
Angst vor Rezession steigt

Die Börsen sind am Montag von der Angst vor einer weltweiten Rezession geprägt. Nach der Verkündung globaler Einfuhrzölle durch den US-Präsidenten Donald Trump kam nun die erste Antwort aus China. Derweil versucht die Europäische Union, eine Verhandlungslösung zu finden.
China lässt die Märkte beben
Die Reaktion der Regierungen fällt auf die Zollankündigungen Donald Trumps unterschiedlich aus. Die australische Regierung übt sich in Gelassenheit und hofft auf faire Verhandlungen. Australien hat jedoch im Vergleich zu anderen Ländern einen relativ überschaubaren Handelsüberschuss. Verständlich ist deshalb, dass Vietnam ganz anders reagiert und vorschlägt, gegenseitig alle Zölle abzuschaffen.
Eine robuste Antwort fand China. Die Volksrepublik erhebt auf Importe aus den USA zukünftig Zölle in Höhe von 34 Prozent. Hier ist sie, die von den Märkten befürchtete nächste Eskalationsstufe. Es wird interessant, wie die Trump-Administration auf diese selbstbewusste Haltung reagiert. Für die Marktteilnehmer verschärft sich damit die Gefahr eines Handelskriegs und einer globalen Rezession. Wenn sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt einen Konflikt liefern, dürfte sich das auf andere Regionen ebenfalls negativ auswirken.
Rezession in Europa könnte sich verschärfen
Für die Wirtschaft in der Europäischen Union könnten Trumps Entscheidungen zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen. Die Unternehmen kämpfen mit zahlreichen Problemen, die die Profitabilität ohnehin infrage stellen. Die stärkste Wirtschaftsmacht, Deutschland, befindet sich bereits seit geraumer Zeit in einer Rezession. Inzwischen schrumpft die Wirtschaft auch in anderen EU-Ländern. Die Zölle sind eine weitere Belastung, auch wenn Brüssel das Problem herunterzuspielen versucht.
Der Anteil der Ausfuhren in die USA betrage „nur“ 19,7 Prozent, rechnet die Kommission vor. Das ist immerhin jeder fünfte Euro, möchte man entgegenhalten. Dass Brüssel intern das Problem anders bewertet, zeigt die Zurückhaltung der Verantwortlichen. Man habe zwar zahlreiche Gegenmaßnahmen vorbereitet, aber eine Verhandlungslösung würde die EU angesichts der Gefahr einer sich verschärfenden Rezession lieber.
Vergiftetes Angebot soll Rezession vermeiden
Die Lösung der EU klingt im ersten Moment wie die aus Vietnam. Brüssel schlägt den USA vor, alle Zölle auf Industriegüter zu streichen. Wahrscheinlich wird Donald Trump darauf verärgert reagieren. Es ist ein vergiftetes Angebot, denn der Handelsüberschuss dürfte wahrscheinlich weiter steigen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Washington zunächst keine Verhandlungen anstrebt. Dies wurde am Nachmittag bekannt.
Die Stärken der USA liegen schon lange nicht mehr in ihrer Industrie. Auch wenn Trump diesen Wirtschaftszweig stärken möchte, geht es ihm auch um einen besseren Zugang für landwirtschaftliche Produkte und Rohstoffe. Daran ist bereits ein Freihandelsabkommen mit den USA gescheitert und auch jetzt ist eher mit keinem Deal zu rechnen.
Die Gründe sind vielfältig. Chlorhühnchen oder Gen-Mais sind den Verbrauchern in Europa nicht schmackhaft zu machen. Und dann gibt es noch die französische Landwirtschaft mit ihrer mächtigen Lobby. Sie hat den französischen Präsidenten fest im Griff. Die drohende europaweite Rezession gäbe einen Anlass, umzudenken. Die Wahrscheinlichkeit dafür bleibt jedoch eher gering.
Neue Märkte sind keine kurzfristige Lösung
Ich habe am Wochenende einige Dokumente aus der EU studiert. Demnach gibt es seit 2018 weitreichende Handelsabkommen mit Westafrika. Besonders mit Blick auf die Zukunft ist es unverständlich, dass diese Zusammenarbeit kaum mit Leben erfüllt wird. Statt Europa investiert vor unserer Haustür die Volksrepublik China und verschärft nebenbei die sozialen Konflikte in der Region.
Die Flüchtlinge werden aber nicht ins Reich der Mitte auswandern, sondern mit dem Boot über das Mittelmeer kommen. Den Afrikanern eine Perspektive in der Heimat zu geben, liegt eigentlich im Interesse Europas. Westafrika bietet natürlich keine kurzfristigen Lösungen, mittel- und langfristig lassen sich jedoch Handelsketten diversifizieren und damit weniger anfällig gestalten
Sorgt Berlin für die Verhinderung einer Rezession?
Ich möchte mich nicht an der Bewertung durchgestochener Verhandlungspapiere aus den Koalitionsgesprächen beteiligen. Die neue Regierung steht vor einer schweren Aufgabe, die durch die Zollankündigungen von Donald Trump nicht leichter wird. Trotzdem haben CDU, CSU und SPD ausreichend Mittel, um die Rezession zu beenden.
Allein ein Bürokratieabbau würde die Wirtschaft erheblich entlasten und neue Projekte beschleunigen. Wenn die neue Regierung den aus Schulden finanzierten Investitionsfonds sinnvoll einsetzt, könnte die Bundesrepublik zusätzlich privates Kapital anziehen. Aktuell suchen viele in den USA investierte Anleger neue Optionen. Der Euro hat davon zuletzt profitiert. Die hohe Volatilität von heute zeigt aber auch, dass der Markt in Teilen unentschlossen ist.

Schwache Industrie in Deutschland
Heute gab es einige Wirtschaftsdaten aus Deutschland. Der Handelsüberschuss stieg im März im Vergleich zum Vormonat, verfehlte jedoch die Prognose. Die Industrie gab erneut ein jämmerliches Bild ab. Die Produktion schrumpfte im Vergleich zum Februar um 1,3 Prozent. Auf Jahressicht steht sogar ein Minus von vier Prozent zu Buche. Die Sparte ist zweifellos in einer tiefen Rezession.
Der Sentix-Konjunkturindex aus der Eurozone stürzt im April von -2,9 auf besorgniserregende -19,5 Punkte ab. Die Einzelhandelsumsätze bleiben im Februar mit +0,3 Prozent ebenfalls unter den Erwartungen. Wirklich hoffnungsvoll stimmen diese Zahlen eher nicht. Aus den USA gab es wenig neue Impulse. Der CB-Beschäftigungsindex stieg leicht auf 109,03 Punkte.
Bodenbildung im DAX bisher nicht zu sehen
Der DAX übernahm die schwachen Vorgaben aus Asien und startete die Woche mit deutlichen Verlusten. Im Tief stand ein Minus von 1.500 Punkten zu Buche. Der US-Handel startete zwar mit einer deutlichen Erholung, stürzte jedoch ebenso schnell wieder ab. Aktuell arbeitet der DAX an einem bearishen Umkehrstab. Das Tief muss also noch nicht gefunden sein. Der Ichimoku bleibt im Stundenchart bearish.
Der Dailychart liefert für die Bullen wenig Hoffnung. Weitere Ziele dürften bei 17.900 und 17.025 Punkten zu finden sein. Wirklich bullische Szenarien gibt es vorerst nicht mehr.

Angst vor einer Rezession auch im Öl
Die amerikanische Sorte WTI zeigt sich zwar in den vergangenen Stunden ebenfalls volatil, aber die Grundrichtung bleibt abwärtsgerichtet. Aktuell scheint die 60-Dollar-Marke zu halten, aber dies ist noch nicht sicher. Unter 55,50 könnten Preise wie zuletzt in der Coronazeit drohen.

Gold konsolidiert auf hohem Niveau. Nach der Rally im ersten Quartal könnte eine Korrektur auf 2.880 US-Dollar erfolgen. Wichtig dürfte für die Bullen die Unterstützung bei etwa 2.790 werden. Der Ichimoku im Dailychart zeigt bis zu dieser Marke neutral. Über 3.000 dürfen die Bullen hoffen. Aus fundamentaler Sicht fallen mir gerade wenige Argumente gegen Gold ein. Charttechnisch war das gelbe Metall allerdings überkauft.

Kupfer zeigt die Angst vor einer Rezession besonders plastisch. Immerhin hat die Vier-Dollar-Marke gehalten.

Ausblick auf die Woche
Für den Donnerstag steht der US-Verbraucherpreisindex im Wirtschaftskalender. Am Freitag blicken die Marktteilnehmer auf das BIP und die Industrieproduktion in Großbritannien. Der Verbraucherpreisindex aus Deutschland ist die zweite Lesung und dürfte kaum Überraschendes bieten. Am Freitagmittag spricht die EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Aus den USA gibt es den Erzeugerpreisindex und die Konsumstimmung der Uni Michigan.
Titelbild: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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