
In die Tradition Taiwans eintauchen

Taiwan ist eine vielfältige Insel mit beeindruckenden Landschaften und pulsierenden Städten. Die Tradition Taiwans erkennen Besucher, wenn sie die Ureinwohner besuchen.
Die Ureinwohner Taiwans
Taiwan stand schon sehr lange unter verschiedenen Einflüssen vom chinesischen Festland. Die heute Bevölkerungsstruktur ist jedoch stark vom Exodus infolge der Gründung der Volksrepublik China geprägt. Rund 1,5 Millionen Chinesen flüchteten vor den Kommunisten vom Festland.
Die Ureinwohner zogen sich aufgrund der Invasion in die Berge im Landesinneren zurück, weshalb die Mehrheit der Taiwaner heute vom „Bergvolk“ spricht. Dieser Begriff ist etwas irreführend, denn eigentlich handelt es sich um neun verschiedene Ethnien. Sie pflegen bis heute ihre Traditionen, die sich deutlich vom modernen Leben in den Metropolen Taiwans unterscheiden.
Spannende Reise in den Süden Taiwans
Nur 380.000 der 23,5 Millionen Einwohner der Insel gelten als Ureinwohner. Sechs der neun Stämme leben im Süden Taiwans. Insbesondere in den Landkreisen Pingtung und Taitung sind sie zu Hause. Der nächste größere Flughafen befindet sich in Kaohsiung. Er wird von zahlreichen asiatischen Metropolen aus angeflogen. Ein dichtes Straßennetz bringt Besucher in die ländlichen Gebiete um Pingtung.
Die Kreisstadt liegt am Fuße des zentralen Berglandes, in dem sich fünf indigene Stämme niedergelassen haben. Eine der Gemeinden in den Bergen ist Santimen, in welcher der größte Stamm lebt. Die Paiwan unterscheiden sich kulturell nicht wesentlich von der deutlich kleineren Volksgruppe der Rukai, die ebenfalls in Santimen lebt. Die Menschen in den Dörfern der Gemeinde haben ihre Traditionen bis heute erhalten. Besonders zum Erntedankfest im August lassen die Bewohner die alten Tänze, Gesänge und Riten aufleben.
Kulturpark der Ureinwohner Taiwans
Südlich des Dorfes Santimen liegt ein Kulturpark, der den Besuchern die Tradition der Ureinwohner Taiwans näherbringt. Der Park gehört zu den wenigen Orten auf der Insel, in denen die traditionelle Architektur erhalten blieb. Bei den Gebäuden handelt es sich um Nachbildungen der Baustile der einzelnen Stämme.
Interessant sind auch die Baumaterialien. Während die Rukai Schiefer verwendeten, setzten die Paiwan und die Yami auf strohgedeckte Steinhäuser. Die Saisiat verwendeten hingegen Bambus. Tafeln informieren über die Lebensweise und die Sozialstruktur der Stämme. Zweimal täglich führen die Indigenen ihre traditionellen Tänze und Gesänge auf. Am Ende der Veranstaltung dürfen die Besucher mittanzen.
Lebensalltag und Kulinarik entdecken
Ein Kulturpark hat immer einen Nachteil: Auch wenn die Darstellungen authentisch wirken, bleibt der künstliche Eindruck einer Inszenierung. Die Gemeinde Santimen bietet Touristen deshalb verschiedene Touren an, um in die Lebenswirklichkeit der Ureinwohner Taiwans tiefer einzutauchen.
Zum Programm gehören der Besuch einer Stammesstraße, die Besichtigung einer Grundschule, des Besucherzentrums und eines Kunstateliers. Die Küche eines Volkes ist ein Ausdruck der Kultur und gehört deshalb ebenfalls zu einer Tour zu den Indigenen. Die Route führt durch eine herrliche Berglandschaft aus massiven Bergen, üppigem Grün und Wasserfällen.
Weitere Sehenswürdigkeiten im Süden Taiwans
Der Kreis Pingtung ist nicht nur wegen der Ureinwohner ein beliebtes Reiseziel. Die Urlauber treffen hier auf den reizvollen Kontrast zwischen dem Regenwald und traumhaften Stränden. Zu den Attraktionen der Kreisstadt gehört der erst 2021 eröffnete Pingtung Country Park, der in einem ehemaligen Gewerbegebiet entstand. Besonders imposant ist der Besuch am Abend, wenn die modernen Skulpturen und Installationen in den verschiedensten Farben leuchten.
Östlich der Stadt Pingtung lohnt sich ein Ausflug zum Wutan Wasserfall. Vom Dorf Taiwu führt ein leicht begehbarer Weg zu diesem herrlichen Ort. Der Wasserfall ergießt sich in einen See, in dem Mutige schwimmen können. Das Naturschauspiel ist auch über eine Canyoning-Tour erreichbar.
Die Küste von Pingtung
Die Dapeng-Bucht gehört zu den reizvollsten Küstenabschnitten im Süden Taiwans. Sie ist die größte Lagune der Insel. Bemerkenswert ist ihre vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Die Bucht ist für ihre vorzüglichen Austern bekannt, die hier preiswert und fangfrisch verkauft werden. Die Regierung erklärte den Küstenabschnitt zu einem „Nationalen Landschaftsgebiet“.
In der Dapeng-Bucht finden zahlreiche Veranstaltungen statt, darunter das berühmte Bootsfest des Donglong-Tempels. Zudem starten hier die Ausflugsboote zur Insel Little Liuqui. Sie ist die einzige Koralleninsel Taiwans und deshalb bei Tauchern sowie Schnorchlern sehr beliebt. Das Eiland beherbergt einige bemerkenswerte Felsformationen, etwa den Vase Rock oder den Sea Turtle Rock.
Ein weiterer Anziehungspunkt auf dem Eiland ist die Black Devil Cave, die sich an der Südwestküste befindet. Am Eingang spenden mehrere hundertjährige Banyanbäume Schatten. Die Klippe des Korallenriffs bildet ein interessantes Labyrinth mit schönen Ausblicken auf das Meer. Es handelt sich also um keine echte Höhle, sondern eher um eine unvergessliche Klippenlandschaft. Auf Little Liuqui laden mehrere Meeresfrüchte-Restaurants zu einer genussvollen Pause ein.
Fazit
Der Süden Taiwans ist leider recht weit von der Hauptstadt Taipeh entfernt. Trotzdem lohnt es sich, den Besuch der Region einzuplanen.
Titelbild: WEI, WAN-CHEN, Wikimedia
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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