Sault Ste. Marie – Entdeckungen zwischen den großen Seen Kanadas
Wer an Kanada denkt, dem fallen als erstes Städte wie Toronto, Ottawa oder Vancouver ein. Das Land beherbergt jedoch auch kleinere, reizvolle Städte, die einen Besuch lohnenswert erscheinen lassen. Sault Ste. Marie liegt am Saint Marys River, mitten im Gebiet der großen Seen Nordamerikas. Der Fluss verbindet den Huronsee mit dem Lake Superior. Neben einer reizvollen Landschaft bietet die Industriestadt auch historisch und kulturell einige Höhepunkte.
Sault Ste. Marie war Schauplatz von Konflikten mit den USA
Im 19. Jahrhundert kam es zu Konflikten zwischen dem von den Briten verwalteten Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika. Während des von Großbritannien angezettelten Kriegs von 1812 ging der Handel auf dem Saint Marys River deutlich zurück. Die Amerikaner versuchten, die Stadt einzunehmen. Dies gelang ihnen jedoch nicht.
Die USA nutzen später ein anderes Druckmittel. Um den Fluss schiffbar zu machen, bauten sie seit 1855 einen Kanal. Über Schleusen sollten die Stromschnellen im Bereich von Sault Ste. Marie umgangen werden. Sie wurden auch von kanadischen Schiffen genutzt, bis die US-Amerikaner dem britischen Colonel Garnet Wolseley die Durchfahrt verweigerten. Die Kanadier bauten daraufhin ihren eigenen Kanal, der bis heute als Denkmal erhalten blieb. Besucher können hier auf gepflegten Wegen Wanderungen oder Radtouren unternehmen. Den Fluss überspannt die International Bridge, die gleichzeitig der Grenzübergang in die USA ist. Seit 1817 ist Sault Ste. Marie praktisch eine geteilte Stadt, denn seither ist das Südufer offiziell in US-Besitz.
Land der Indigenen
Sault Ste. Marie ist eine der ältesten Städte, die europäische Siedler gründeten. Sie diente einst dem Pelzhandel. Einer der zahlreichen in der Region lebenden Stämme sind die Batchewana. Ihr Häuptling Edward James Sayers erhob 1982 Anspruch auf die im St. Marys River liegende Insel Whitefish Island und ließ sie später besetzen. Inzwischen gilt sie als Indianerreservat. Die Insel entstand vor rund 2.000 Jahren und diente den Ureinwohnern als Fischereistützpunkt. Heute dokumentiert unter anderem ein altes Lager die Siedlungsgeschichte der Region. Auch die Reste eines alten Handelspostens sind bis heute erhalten.
Ein anderer interessanter Ort indigener Kultur ist die Agawa Bay. Wer mutig genug für einen Spaziergang über einen Felsvorsprung ist, kann hier Felszeichnungen der Ureinwohner bewundern. Sie zeigen Visionen und Ereignisse aus dem Leben der First Nations und stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Zu den Höhepunkten eines Besuchs von Sault Ste. Marie gehört ein Pow Wow. Hier tanzen die Indigenen und servieren ihren Gästen traditionelle, köstliche Gerichte. Die Besucher tauchen tief in die Kultur der Ojibway ein. Die Veranstaltungen finden in der Gegend um die Ufer des Lake Superior statt.
Sehenswürdigkeiten in Sault Ste. Marie
Um Sault Ste. Marie existiert eine üppige Landschaft mit einer recht dünnen Infrastruktur. Eine wichtige Rolle beim Transport spielte deshalb das Buschflugzeug, dem in der Stadt ein ganzes Museum gewidmet ist. Eine wesentliche Aufgabe der Piloten bestand in der Brandbekämpfung. Die Ausstellung zeigt einige wertvolle Exponate, darunter eine Bell 47D. Sie war 1953 der erste Hubschrauber, der in den Besitz einer kanadischen Regierungsbehörde kam. Eine „Lady Faye“ aus dem Jahr 1944 stammt ursprünglich aus Großbritannien. Im Kinderclub lernt der Nachwuchs die Faszination des Fliegens kennen.
Nicht weit entfernt stehen mit dem Ermatinger Old Stone House und dem Clergue Blockhouse zwei der ältesten Steingebäude der Region. Sie gehören zur Ermatinger Clergue National Historic Site. Das interaktive Heritage Discovery Centre lässt die Geschichte der Stadt lebendig werden. Das Sault Ste. Marie Museum befindet sich im 1902 erbauten Gebäude der alten Post. Es lädt zu einem interessanten Spaziergang durch die Stadt ein. Zu den wichtigsten Hauptstraßen gehört die Queen Street, an der sich zahlreiche Restaurants und Bars befinden. Zu den besten Lokalen gehört das Peace Restaurant. Es ist nicht weit vom Bus-Terminal zu finden.
Die Umgebung von Sault Ste. Marie erkunden
Die meisten Besucher kommen wohl wegen der fantastischen Landschaften nach Sault Ste. Marie. Die Stadt eignet sich perfekt für einige schöne Ausflüge. Der Agawa Canyon Tour Train fährt in die sehenswerte Wildnis von Algoma. Die Bahnfahrt führt entlang von entlegenen Flüssen und Seen in Richtung Norden. Auf die Fahrgäste warten bemerkenswerte Einblicke in eine nahezu unberührte Natur. Die vierstündige spektakuläre Fahrt endet am Agawa Canyon Park, der nur mit der Eisenbahn erreichbar ist. Zahllose Stufen und Schotterwege führen zu atemberaubenden Aussichtspunkten. Ein besonderes Erlebnis ist die Fahrt in einem Stone Gardner-Wagen. Der restaurierte Theaterwagen befindet sich am Ende des Zuges und bietet ein fantastisches Panorama der Strecke.
Am Nordrand von Sault Ste. Marie erstreckt sich Fort Creek. Das Naturschutzgebiet wurde einst für den Hochwasserschutz angelegt. Heute nutzen Wanderer und Radfahrer das 24 Kilometer lange Wegenetz, um sich zu erholen. Auch Inlineskater und Rollstuhlfahrer kommen hier her, um im Herbst die herrliche Laubfärbung zu erleben. Nordöstlich befindet sich der Kinsmen Park. Er gehört einem privaten Wohltätigkeitsverein, ist jedoch über den Tag für Besucher geöffnet. Ein See und die Crystal Falls sind die Anziehungspunkte für viele Naturfreunde. Im Herbst strahlt das Laub in Rot- und Gelbtönen.
Kurzer Sommer in Sault Ste. Marie
In Nordontario sind die Sommer kurz. Häufig fällt schon im November der erste Schnee, der erst Anfang Mai vollständig geschmolzen ist. Sault Ste. Marie ist dann Ausgangspunkt wunderbarer Skitouren durch einsame verschneite Wälder. Ein beliebtes Skigebiet für nordischen Skisport und Schneeschuhwanderungen sind die Hiawatha Highlands. Hier werden den Wintersporturlaubern auch geführte Touren am Abend angeboten.
Fazit
Ein Kanadaurlaub muss nicht unbedingt in eine der Megametropolen führen.
Titelbild: Kinsmen Park bei Sault Ste. Marie
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.



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