
Börse: Unterschiedliche Signale aus den USA

Die Wirtschaftspolitik der Trump-Administration dürfte den Märkten noch einige Zeit Kopfzerbrechen bereiten. Gestern lagen in den USA Hilflosigkeit und Optimismus dicht beieinander.
Die Fed kann die Gefahren für die Inflation und den Arbeitsmarkt der USA nicht abschätzen
Wie erwartet hat die US-Notenbank gestern den Leitzins unverändert bei 4,25 bis 4,5 Prozent belassen. Wie ich bereits im letzten Artikel bemerkte, war die Pressekonferenz der interessantere Teil der gestrigen Veranstaltung. Anhand der aktuellen Daten lassen sich noch keine gravierenden Auswirkungen durch die Handelspolitik von Donald Trump ablesen. Dies scheint den US-Präsidenten darin zu bestärken, Zinssenkungen zu fordern.
Die Inflation in den USA liegt offiziell etwas über der angestrebten Marke von zwei Prozent. Die hohen Zölle dürften sich Ökonomen zufolge jedoch in Zukunft auf die Teuerung auswirken. Dies sieht offenbar auch die Fed so und möchte deshalb die Auswirkungen zunächst abwerten. Der Chairman Jerome Powell bemerkte, dass es Szenarien gäbe, die für ein Absenken der Zinssätze sprächen. Andere Fälle sprechen eher dafür, dies nicht zu tun. „Wir müssen abwarten, wie sich die Lage entwickelt“, meinte der Notenbankchef. Der Markt quittierte dies mit Aktienverkäufen.
Gibt es bald ein Handelsabkommen zwischen den USA und China?
US-Präsident Donald Trump dürfte auf die Pressekonferenz des einst von ihm ins Amt gebrachten Jerome Powell vorbereitet gewesen sein. Die einstige Sympathie für den Notenbänker ist jedoch auf einen Nullpunkt gesunken. Gestern konnte Trump die Märkte mit einer guten Nachricht schnell beruhigen. Vom 9. bis 12. Mai treffen sich hochrangige Delegationen der USA und Chinas in der Schweiz zu Handelsgesprächen.
Auf der chinesischen Seite soll der Vizepremierminister He Lifeng teilnehmen. Er berät den Staatspräsidenten Xi Jinping in wirtschaftlichen Fragen. Für den Markt ist dies ein hoffnungsvolles Zeichen. In der Folge legten die Aktienmärkte wieder zu und handelten freundlich. Im S&P 500 hat sich eine stabile Unterstützung bei 5.585 Punkten herausgebildet.

Oben dürfte zwischen 5.785 und 5.830 Widerstand liegen.

Zinssenkung in den USA bis zum Sommer unwahrscheinlich
Die Marktteilnehmer glauben nach dem gestrigen Auftritt von Fed-Chairman Jerome Powell nicht mehr an eine baldige Zinssenkung. Händler kommentierten, dass wohl bis zum Sommer nichts in dieser Richtung geschehen wird. Dies stärkt den US-Dollar etwas. EUR/USD handelt aktuell unter der Marke von 1,13. Möglicherweise könnte bei einem Bruch der 1,1260 die 1,11 das Ziel sein. Der Höhenflug des Euro dürfte zunächst gestoppt sein.

Die Zehn-Jahres-Anleihe hat in den vergangenen Stunden eine interessante Schaukelbewegung hinter sich. Sie pendelt um 4,3 Prozent, die Tendenz ist ebenso unsicher wie die Handelspolitik von Donald Trump.

„Rambo Zambo“ im Bundestag
Wenn man „Rambo Zambo“ mit einem wilden Tanz assoziiert, dann ging es bei der Kanzlerwahl am Dienstag bei den Fraktionen der neuen Koalition vielleicht ein wenig zu wild zu. Jedenfalls konnte Friedrich Merz die Wahl zum 10. Bundeskanzler erst im zweiten Wahlkampf gewinnen. Dass es zu keiner tagelangen Hängepartie kam, hatte die CDU ausgerechnet den Linken zu verdanken. Dies stellte einmal mehr die Frage, wie sinnvoll in einer Demokratie Unvereinbarkeitsbeschlüsse und Brandmauern sind.
Der DAX brach am Dienstag um über 500 Punkte ein, erholte sich jedoch schnell wieder, als Friedrich Merz doch noch gewählt wurde. Viele Beobachter taten dieses noch nie in Deutschland erlebte Wahlverhalten einer neuen Koalition als „Denkzettel“ ab und sind sich sicher, dass dies auf die Regierungsarbeit keine Auswirkungen haben wird. Ich bin da skeptischer.
Es ist nicht so, dass ich mir eine Regierungskrise wünsche. Wir können sie definitiv nicht gebrauchen. Aber was passiert, wenn eine der beiden an der Koalition beteiligten Parteien weiter an Zustimmung verliert? Gibt es dann den viel beschworenen Zusammenhalt noch? Nach den Ereignissen am Dienstag würde ich das nicht ohne Zweifel bejahen.

Der Dailychart des Dax ist weiterhin überkauft. Trotzdem ist der Test des Allzeithochs bei 23.479 Punkten wahrscheinlich. Ob das aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der wirtschaftlichen Stimmung gerechtfertigt ist, darf man bezweifeln. Hier ist viel Hoffnung eingepreist. Ob diese berechtigt ist, wird sich erst im Verlauf der nächsten Monate zeigen.

USA: Licht und Schatten in der Berichtssaison
In den Quartalszahlen der Unternehmen zeigen sich in den USA unterschiedliche Tendenzen. Sehr gute Zahlen kamen von AMD. Der Halbleiterhersteller gab zudem einen robusten Ausblick. Auch Walt Disney ist auf einem erfolgreichen Pfad. Die Aktie von Super Micro Computer verbilligte sich hingegen nach einem schwachen Quartalsausblick.
Google spürt dagegen Druck auf seine Suchmaschine. Apple integriert eine KI-Suchfunktion in seinen Browser Safari. Zudem ändert sich das Nutzerverhalten rasant. Immer häufiger googeln die Nutzer nicht mehr, sondern befragen die künstliche Intelligenz.
Europas Unternehmen: Unsicherheit wegen der Zollpolitik der USA
In Europa präsentierten viele Unternehmen Ergebnisse, die aufgrund der Zollpolitik der USA nicht gut ausgefielen. Auch die Ausblicke sind eher betrüblich. Dies stört die Marktteilnehmer jedoch nicht, weil sie auf eine Entspannung bei den Handelskonflikten setzen.
Bei den makroökonomischen Daten überzeugte der ISM Dienstleistungsindex aus den USA. Der deutsche Einkaufsmanagerindex lag zwar über der Vorabschätzung, signalisiert jedoch mit 49 Punkten Kontraktion. Erstaunlich gut entwickelt sich der Arbeitsmarkt in Spanien.
In den USA stieg das Handelsdefizit im März weiter. Bisher scheint die Zollpolitik des Weißen Hauses keinen Erfolg zu haben. Die Importe sind sogar leicht gestiegen. In Deutschland stieg der Handelsbilanzüberschuss auf ein Sieben-Monatshoch. Auch die deutsche Industrieproduktion konnte im März überzeugen.
Titelbild: Santiago Lacarta from Pixabay
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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