Die Börsen setzen die Gewinnmitnahmen fort
Die am Freitag einsetzenden Gewinnmitnahmen setzten die Marktteilnehmer in dieser Woche fort. Händler begründen die Zurückhaltung mit den Zollplänen in den USA.
Die deutsche Wirtschaft ist überraschend zuversichtlich
Die Anleger sind damit offenbar weniger zuversichtlich als die deutsche Wirtschaft. Deutsche Unternehmer hatten gestern im Kanzleramt Investitionen in Höhe von 631 Milliarden Euro angekündigt. Das Echo auf diese Nachricht war jedoch geteilt. Während die Wirtschaftsvertreter die Ankündigung als Bekenntnis zum Standort Deutschland verstanden wissen wollten, sprachen Beobachter von einer PR-Veranstaltung.
Unklar blieb, ob es sich bei den Investitionen um frisches Kapital handelt oder ob darin ohnehin geplante Investitionen enthalten sind. Ökonomen bemängelten zudem, dass nicht deutlich wird, ob es sich um den Aufbau von neuen Kapazitäten handelt oder nur der Bestand modernisiert wird. Es wundert daher nicht, dass die Nachricht an den Märkten keinen Eindruck hinterließ und sich die Gewinnmitnahmen fortsetzen.
Trumps Ultimatum sorgt für Nervosität und Gewinnmitnahmen
Deutlich mehr interessieren sich die Marktteilnehmer auf beiden Seiten des „Großen Teichs“ für die Verhandlungen über das Handelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union. Inzwischen sind einige Gerüchte im Umlauf, die von gut unterrichteten Kreisen stammen sollen. Demnach wollen die USA Zölle in Höhe von 15 bis 20 Prozent durchsetzen. Die EU soll bereits eine Liste von Gegenzöllen vorbereitet haben.
Sollte US-Präsident Donald Trump seine Drohungen wahrmachen, dürfte auf die Gegenmaßnahmen der EU eine neue Zollrunde folgen. Dies ist jedoch aus meiner Sicht nicht sicher, weil die Pläne aus Brüssel theoretisch auch Bestandteil des Zollabkommens sein könnten. Es gibt also noch einige Unsicherheiten, die bis zum 1. August beantwortet werden müssen. Die Börsen hassen unklare Situationen und reagieren folgerichtig mit Gewinnmitnahmen.
Diese sind aktuell nicht dramatisch. Der DAX könnte theoretisch den Bereich 23.630/590 testen, ohne dass sich die Bullen Sorgen machen müssten. Generell könnten die Käufer nach dem 1. August wieder vermehrt aktiv werden. Möglicherweise hilft ihnen auch die Fed, indem sie am 30. Juli eine etwas klarere Position zu den erwarteten Zinssenkungen im Herbst verkündet. Die Gegenbewegung vom Nachmittag hat den Ichimoku des Stundencharts nicht zum Drehen bewegt. Charttechnisch ist das Bild kurzfristig weiterhin bearish.

Der S&P 500 bröckelt auch etwas von seinem Allzeithoch ab. Insgesamt sieht es aber nicht nach einer nachhaltigen Korrektur aus. Ein wichtiger Support bleibt die 6.220-Punkte-Marke.

Schleicht sich eine neue Finanzkrise in der Eurozone an?
Das britische Wirtschaftsinstitut Capital Economics berichtet schon seit einiger Zeit über das extreme Ausmaß der französischen Staatsschulden. Schon im Dezember 2024 fragten die Ökonomen, ob die zweitgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone das neue Griechenland werden könnte. Inzwischen glauben die Experten, dass Frankreichs Kreditkosten noch in diesem Jahr jene von Italien übersteigen werden. Die Rendite für Staatsanleihen aus Frankreich mit zehn Jahren Laufzeit könnte auf 3,75 Prozent steigen. Die Italiener zahlen 3,5 Prozent Zinsen. Möglicherweise könnte hier die EZB eingreifen. Für die Sitzung am Donnerstag wird jedoch keine Zinssenkung erwartet.
Eine unmittelbare Gefahr geht davon zwar nicht aus, aber die Entwicklung sollten Anleger trotzdem im Auge behalten. Frankreich hat ambitionierte Ziele, etwa in der Rüstung, die angeblich ohne Schulden finanziert werden sollen. Politische Beobachter bemängeln, dass die Umsetzung dieser Pläne im Dunkeln bleibt. EUR/USD interessiert das nicht. Das Paar bricht aus dem Abwärtstrendkanal aus.

Berichtssaison: Gewinnmitnahmen trotz guter Zahlen
Die Berichtssaison steuert in dieser Woche ihrem Höhepunkt entgegen. Die Unternehmen kommunizierten bisher recht gute Zahlen, auf die die Händler trotzdem mit Gewinnmitnahmen reagieren. Analysten vermuten, dass viele Händler zu hohe Erwartungen und Bewertungen eingepreist haben und nun eine Korrektur vornehmen.
Negativ wurden unter anderem die Zahlen von NXP Semiconductor bewertet. Der Chiphersteller erreicht zwar die Umsatzerwartungen, die jedoch unter dem letzten Ergebnis lagen. Dies stößt den Anlegern jetzt auf. Sie vermuten eine generelle Nachfrageschwäche und entscheiden sich für Gewinnmitnahmen im Bereich der Kommunikationschip-Hersteller. Nicht von der Schwäche betroffen sind Hersteller von KI-Chips.
Sichere Häfen profitieren von den Gewinnmitnahmen
Die Unsicherheit der Märkte macht sich auch bei den Rohstoffpreisen bemerkbar. Bei Rohöl der Sorte WTI verzeichnen wir ebenfalls Gewinnmitnahmen. Die eine nachhaltige Erholung nach der Korrektur im Juni blieb bisher aus. Der Kurs verharrt in einer Seitwärtsrange zwischen 69 und 64 Dollar.

Es gibt jedoch auch Gegenbeispiele, etwa Kupfer, das weiterhin im Bereich seiner Rekordstände handelt.

Gold nimmt wieder Kurs auf sein Allzeithoch.

Der Bitcoin agiert auf hohem Niveau seitwärts. Der Ichimoku signalisiert im Dailychart aktuell keine bevorstehenden Gewinnmitnahmen.

Die wichtigen Termine dieser Woche findest Du in meinem Artikel vom Sonntag.
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.



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