Wenn das Bernsteinfieber die Urlauber auf Rügen packt

Rügen -Bernsteinfieber

Wenn die Tage langsam kürzer werden, kehrt Ruhe auf Deutschlands größter Insel ein. Wer Rügen jetzt besucht, muss trotzdem keine Langeweile fürchten.

Die Ostsee sorgt durch die gespeicherte Wärme für ein mildes Klima. Es lädt zu verschiedenen Aktivitäten in der Natur ein. Wenn sich das Meer langsam abkühlt, eröffnet der Strand eine andere Faszination: das Bernsteinfieber. Das Salzwasser bildet durch die Abkühlung eine größere Dichte, wodurch die leichten Bernsteine im Wasser schwimmen. Deshalb findest Du in der kalten Jahreszeit leichter Bernstein als im Sommer. 

Übrigens: In Naturschutzgebieten und in Dünen ist die Suche nach dem edlen Strandgut verboten. Das Sammeln von Bernsteinen ist nur für den privaten Bedarf, also in kleinen Mengen, gestattet.

Wenn der Herbststurm vorüber ist: Bernsteinsuche auf Rügen

Mitunter präsentiert sich das Wetter auf Rügen recht turbulent. Mächtige Stürme fegen im Herbst über die Insel. Doch diese ziehen genauso schnell ab, wie sie gekommen sind. Danach lohnt sich ein Strandspaziergang. Die tosenden Wellen haben allerlei Strandgut auf den Sand getragen. Mit etwas Glück befinden sich zwischen den Muscheln und dem Seetang auch einige Bernsteine. 

Ländliche Idylle im Süden Rügens genießen: im Ostseebad Göhren

Die besten Chancen bestehen nach Stürmen aus östlichen und nordöstlichen Richtungen. Zu den besten Fundorten gehört der Küstenbereich zwischen dem Ostseebad Göhren und dem Nordperd. Hauptattraktion des Nordstrands ist die Seebrücke, an der Ausflugsschiffe zu einer Entdeckungstour über die Ostsee einladen. Die Göhrener Seebrücke ist zu anderen derartigen Bauwerken an der Ostsee recht neu, denn sie wurde erst 1993 eingeweiht. Die Bänke laden zum Verweilen ein. Schnell vergisst Du beim Blick auf das Spiel der Wellen den Alltag.

Der Strand wird von der Bernsteinpromenade begrenzt, an der Souvenirshops und Restaurants ihre Gäste empfangen. Lohnenswert ist der Besuch des Kulinarischen Gartens, der ein vielfältiges Speisenangebot zur Auswahl bereithält. Hier besteht auch die Möglichkeit, Proviant für die Wanderung auf die bewaldete Landzunge Nordperd zu kaufen. Am Kliff besteht eine herrliche Aussicht entlang der Küste bis zum Jasmund, wo die berühmten Kreidefelsen stehen. Vor der Küste liegt der größte Findling Deutschlands in der Ostsee, während Du beim Blick nach Süden die Küste Usedoms entdeckst. Bernsteine darfst Du auch an den Stränden der Nordzunge suchen. Da Nordperd jedoch unter Naturschutz steht, ist die Nutzung von Hilfsmitteln wie Handsieben verboten. Neben den Bernsteinen kannst Du hier weitere Fossilien finden, etwa Donnerkeile, Seeigel, Hühnergötter oder Silurkalkplatten,

Bernsteinsuche in Binz

Das Ostseebad Binz ist ein lohnenswerter Ort auf Rügen, um Bernstein zu finden. Ein Urlaub in der Stadt ist auch im Herbst oder Winter empfehlenswert. In der Adventszeit lockt etwa ein schöner Weihnachtsmarkt. Die Bäderbahn und andere Einrichtungen sind auch außerhalb der Saison nutzbar. Chancen auf einen Erfolg bei der Suche nach Bernstein bestehen in der Nähe der Seebrücke und am langen Strand zwischen Binz und Prora.

Prora ist bekannt, weil hier einst die Nazis ein riesiges Ferienobjekt bauen ließen. Die als „Koloss von Rügen“ bekannte Immobilie sollte einst der weltweit längste Bau werden und 20.000 Menschen beherbergen. Teile der historischen Anlagen wurden nach der Wende in moderne Ferienapartments verwandelt. In Prora informieren einige interessante Museen über die Nazi- und DDR-Vergangenheit. Familien sollten in Prora nicht versäumen, die Galileo-Wissenswelt zu besuchen. In diesem Museum können Kinder und Jugendliche die Natur und Wissenschaft selbst erforschen. Das Haus ist auch im Winter geöffnet.

Weitere Orte für die Bernsteinsuche auf Rügen

Gute Chancen auf einen Fund haben Bersteinsammler rund um die Nordspitze der Insel Rügen, Kap Arkona. Ein weiteres interessantes Ziel sind die Strände um Thiessow auf der Halbinsel Mönchgut. Neben der Jagd nach dem „Gold der Ostsee“ bietet die Gemeinde auch im Herbst ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm an

Bei Nord- und Nordwestwind lohnt sich der Besuch von Glowe, das westlich des Nationalparks Jasmund liegt. Den Hunger nach der Bernsteinsuche kannst Du mit leckerem Fisch aus der „Alten Räucherei“ stillen. Die Fischbrötchen sind nicht nur lecker, sondern haben auch einen fairen Preis. Dranske liegt idyllisch zwischen Ostsee und Wieker Bodden. Am Ostseestrand sind die Chancen auf einen Bernsteinfund bei Westwind besonders hoch. Auch die Nachbarinsel Hiddensee eignet sich für die Suche nach den gelblich bis rötlich schimmernden Steinen.

Tipps für Bernsteinsucher

Bei aller Begeisterung für die bunten Steine solltest Du nicht die Sicherheit aus den Augen verlieren. Bei stürmischem Wetter ist die Chance auf einen Fund besonders groß, es drohen jedoch auch Gefahren durch hohe Wellen. Häufig liegen die Objekte der Begierde zwischen anderem Strandgut, etwa im Seetang, unter Holzstücken oder in Algen. Dein Weg führt Dich über Steine, die durch die Feuchtigkeit der See rutschig sind. Achte daher auf einen festen Tritt, um Dich nicht schwer zu verletzen.

Die Bernsteinsuche macht viel Spaß, wenn Du Geduld mitbringst. Genieße die Natur, das Wellenspiel, und freue Dich, wenn tatsächlich ein Fundstück in der Sonne funkelt. Die Suche können eine Harke, ein Laubbesen oder ein Köcher erleichtern. Bedenke jedoch, dass diese Gerätschaften einen Eingriff in die Natur vornehmen und deshalb in Naturschutzgebieten auf Rügen nicht erlaubt sind.

Vorsicht vor Phosphor!

Zur Aufbewahrung der Bernsteine ist die Hosentasche ein denkbar ungeeigneter Ort. Leider weist weißer Phosphor ähnliche äußere Merkmale auf. Bei einer Berührung entzündet er sich bei 34 Grad und etwas Reibung schnell. Es können schwere Verbrennungen entstehen. Empfehlenswert ist es, die Bernsteine in einem geeigneten Metallbehältnis zu transportieren. Ideal ist die Lagerung in Wasser. Für die Trocknung solltest Du eine feuerfeste Unterlage nutzen.

Wenn der Fund nach der Trocknung nicht in Flammen aufgeht, ist es Bernstein. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist, dass Bernstein viel leichter als Phosphor ist. Ein Salzwassertest schafft Klarheit. Gebe etwa 130 Gramm Salz in einen Liter Leitungswasser und gebe die Steine hinein. Bernstein schwimmt darin, weil der leichter ist. Ein weiterer Test ist der Test mit einer heißen Nadel. Stich sie in das Objekt und rieche daran. Bernstein duftet nach Kiefernharz.

Phosphor kam durch Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg in die Ostsee. Am Meeresboden sollen etwa 200 Tonnen des Kampfstoffs liegen. Auch wenn die meisten Funde auf Usedom vorkommen, ist leider auch die Insel Rügen davon betroffen. Mit der richtigen Vorsicht soll dies aber die Freude auf eine spannende Bernsteinsuche nicht schmälern.

Titelbild: KI-generiert

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

1 Kommentar

comments user
ai remove watermarks

The article is incredibly informative and engaging! I love learning about the best spots for amber hunting on Rügen and the history behind places like Prora. The tips for safety and identifying amber are super helpful for anyone planning a visit. Truly made me eager to search the beaches myself!

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