiedliche Berichte. Eine Legende führt ins Jahr 966, als König Mieszko I. sich taufen ließ und in Polen das Christentum einführte. Andere Quellen sehen in diesem Osterbrauch ein heidnisches Reinigungsritual. Egal, welche Version stimmt – es ist ein herrliches Spektakel.

Osterbräuche auf den Philippinen

Auf den ersten Blick feiern die Menschen im fernen Inselstaat Ostern nicht wesentlich anders als in Europa. Die Prozessionen finden am Ostersonntag statt. Früh am Morgen setzen sich dafür zwei Wagen in Bewegung. Einer ist dem auferstandenen Jesus und der andere der trauernden Mutter Maria gewidmet. Die Gläubigen großen die beiden Figuren. Der Höhepunkt des Festes ist der „Carozas“. Der Umzug vereint Hunderte Wagen, die mit lebensgroßen Figuren geschmückt sind. Sie stellen den Leidensweg Jesu dar.

Etwas schockierend ist wohl das, was beim Glockenläuten am Ostersonntag passiert. Dann packen die Eltern ihre Kinder am Kopf und heben sie hoch. Die Filipinos glauben, dass dadurch ihre Sprösslinge schneller wachsen. Ein anderer Brauch dürfte den meisten Lesern wahrscheinlich sympathischer sein. In der Karwoche wird auf den Philippinen die Arbeitsintensität heruntergefahren. Viele nutzen die Zeit, um zu verreisen oder die Familie zu besuchen.

Bulgarien: Das Osterei als Glücksorakel

Wie in Deutschland färben die Bulgaren zu Ostern ihre gekochten Eier. Allerdings kommen sie dann nicht auf den Frühstückstisch. Stattdessen nehmen sie die Eier mit zur Messe am Ostersonntag. Wenn diese vorüber ist, kommt es zu Duellen mit den Ostereiern. Dabei schlagen zwei Teilnehmer ihre Eier mit den Spitzen gegeneinander. Der Besitzer, bei dem die Schale am längsten heil bleibt, darf sich auf ein glückliches Jahr freuen.

Finnland: Warten auf den Frühling

In Finnland bleibt es besonders im Norden lange kalt und es liegt Schnee. Es ist also kein Wunder, dass die Sehnsucht nach dem Frühling groß ist. Die Kinder suchen vor dem Osterfest Weidenkätzchen und Birkenzweige. Diese schmücken sie mit farbenfrohen Federn und Krepppapier. In kleinen Schälchen säen sie zudem Ostergras und stellen sie auf die Fensterbank. Wenn die Sonne kräftig genug scheint, sprießt zu Ostern saftiges Grün.

In der Karwoche nehmen viele Finnen Urlaub, um Familienangehörige und Freunde zu besuchen. Eine Legende erzählt von bösen Osterhexen, die in dieser Zeit ihr Unwesen treiben. Heute verkleiden sich die Kinder als Osterhexen und verteilen in der Nachbarschaft bunte Zweige. Die Nachbarn belohnen die Kids mit Süßigkeiten. Danach geht es dem Winter an den Kragen. Mit jeder Menge Geräte, die Krach machen, wird der eiskalte Gesell endgültig vertrieben.

Titelbild: angieconscious  / pixelio.de

Share this content:

Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

Kommentar abschicken

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner
Verified by MonsterInsights