
Die Börsen bleiben im Einfluss der Politik

Die US-Administration verschiebt die Frist für eine Einigung im Zollstreit auf den 1. August, was die Börsen positiv sehen. Tesla leidet unter den politischen Ambitionen von Elon Musk. Die wichtigsten Wirtschaftsdaten kamen am Donnerstag: Der US-Arbeitsmarkt ist nicht so stark, wie es auf den ersten Blick scheint.
Börsen in Japan und Südkorea zwischen Hoffen und Bangen
Ich beginne heute mit einem Blick auf die asiatischen Börsen. US-Präsident Donald Trump kündigte gestern an, dass Japan und Südkorea in den kommenden 48 Stunden Post aus dem Weißen Haus erhalten. Darin werden ihnen Strafzölle in Höhe von 25 Prozent angekündigt. Dies sorgte vorbörslich für Abgaben im Nikkei, die später wieder kompensiert wurden. Schön zu sehen ist der Fehlausbruch unter die 39.500. Wer hier zu schnell mit dem Verkauf war, geriet in eine Bärenfalle.

Der Grund dürfte eher nicht in einer Marktmanipulation der großen Player an den Börsen liegen. Vielmehr lohnt sich ein zweiter Blick auf die Meldung. Die Zölle treten nicht, wie ursprünglich geplant, am 9. Juli, sondern am 1. August in Kraft. Die Marktteilnehmer hoffen nun auf Last-Minute-Einigungen im Handelsstreit. Ob diese wirklich erreicht werden, muss abgewartet werden. Bisher haben Japan, Südkorea, Südafrika, Malaysia, Laos, Myanmar und Kasachstan zu wenig dafür getan, die Zölle zu vermeiden. Donald Trump forderte Zugeständnisse von den betroffenen Ländern. Bisher hat nur Vietnam in Verhandlungen Zölle verhindert.
Stärker wurde zunächst auch der US-Dollar gegen den Südafrikanischen Rand (ZAR). In der vergangenen Nacht korrigierte das Paar jedoch wieder.

Die Börsen erkennen einen Einigungswillen
Die Abkehr von der Einführung von Zöllen am 9. Juli werten die Händler als Zeichen das guten Willens. Mit der Verschiebung auf den 1. August gibt Donald Trump den Ländern mehr Zeit, um eine Einigung mit den USA zu finden. Die EU-Kommission muss zunächst keinen Brief aus Washington fürchten. Auch sie darf bis 1. August weiterverhandeln. Der neue Termin gilt weltweit. Wie viele Handelsabkommen in dieser Zeit tatsächlich abgeschlossen werden, bleibt jedoch abzuwarten.
Die Börsen feiern erst einmal die Chance auf eine Einigung. Der DAX erholt sich heute und testet die Marke von 24.175 Punkten erneut. Weitere Widerstände erwarte ich bei 24.280 und 24.470 Punkten. Der deutsche Leitindex bleibt im Bereich des Allzeithochs.

Der S&P 500 zeigt nach dem Erreichen eines neuen Allzeithochs in der vergangenen Woche leichte Gewinnmitnahmen. Unter der 6.220 dürfte die 6.135 für Unterstützung sorgen. Oben dient die von mir vor einiger Zeit beschriebene 161-Prozent-Marke eines Fibonacchi-Retracement als mögliches Ziel: 6.966 Punkte. Vor dem 1. August wird dieses Ziel wahrscheinlich nicht in den Fokus rücken. Es ist mehr für einen längerfristigen Zeitraum relevant.

Störfeuer aus China?
Im Handelskrieg der USA könnte sich eine zweite Front bilden. China hat alle Länder davor gewarnt, mit den Vereinigten Staaten Verträge zulasten der Volksrepublik zu schließen. Das Land werde gegen den Missbrauch von Zöllen und einseitige Schikanen entschieden vorgehen. Ob dies mehr als eine rhetorische Intervention ist, bleibt abzuwarten.
Dass alle Handelsstreitigkeiten bis zum 1. August beigelegt sind, bleibt ungewiss. Japans Finanzminister Katsunobu Kato betonte beispielsweise, dass man keine Einigung um jeden Preis anstrebe. Das Land der aufgehenden Sonne möchte weiterverhandeln, dabei jedoch einfache Lösungen vermeiden. Ziel sei eine faire Einigung, hieß es aus Tokio. Die Kurse an den Börsen signalisieren, dass die Händler an ein positives Ende der Handelsstreitigkeiten glauben.
Börsen gegen Musks Engagement in der Politik
Schon die Mitarbeit in der Trump-Regierung brachte Elon Musk einige Unannehmlichkeiten. Der Kurs der Tesla-Aktie brach ein und damit auch das Vermögen des Milliardärs. Sorgen müssen wir uns um Musk nicht machen. Als der Tesla-Gründer seine Arbeit im Weißen Haus beendete, stieg der Wert der Aktie des Elektroautobauers wieder.
Ökonomen warnten Musk davor, selbst in die Politik einzusteigen. Der Milliardär wäre jedoch nicht so erfolgreich geworden, wenn er immer auf andere gehört hätte. Also kündigte er am vergangenen Donnerstag die Gründung einer eigenen Partei an. Die Börsen reagierten wie erwartet, der Preis der Aktie verbilligte sich.
Ich glaube aufgrund des US-Wahlrechts nicht, dass Musks politische Aktivitäten Erfolg haben werden.
US-Arbeitsmarkt weniger erfreulich, als es auf den ersten Blick scheint
Die wichtigsten Daten seit meinem letzten Artikel kamen vom US‑Arbeitsmarkt. Das Bureau of Labour Statistics meldete für den Juni 147.000 neu geschaffene Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Dies sind über 30 Prozent mehr als erwartet. Trotzdem sind diese Daten eher ein Ausdruck davon, dass die US-Wirtschaft lahmt. Ein Blick in das Zahlenwerk zeigt, dass rund die Hälfte der neuen Stellen in den Behörden der Kommunen und Bundesstaaten entstand. Hinzukamen Neueinstellungen im Bildungsbereich und im Dienstleistungssektor.
In der Industrie gingen rund 7.000 Arbeitsplätze verloren. In den Bundesbehörden ging der Stellenabbau ebenfalls weiter. Besonders die Situation in der Industrie zeigt, dass die ökonomische Lage in den USA weiterhin angespannt ist. Die Börsen in New York scheinen jedoch zu hoffen, dass die Politik der Trump-Administration die Lage verbessert.
Notenbanken geben den Börsen recht
Nimmt man die Zinspolitik der Notenbanken als Gradmesser für den Wirtschaftsausblick, liegen die Marktteilnehmer vermutlich richtig. Die Federal Reserve weigert sich beharrlich, die Zinsen zu senken. Dies liegt wohl nicht nur an den Inflationserwartungen. Vielmehr halten sich negative Auswirkungen des Zollstreits auf die Wirtschaft bisher in Grenzen. Auch die Reserve Bank of Australia scheint dafür keinen Anlass zu sehen und entschied während der letzten geldpolitischen Sitzung, an ihrer Geldpolitik festzuhalten. Die Händler an den Börsen erwarteten eigentlich eine Zinssenkung. AUD/USD wurde bei 0,6485 unterstützt und legte nach der Zinsentscheidung wieder zu.

Ausblick
In Deutschland wurde heute die Handelsbilanz veröffentlicht. Demnach sanken Exporte und Importe im Mai um 1,4 bzw. 3,8 Prozent. Folgende Termine können in dieser Woche relevant werden:
Dienstag
16:00 Bundesbank Präsident Joachim Nagel sprichtMittwoch
04:00 Zinsentscheidung der Reserve Bank of New Zealand (keine Änderung erwartet)14:15 Rede von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel
Freitag
08:00 Industrieproduktion, Handelsbilanz GroßbritannienSamstag
05:00 Handelsbilanz ChinaDieser Artikel dient ausschließlich als Information und stellt keine Handelsempfehlung dar.
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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