Türkei: Steht ein Ende des All-inclusive-Urlaubs bevor?

Auslaufmodell in der Türkei? Buffets

Die Türkei gehört zu den beliebtesten Reiseländern. Ein Argument sind für viele Urlauber die All-inclusive-Angebote. Diese Gewohnheit könnte bald der Vergangenheit angehören.

Rundum-sorglos-Ferien an feinen Stränden

Wer mit einer vierköpfigen Familie in den Urlaub einbricht, muss tief ins Portemonnaie greifen. Für viele ist es deshalb ein Segen, wenn die Verpflegung schon inkludiert ist. Die Türkei setzte frühzeitig auf das Konzept des All-inclusive. Der Vorteil der Urlauber liegt in der Kalkulierbarkeit der Ferien. Sie sind nicht von den häufig überteuerten Angeboten der örtlichen Gastronomen abhängig.

Später bauten die Hoteliers ihre Angebote aus. Es entstanden wahre Freizeitoasen, deren Nutzung im Hotelpreis inbegriffen ist. Ultra-inclusive sorgt für eine Rundumversorgung mit Essen, Getränken und Freizeitangeboten. Wer möchte, muss seinen Fuß nicht eine Sekunde vor die Tore des Ferienresorts setzen.

Die Kehrseite der Medaille

Dieser einzigartige Service hat jedoch nicht nur positive Effekte. Den Gastronomen außerhalb der Ferienobjekte entgehen Gäste, denn wer im Hotel alles kostenlos bekommt, muss unterwegs seltener einkehren. Reiseleiter und andere touristische Anbieter geraten in eine große Abhängigkeit von den Hotels und Reiseveranstaltern. Wer nicht gelistet ist, erreicht mit seinen Angeboten kaum Touristen.

Dass Urlauber lieber die Vorteile für sich als die Nachteile der Anwohner sehen, ist legitim. Ein anderer Aspekt geht uns jedoch alle an: die Ressourcenverschwendung. Die türkische Stiftung für Abfallvermeidung rechnete gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu vor, dass etwa jedes dritte Lebensmittel in der Türkei verloren geht. Meistens wird es weggeworfen, ehe es gegessen wird. Zu den größten Lebensmittelverschwendern gehören Hotels, Restaurants und Caterer.

Verständliche Neugier sorgt für viel Abfall

Viele Urlauber kennen es sicherlich. Vor einem steht ein reichlich gefülltes Buffet mit zahlreichen lecker aussehenden Speisen. Das Wasser läuft einem im Munde zusammen und man möchte von allem etwas probieren. So türmt sich zu viel Essen auf dem Teller und landet später auf dem Müll. „Die Augen waren größer als der Mund“, sagt der Volksmund über dieses Phänomen.

Das türkische Landwirtschaftsministerium hat mit der Untersuchung der Lebensmittelverschwendung begonnen. Eine zweimonatige Studie soll auch die immer mehr ausufernden Frühstücksbuffets unter die Lupe nehmen. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, Urlaubern den Genuss zu verwehren. Die Regierung will auf diese Weise ein anderes Problem lindern. Experten bewerten die Wirkung solcher Maßnahmen teilweise skeptisch.

Die Einheimischen leiden unter teuren Lebensmitteln

Wer über einen türkischen Markt geht, sieht vergleichsweise niedrige Preise. Viele Türken haben jedoch geringere Einkommen. Die seit Jahren sehr hohe Inflation hat die Lebenshaltungskosten an den Rand des Erträglichen gebracht. Der Grund für die Teuerung liegt nicht nur an der schwachen Lira. Es liegt auch an einem knappen Angebot.

Es ist nicht einsehbar, dass auf der einen Seite Unmengen an Lebensmitteln weggeworfen werden, während andererseits ein Mangel herrscht. Regierungsberater wollen nun ein Konzept erarbeiten, aus dem ein Gesetz entstehen könnte. Diskutiert werden À-la-carte-Modelle und das Servieren der Portionen an den Tisch. Die Selbstbedienung soll der Vergangenheit angehören. Ob solche Ideen in der Regierung und im Parlament mehrheitsfähig sind, steht noch in den Sternen.

Touristenverbände der Türkei beruhigen 

Sollten die angedachten Regeln wirksam werden, müssten die Hotelbetriebe ihr Angebot entsprechend umstellen. Tourismusverbände beruhigen potenzielle Türkei-Urlauber vorsorglich: Besucher der Türkei können weiterhin eine große Auswahl bei der Verpflegung erwarten. Nur die Darreichungsform könnte sich ändern.

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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