
Dax wie das Kaninchen vor der Schlange

US-Präsident Donald Trump hat ein neues Hobby: Briefe schreiben. Der DAX wartet auf den Brief an Brüssel und geht zunächst in Deckung.
Rallye im DAX scheint zu Ende zu sein
Nachdem der DAX am Donnerstag mit 24.648 Punkten noch einmal ein neues Allzeithoch markiert hatte, setzten danach Gewinnmitnahmen ein. Der Ichimoku im Stundenchart ist klar bearish und es droht ein Bruch der Unterstützung bei 24.170 Punkten. Sollte dies geschehen, könnten die Bären den Bereich zwischen 23.785 und 23.615 als Ziel ausrufen.

Donald Trump hat inzwischen begonnen, Briefe mit der Ankündigung neuer Zölle zu versenden. Die bisher verhängten Tarife liegen zwischen 20 und 50 Prozent. Interessant ist dabei, dass selbst Länder, die alle Forderungen der US-Administration erfüllen, mit neuen Abgaben belastet werden. So müssen vietnamesische Hersteller für den Export in die USA 20 Prozent Zoll berappen. .
In Brüssel ist noch keine Post eingegangen
Brüssel hat noch keine Nachricht im Briefkasten gefunden und verhandelt noch um einen Deal. Angesichts der bisher bekannten Zollenentscheidungen aus dem Weißen Haus, rechnen Marktbeobachter nicht damit, dass die EU ungeschoren davonkommt. Dies erklärt, warum der DAX wie das Kaninchen vor der Schlange sitzt. Analysten rechnen inzwischen mit 20 Zöllen für EU-Waren. Bisher gingen sie von 10 % aus.
Interessant ist, dass der S&P 500 bisher noch relativ stabil handelt. Er markierte in der vergangenen Nacht ein neues Allzeithoch und korrigierte danach leicht. Der erste Support bei 6.220 Punkten wurde von den Bären bisher nicht attackiert. Dies muss nicht so bleiben, denn der Ichimoku des Stundencharts zeigt ebenfalls bearishe Tendenzen.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Markt sich auch anders entscheiden kann, als es Indikatoren anzeigen. Ein mögliches Ziel könnte nach einem möglichen Bruch der 6.220 im Bereich 6.146/138 liegen.
Erstaunliche Zuversicht im DAX
Ein Blick auf die bereits verhängten Zölle, müsste die Märkte eigentlich in Nervosität versetzen. Davon ist selbst nach der einsetzenden Korrektur im DAX jedoch wenig zu sehen. Dabei scheint die US-Administration mit ihrem Handelskrieg nicht nur einen faireren Handel im Visier zu haben. Brasiliens Unternehmen sollen ab 1. August 50 Prozent Zölle zahlen, weil die Regierung und Justiz nach Meinung von Donald Trump unfair mit dem Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro umgehen.
Es ist ein schlimmes Signal, wenn ein anderes Land über Zölle die unabhängige Justiz eines Landes beeinflusst. Wenn diese Praxis Schule macht, wird die Weltwirtschaft einen gewaltigen Schaden nehmen. Schon heute sind sich einige Marktbeobachter sicher, dass die Zollorgie insbesondere den USA schaden wird. Markus Fugman hat dazu gestern Abend einen schönen Beitrag gesendet, den ich hier gern verlinke.
Auch Kanada hat schon einen Brief aus Washington erhalten
Kanadas Premier Mark Carney erhielt ebenfalls einen Brief von Donald Trump, in dem der US-Präsident die Zölle in Höhe von 35 Prozent erklärt. Auch hier geht es nicht um Handelsstreitigkeiten, sondern um Fentanyl. Das synthetische Opioid gelangt angeblich ungehindert von Kanada in die USA. Deshalb verhängt das Weiße Haus nun einen Strafzoll. Zudem ist Trump der Milchmarkt seines Nachbarn ein Dorn im Auge. Statt dieses Problem anzugehen, gibt es Zölle auf alles.
Gegenmaßnahmen dürften nicht lange auf sich warten lassen und könnten eine Spirale in Gang setzen. Dies wird auch für die US-Unternehmen ein Problem. Sie werden nämlich die Importe von Rohstoffen und Zulieferteilen nicht sofort durch US-Waren ersetzen können. Die Produktion muss erst einmal aufgebaut werden, was erfahrungsgemäß mehrere Jahre dauert. Zudem werden die Teile aus den USA teurer sein, was auch den Preis des Endprodukts erhöht. Am Ende dürften US-Waren dadurch im globalen Handel an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Zinssenkungen in den USA?
In den USA werden die Stimmen lauter, die Hoffnungen auf Zinssenkungen machen. Die prominenteste Vertreterin der letzten Tage war Mary Daly, Präsidentin der San-Francisco Fed. Sie meinte in dieser Woche, dass die Zeit für Zinssenkungen näher komme und rechnet weiterhin mit zwei Schritten durch die Fed. Analysten erwarten diese im Herbst. Möglicherweise ist diese der Grund für den Optimismus an der Wall Street. Auch der DAX würde von einer anziehenden US-Konjunktur profitieren – wenn nicht die Gefahr neuer Zölle bestehen würde.
Die Europäische Zentralbank könnte hingegen eine Pause bei den Zinssenkungen vornehmen. So äußerte sich etwa die EZB-Direktorin Isabel Schnabel.
Die Zinsen der US-Staatsanleihen brachen trotz der Aussichten auf eine lockerere Geldpolitik durch die Fed den Abwärtstrend.

Die Zinsen der 10-Jahres-Anleihe aus Deutschland ziehen ebenfalls an und erreichen fast das Hoch aus dem Mai.

EUR/USD kommt von seinen Höchstständen etwas zurück, bleibt jedoch im Aufwärtstrend. Angesichts der Zinsaussichten könnte es hier jedoch einen Bruch geben. Ein Ziel könnte der Bereich 1,1500/1445 sein.

Wirklich wichtige Termine aus dem Wirtschaftskalender gab es in dieser Woche nicht.
Meine Einschätzungen sind nicht als Anlageempfehlung zu verstehen.
Titelbild. Chait Goli
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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