US-Zölle: Verwerfungen in der globalen Wirtschaft drohen
Die von Präsident Donald Trump angekündigten US-Zölle gegen Waren aus Kanada, Mexiko und China sind in Kraft getreten. Die Märkte reagierten mit deutlichen Abgaben. Der US-Dollar profitierte dagegen kaum.
US-Zölle als Auftakt zu Handelskrieg in Nordamerika?
Wie mehrere US-Medien berichten, traten die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle kurz nach Mitternacht in Kraft. Die Importe aus Kanada und Mexiko verteuern sich dadurch um 25 Prozent. Trump begründet die Maßnahmen damit, dass die beiden Länder weiterhin nicht genug Maßnahmen gegen die illegale Migration und den internationalen Drogenhandel ergreifen. Der Handel zwischen den nordamerikanischen Staaten wird laut der Nachrichtenagentur Reuters auf ein Volumen von 900 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt.
Kanada ergreift bereits Gegenmaßnahmen. Nach der Aussage der Regierung in Ottawa betreffen sie zunächst Waren im Wert von 30 Milliarden US-Dollar. Die Importe verteuern sich ebenfalls um 25 Prozent. Sollten die US-Zölle weiterhin bestehen, droht der kanadische Premier Trudeau damit, die Gegenmaßnahmen in 21 Tagen auf ein Handelsvolumen von 155 US-Dollar auszuweiten. Zudem will die Regierung Maßnahmen ergreifen, die nicht auf Zöllen basieren. In den Beratungen mit den Provinzregierungen soll es unter anderem um die Einschränkung oder gar Einstellung von Öllieferungen gehen.
Auch US-Unternehmen sind von US-Zöllen betroffen
Viele Produzenten in den USA greifen auf Zulieferungen aus den beiden Nachbarländern zurück. Trumps Maßnahmen dürften damit auch viele US-Produkte verteuern. Dies könnte die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen im Ausland schwächen. Gleichzeitig dürften allerdings die Chancen auf dem einheimischen Markt steigen. Für die Verbraucher wird Trumps Strategie jedoch teuer werden. Die zu erwartende Inflation dürfte auch den Währungshüter bei der US-Notenbank Fed Sorgen bereiten.
Möglicherweise müssen die Zinsen steigen, was für die US-Wirtschaft zur Zurückhaltung bei Investitionen bewegen könnte. Es wundert daher nicht, dass die Kurse an den Börsen am Dienstagvormittag deutlich unter Druck gerieten. Der Dax verlor seit gestern Abend gut 500 Punkte. Charttechnisch könnte hier ein erstes Ziel bei 22.140 Punkten liegen.

Weniger deutlich steht aktuell der S&P500 unter Druck. Hier muss jedoch abgewartet werden, wie die Händler an der Wall Street agieren werden. Aktuell droht im marktbreiten Index der Bruch einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation. Dies wäre für den Markt bearish.

Währungen mit unterschiedlichen Signalen nach Inkrafttreten der US-Zölle
Der US-Dollar präsentiert sich am Dienstagmittag. Im Vergleich zum Kanadischen Dollar gibt die Leitwährung etwas nach, nachdem sie in den vergangenen zwei Wochen jedoch deutlich aufgewertet hatte. Der Ichimoku sendet aktuell noch keine Trendumkehr. Das Paar bleibt zunächst bullish, was sich jedoch im Laufe des Tages noch ändern könnte.

Ganz anders zeigt sich das Bild gegen den Mexikanischen Peso. Die Währung des südlichen Nachbarn geriet schon gestern unter Druck und setzt am Dienstag die Talfahrt zunächst fort. Inzwischen erholt sich der Peso jedoch deutlich.

Auch deutsche Unternehmen werden unter den US-Zöllen leiden
Besonders die deutschen Automobilkonzerne nutzen seit Jahren Mexiko als günstigen Produktionsstandort für die Belieferung des US-Marktes. Die US-Zölle dürften dieses Konzept infrage stellen. Volkswagen ist auch in Kanada betroffen, wo das Unternehmen eine Batteriefabrik für die Elektroautoproduktion in den USA plant. Die Aktie verliert bis Dienstagmittag etwa vier Prozent.

Am härtesten trifft es die Aktionäre des Zulieferers Continental, dessen Wertpapiere fast zehn Prozent verlieren.

China hat schon reagiert
Die Volksrepublik China hat bereits auf die Maßnahmen der Trump-Administration reagiert. Die Unternehmen aus dem Reich der Mitte müssen bereits seit Februar auf US-Exporte zehn Prozent Zölle entrichten. Als Antwort verhängte die Regierung in Peking Zölle auf landwirtschaftliche Produkte. Jetzt erhöht Trump die US-Zölle auf zwanzig Prozent.
Angeblich ist auch China für den Export von Drogen in die USA verantwortlich. Aus der Volksrepublik soll das in der Drogenszene gehandelte Fentanyl stammen. Für die exportorientierte chinesische Industrie stellt die Erhöhung der Zölle eine Herausforderung dar. Die Wirtschaft kämpft wie jene in Deutschland mit den Auswirkungen einer globalen Krise.
Trump droht mit weiteren US-Zöllen
Dass Donald Trump politische Ziele gern mit Zöllen durchsetzt, ist keine neue Erkenntnis. Und so wundert es kaum jemanden, dass er bereits weitergehende Pläne hat. Ein Bereich sind die Agrarimporte, die ab 2. April mit US-Zöllen belastet werden sollen. Ob die Landwirtschaft besonders im Winter ausreichend Nahrungsmittel produzieren kann, um den Markt in den USA zu sättigen, darf man zumindest hinterfragen.
Zudem muss sich die Europäische Union auf US-Zölle einstellen. Ein Kritikpunkt ist die Behinderung des Marktes für US-Autohersteller, die für die Einfuhr ihrer Fahrzeuge mit zehn Prozent Zoll belastet werden. Umgekehrt müssen die EU-Autohersteller in den USA nur 2,5 Prozent zahlen. Ist das ungerecht? Auf den ersten Blick scheint es so. Ökonomen weisen jedoch darauf hin, dass das Netz an Zöllen fein austariert ist und ein Vergleich einzelner Handelsgüter nichts über das Gesamtbild aussagt.
EU-Wirtschaft ist auf US-Zölle schlecht vorbereitet
Es ist damit zu rechnen, dass Donald Trump nicht auf die Einschätzung von Experten eingeht, zumal die US-Administration mit den Zöllen nicht nur mögliche wirtschaftliche Ziele verfolgt. Wie in Kanada und Mexiko versucht Trump auch die EU politisch zu erpressen. In Europa geht es besonders darum, die Regulierung von sozialen Netzwerken zu lockern. Für dieses Ziel lässt der US-Präsident auch gern mal die eigene Bevölkerung an der Ladenkasse bluten.
Die EU-Wirtschaft ist auf den zu befürchtenden Wirtschaftskrieg schlecht vorbereitet. Die meisten Exporte gehen in die USA und nach China. Diese extreme Abhängigkeit könnte den Unternehmen jetzt auf die Füße fallen. Wie an der Börse ist die Diversifizierung auch für die Industrie wichtig. Leider wird diese Erkenntnis bei der Wahl der Zulieferer und der Absatzmärkte bis heute vernachlässigt. Glaubt wirklich irgendein Manager in Europa, dass die Chinesen in Afrika investieren würden, wenn dort kein Profit zu erzielen wäre?
Titelbild: OpenClipart-Vectors from Pixabay
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.



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