
Märkte rechnen nicht mit einem Flächenbrand

Mit seinem Angriff auf den Iran hat Israel auch die Märkte überrascht. Die Aktienkurse fielen, während der Ölpreis in die Höhe schnellte.
Kurz vor den geplanten Atomgesprächen zwischen dem Mullah-Regime und den USA eröffnete die Regierung in Jerusalem eine neue Front. Vom ersten Schreck hat sich die Börse offenbar etwas erholt.
Zeitpunkt überraschte die Märkte
Dass Israel den Iran angreift, war erwartbar. Benjamin Netanjahu betonte in der Vergangenheit immer wieder, dass sein Land den iranischen Besitz einer Atombombe militärisch verhindern werde. Inzwischen hat Teheran eine beträchtliche Menge an Uran bis zu 60 Prozent angereichert. Experten gehen davon aus, dass die Anreicherung auf waffenfähige 90 Prozent in ein bis zwei Jahren möglich sei. Israel behauptet, dieses Stadium könne der Iran schon in wenigen Monaten erreichen.
Mit dieser Aussage rechtfertigt Jerusalem seinen Präventivschlag. Er kam überraschend, weil zwischen dem Iran und den USA am Samstag Gespräche über das Atomprogramm anberaumt waren. Es gab also die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung. Insofern äußerten viele politische Beobachter außerhalb Deutschlands Zweifel, dass sich der Angriff Israels mit dem Völkerrecht vereinbaren lässt.
Nach den mir vorliegenden Informationen geht der jüdische Staat nicht nur gegen Atomanlagen und das Militär vor, sondern bedroht auch die Zivilbevölkerung. Angriffe auf Atomanlagen verstoßen übrigens nicht in jedem Fall gegen internationales Recht. Bisher gab es keine erhöhte Strahlenbelastung. Hoffen wir, dass es so bleibt.
Märkte zucken zusammen
Die Börsen der Welt gerieten am Freitag unter Druck. Ein Grund war der deutlich gestiegene Ölpreis. Der Iran ist eines der größten Öl-Exportländer. Das Land beliefert vorwiegend China. Sollte die Förderung ausfallen, müsste sich die Volksrepublik ihr Öl auf anderen Märkten besorgen. Neben der Teuerung könnte dies zu einer Verknappung des Ölangebots und damit zu Lieferengpässen führen. Experten können sich einen Ölpreis von 100 US-Dollar und mehr vorstellen.
WTI überwand in der Nacht zum Freitag die Widerstände bei 68,85 und 71,80 US-Dollar. Heute konsolidiert das schwarze Gold etwas.

Ob der Preisanstieg damit bereits beendet ist, dürfte unsicher bleiben. Die israelische Regierung möchte offenbar das Mullah-Regime stürzen und griff am Wochenende auch Öl- und Gasfelder an. Zudem drohte der Iran damit, die Straße von Hormus zu blockieren. Über die Meerenge wird rund ein Viertel des globalen Ölbedarfs transportiert. Der nächste Widerstand wartet im Rohöl bei gut 80 US-Dollar.

Die Märkte hoffen das Beste
Zudem stellt sich die Frage, ob der Iran aktuell überhaupt in der Lage ist, die Straße von Hormus zu blockieren. Israel hat während der Angriffe einen großen Teil der militärischen Führung des Mullah-Regimes getötet. Der DAX erholt sich am Montag leicht. Noch ist es jedoch zu früh, eine weitere Abwärtsbewegung auszuschließen.
Der Tenkan des Stundencharts (blau) kreuzte zwar den Kijun (orange), was eine bullishe Umkehr signalisieren könnte. Allerdings bleibt der Kurs unter der Wolke, womit der Ichimoku insgesamt noch keine Trendumkehr bestätigt. Widerstände sind bei 23.680 und 23.845/925 Punkten auszumachen.

Unter 23.475 warten bei 23.085 und 22.610 Punkten Unterstützungen.

China mit gemischten Daten
In der Nacht konnte China die Märkte mit seinen Wirtschaftszahlen nicht beeindrucken. Zwar stiegen die Einzelhandelsumsätze im Land deutlicher als erwartet, die Investitionen und die Industrieproduktion konnten jedoch nicht überzeugen.
Am Freitag enttäuschte die Industrieproduktion in der Eurozone. Sie schrumpfte im April überraschend deutlich um 2,4 Prozent. Der Handelsbilanzüberschuss ging um drei Viertel auf 9,9 Milliarden Euro zurück.
Gute Nachrichten gab es von der Konsumstimmung in den USA. Der Index der Uni Michigan stieg deutlich, ist aber von seinen Höchstständen weit entfernt.
Erholung auch bei den Airlines
Am Freitag gerieten die Aktien der Fluggesellschaften unter Druck. Neben dem Iran hatten auch der Irak und Jordanien ihre Lufträume geschlossen. Die Fluggesellschaften müssen dadurch für ihre Routen zwischen Europa und Asien Umleitungen fliegen. Einige Flüge mussten gestrichen werden. Die Deutsche Lufthansa meidet aktuell den Nahen Osten und fliegt seit einiger Zeit auch Israel nicht mehr an. Durch die Luftraumschließungen ist nun auch die alternative Amman nicht mehr im Angebot. Die Aktie erholte sich heute etwas vom Absturz am Freitag.

Diese Termine müssen die Märkte in dieser Woche verarbeiten
Montag
14:30 NY Empire State HerstellungsindexDienstag
05:00 Zinsentscheidung Bank of Japan (keine Änderung erwartet)11:00 ZEW Konjunkturerwartungen Deutschland und Eurozone
14:30 Einzelhandelsumsätze USA
14:30 Import- und Exportpreise USA
15:15 Industrieproduktion USA
Mittwoch
01:50 Kernrate der Maschinenbestellungen, Handelsbilanz Japan08:00 Verbraucherpreisindex Großbritannien
11:00 Verbraucherpreisindex Eurozone
14:30 Baugenehmigungen und -beginne USA
20:00 Zinsentscheidung Fed (Märkte rechnen mit keiner Zinssenkung)
Donnerstag
Feiertag in den USA
00:45 BIP Neuseeland01:30 Arbeitsmarktdaten Australien
09:30 Zinsentscheidung der Schweizer Nationalbank. (Erwartung: Zinssenkung 0,25 → 0,00 %)
12:00 EZB-Präsidentin Christine Lagarde spricht
13:00 Zinsentscheidung Bank of England (Märkte erwarten keine Änderung des Leitzins)
Freitag
01:30 Verbraucherpreisindex Japan03:00 Zinsentscheidung China
08:00 Einzelhandelsumsätze Großbritannien
08:00 Erzeugerpreisindex Deutschland
14:30 Philly Fed Herstellungsindex, Einzelhandelsumsätze USA
14:30 Einzelhandelsumsätze Kanada
Märkte haben kein Vertrauen in den US-Dollar
In der Vergangenheit war es üblich, dass die Märkte in Krisenzeiten in den US-Dollar flüchteten. Dies ist aktuell anders. Zwar korrigierte EUR/USD am Freitag leicht, wurde jedoch im Stundenchart von der Unterkante der Ichimoku-Wolke aufgefangen. Inzwischen handelt das Paar wieder über der 1,1570.

Der Wochenchart zeigt, dass der EUR/USD überkauft ist. Dies muss jedoch nicht bedeuten, dass eine Korrektur ansteht. Eine Seitwärtsbewegung würde ebenfalls zu einer technischen Konsolidierung führen. Widerstand ist bei 1,1705 zu erwarten. Sollte die Fed wider Erwarten doch die Zinsen senken, wäre auch eine Erholung bis 1,1975 denkbar. Hier besteht jedoch eine Abhängigkeit vom fundamentalen Umfeld, zu dem die Handelspolitik Donald Trumps gehört.

Gold legte am Freitag zu, ohne ein neues Allzeithoch zu bilden. Aktuell dreht der Ichimoku des Stundencharts gerade in den neutralen Bereich.

Die Reaktion des Bitcoins ähnelt dem Aktienmarkt.

Der S&P 500 fand bei 5.925 eine solide Unterstützung. Inzwischen handelt der Index im Stundenchart wieder über der Wolke. An der Wolkenkante bei 6.027 Punkten könnte jedoch schon der nächste Widerstand auf die Bullen warten.

Mein Börsenbericht spiegelt nur meine Meinung wider und ist nicht als Handelsempfehlung zu verstehen.
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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