Geldpolitik: Vorsicht herrscht vor

Geldpolitik

Die Notenbanken halten sich, abgesehen von der Europäischen Zentralbank, in ihrer Geldpolitik mit Lockerungen zurück. Dabei stehen sie vor einem Dilemma. Während die Wirtschaft Stimuli benötigt, geht die Inflation nicht im gewünschten Tempo.

Bald neuer Spielraum in der Geldpolitik der Federal Reserve?

Die Fed hat gestern in den USA den Leitzins unverändert bei 4,5 Prozent gelassen. Angesichts der hartnäckigen Inflation in den USA erwartete der Markt die Haltung der Fed. Hinzukommt die Zollpolitik der Trump-Administration, die Fed-Chairman Jerome Powell als Unsicherheitsfaktor einstuft. Ein Teil der Inflation sei eindeutig auf die Zölle zurückzuführen, so der Notenbänker gestern Abend. 

Andererseits teilte Powell nicht die Auffassung, dass sich dadurch die wirtschaftlichen Aussichten für die US-Konjunktur eintrüben. Obwohl der Fed-Chef offenbar erwartet, dass das Inflationsziel langsamer erreicht wird als ursprünglich prognostiziert, signalisieren die Projektionen eher schnellere Zinssenkungen. So veröffentlicht die Notenbank in einem Jahr 3,4 und in zwei Jahren 3,1 Prozent Zinsen. Dies verspricht im Vergleich bisher 3,9 und 3,4 % eine lockerere Geldpolitik.

Geldpolitik in China erfüllt die Hoffnungen nicht

Große Erwartungen äußerten die Investoren zuletzt an Chinas Geldpolitik. Diese wurden zunächst nicht erfüllt. Die Peoples Bank of China hielt trotz einer niedrigen Inflation die Zinsen unverändert. Immerhin zeigte sich die Wirtschaft des Reichs der Mitte mit den am Montag veröffentlichten Zahlen robuster als befürchtet. 

Grund zur Sorge dürfte weiterhin der Immobiliensektor geben, in dem sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 4,8 Prozent verbilligten. Immerhin gibt es hier eine positive Entwicklung, denn vor einem Monat waren es noch minus fünf Prozent. Erfreulich sind die gestiegenen Investitionen und Einzelhandelsumsätze. Die Arbeitslosenquote stieg hingegen von 5,1 auf 5,4 Prozent und zeigte, dass die chinesische Konjunktur noch vor einigen Herausforderungen steht. Die Märkte hoffen deshalb weiterhin auf die von der Regierung angekündigte Senkung des Mindestreservesatzes für Geschäftsbanken.

Hexensabbat sorgt für Korrektur im DAX

Morgen steht der große Optionsverfall im Wirtschaftskalender. Normalerweise nutzen die Händler bereits die Handelstage vor dem Ereignis für technische Marktanpassungen. So wundert es nicht, dass heute der DAX deutlich unter die Räder kam. Viele Händler sahen den Test der 23.000 eher als psychologisches Ziel als fundamental gerechtfertigt. 

Euphorie über das Schuldenpaket in Deutschland ist bisher nicht angebracht, weil bisher niemand weiß, welche Investitionen die neue Bundesregierung mit dem geliehenen Geld umsetzen möchte. Ökonomen mahnen bereits, dass viel Geld nicht unbedingt viel Konjunkturbelebung bedeuten muss. Im Idealfall soll das Wirtschaftswachstum um 1,5 Prozent steigen. Hinzu kommt die Geldpolitik der EZB, die Investitionen auch eher erleichtert.

Einige Hoffnungen wird auch die Geldpolitik nicht erfüllen können

Schon heute dürfte klar sein, dass sich einige Hoffnungen nicht erfüllen lassen. So fordern Wissenschaftler gerade, dass Deutschland hier in die verschiedensten Gebiete mehr investieren soll. In den USA werden gerade die Zuschüsse für die Forschung und die Bildung zusammengestrichen. Befürworter sehen eine Chance, exzellente Wissenschaftler aus den USA nach Deutschland zu locken. 

Vergessen wird dabei, dass die USA das sechsfache BIP der Bundesrepublik erwirtschaften. Der IWF errechnete für 2024, dass das Pro-Kopf-BIP der EU nur 72 Prozent der USA beträgt. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass Europa die bisherigen Kosten der USA leisten kann. In Europa geht es wohl eher um die Sicherstellung, dass die Infrastruktur wieder funktioniert. Zudem müssen private Investoren so viel Vertrauen gewinnen, um hier gern zu investieren.

Geldpolitik dieser Woche eher kein marktbeherrschendes Thema

Insgesamt kann geschlussfolgert werden, dass in dieser Woche die Geldpolitik keine Rolle für die Kursbewegungen gespielt hat. Marktbeherrschend sind die technischen Überlegungen zum großen Verfall morgen Mittag. Danach rücken wieder andere Aspekte in den Vordergrund. Konjunkturell gab es in dieser Woche unterschiedliche Signale.

Neben den insgesamt recht guten Daten aus China sorgten zumindest in Australien die Zahlen aus Neuseeland für Aufatmen. Das BIP stieg im vierten Quartal um 0,7 Prozent und damit deutlicher als erwartet (0,4 Prozent). Übersehen werden sollte jedoch nicht, dass im ersten Quartal das Konsumklima gesunken ist und die neuseeländische Wirtschaft über das Jahr 2024 gesehen gesunken ist.

In Australien gab es im Februar einen deutlichen Einbruch im Arbeitsmarkt. Hier muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Arbeitsmarktzahlen im Februar nie besonders gut sind. Stark unter Druck steht offenbar die Wirtschaft in Japan, wie ein schwacher Industrieaktivitätsindex für den Tertiärsektor zeigt (-10 Punkte). Zudem sanken die Maschinenbestellungen deutlich.

In Deutschland steigt immerhin die Stimmung bei den institutionellen Anlegern, wie die ZEW-Konjunkturerwartungen zeigten. Die Inflation in der Eurozone bleibt mit 2,3 über dem EZB-Ziel, blieb jedoch unter den Erwartungen (2,4 %). Der Trend scheint in die richtige Richtung zu zeigen, weshalb die Zinssenkung der EZB nachvollziehbar ist. Erfreulich für die Wirtschaft ist, dass der Arbeitskostenindex weniger stark als im Vorjahr steigt. Nach 4,5 sind es nun 3,7 Prozent. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind in der Eurozone im Vergleich zu Deutschland weniger gut: Für Deutschland gab es 51,6, für die Eurozone nur 39,8 Punkte.

In den USA sind im Februar die Import- und Exportpreise stärker als erwartet gestiegen. Interessant ist jedoch, dass der Preisanstieg etwa im Bereich des Januars liegt. Demnach haben sich die Zollerhöhungen bisher nur moderat ausgewirkt. Sehr zeigte sich die Produktion des verarbeitenden Gewerbes mit einem Plus von 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Sehr schwach zeigte sich der NY Empire State Index (-20 Punkte), der für eine tiefe Verunsicherung der Wirtschaft sprechen könnte. Demgegenüber steht der Philly Fed Herstellungsindex, der mit +12,5 Punkten über den Erwartungen lag. Allerdings fällt hier der deutlich gesunkene Teilindex Geschäftsbedingungen auf (von 27,8 auf 5,6 Punkte) auf.

Herausfordernde Zeiten

Die Märkte dürften vor unsicheren Zeiten stehen, die auch Herausforderungen für die Geldpolitik bedeuten. Ob hier zunehmende Differenzen zwischen US-Präsident Donald Trump und Fed-Chairman Jerome Powell hilfreich sind, darf bezweifelt werden. Einige Beobachter machen sich bereits Sorgen um die Unabhängigkeit der Federal Reserve. Über einen Vertrauensverlust in den Markt der größten Volkswirtschaft dürfte sich niemand wirklich freuen können.

Blick auf einige Charts

Der DAX fällt nach seinem Hoch bei 23.480 Punkten bis zur Marke um 23.000 zurück. Hier gibt es einen Versuch der Stabilisierung. Noch ist der Ichimoku im Stundenchart aber klar bearish. Eine Unterstützung zeigt die Wolke bei 22.745 Punkten.

DAX, Stundenchart

Der S&P 500 bewegt sich seitwärts. Nach der Korrektur in der ersten Monatshälfte sieht es hier nach einer Bodenbildung aus. Solange die Unterstützung bei 5.650 Punkten hält, ist ein Überwinden des Widerstands bei 5.722 denkbar. Dann könnten die Bullen das Ziel 5.865 ausrufen. Der Ichimoku im Stundenchart ist eher neutral, mit leichtem Vorteil für die Bullen. 

S&P 500, Stundenchart

Bitcoin hat die Marke von 84.500 US$ überwunden. Damit ist theoretisch der Weg zu einem neuen Allzeithoch möglich. Der Dailychart ist jedoch noch ziemlich bearish und bei 99.000 wartet noch ein Widerstand.

Bitcoin, Stundenchart
Bitcoin, Dailychart

EUR/USD scheint ein Top auszubilden. Erster wichtiger Support liegt bei 1,0765/30. Bearish wird es erst unter 1,05. Auf der Oberseite zeigt der Ichimoku bei 1,10 Widerstand. Das scheint aber aktuell kein Thema zu sein. 

EUR/USD, Stundenchart
EUR/USD, Dailychart

Foto von Burst

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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