Handelsdeal zwischen USA und Europäischer Union ist fix

Handelsdeal USA - Eu - Bild: Gerd Altmann from Pixabay

Die USA und die Europäische Union haben einen grundsätzlichen Handelsdeal geschlossen. Das verkündeten US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Insgesamt dürften die Marktteilnehmer an den Börsen aufatmen, aber die EU erkauft sich diese Vereinbarung zu einem relativ hohen Preis.

Aufatmen an den Börsen?

Ob die Marktteilnehmer den Handelsdeal uneingeschränkt positiv sehen, wird der Handelsauftakt zeigen. Generell dürften alle Beteiligten aufatmen. Die USA und die Europäische Union haben sich für die meisten auf Zölle in Höhe von 15 Prozent geeinigt.  Unter diesen allgemeinen Satz fallen auch die Autos. Dies darf zu den Erfolgen der EU-Verhandlungsführer gezählt werden. Bis zuletzt war unklar, ob hier ein Entgegenkommen der Amerikaner erreicht werden kann.

Bei einem anderen Bereich gab es auf Trumps schottischem Golf-Resort Turnberry leider keine Einigung. Auf Stahl und Aluminium müssen europäische Exporteure weiterhin 50 Prozent Aufschlag zahlen. Dies dürfte auch für die US-Industrie ein eher unerfreulicher Fakt sein. Sie sind auf bestimmten Spezialstahl aus Europa angewiesen. Ersatz gibt es in den USA dafür nicht.

Europa: Aufatmen nach dem Handelsdeal?

Wahrscheinlich dürfte der Handelsdeal von der EU-Kommission als Erfolg verkauft werden. Angesichts der Befürchtungen, dass am 1. August Zölle von 30 Prozent in Kraft treten sollen, ist diese Sichtweise auch nicht verkehrt. Trotzdem bleibt eine deutliche Zollerhöhung im Vergleich zur Zeit vor dem Antritt Donald Trumps zu seiner zweiten Amtszeit (durchschnittlich 4,8 Prozent). Interessant ist auch, dass Großbritannien mit zehn Prozent einen besseren Handelsdeal abgeschlossen hat. 

Immerhin hat die Einigung einen weiteren harten Schlag gegen die deutsche Exportwirtschaft verhindert. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft hatte errechnet, dass die Exporte der EU bei einem Zoll von 30 Prozent um rund sieben Prozent eingebrochen wären. Ein weiterer Schwachpunkt des Handelsdeals dürfte aus europäischer Sicht sein, dass Pharmaprodukte gesondert betrachtet werden. Der Verhandlungsstand ist derzeit nicht bekannt.

Der strahlende Sieger heißt Donald Trump

In der vergangenen Woche haben wir noch darüber spekuliert, ob der Handelsdeal mit Japan ein Vorbild für den Vertrag zwischen den USA und Deutschland sein kann. Die Japaner hatten die Zölle in Höhe von 15 Prozent teuer erkauft und insgesamt 650 Milliarden Euro Investitionen in den USA versprochen. Die Gewinne aus den Aktivitäten müssen zu 90 Prozent in den Vereinigten Staaten bleiben.

Auch die EU hat sich in dieser Form erpressen lassen. Es werden Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Euro fließen. Zu dem wird Europa seinen Binnenmarkt für US-Unternehmer stärker öffnen.  Was diese im Detail bedeutet, ist aktuell nicht klar. Die USA würden unter anderem gern hormonbehandeltes Rindfleisch und andere Agrarprodukte auf den alten Kontinent exportieren. Dies würde jedoch mit EU-Verordnungen kollidieren. Der genaue Inhalt der Vereinbarung ist bisher nicht bekannt. Zudem wird die EU den USA bis 2029 Energie im Wert von 640 Milliarden Euro abnehmen. Dabei dürfte es vornehmlich um Flüssiggas gehen.

Handelsdeal entspricht den Erwartungen

Dass der Handelsdeal eine deutliche Unwucht zugunsten der USA aufweist, ist für Beobachter keine Überraschung. Seit Monaten geht es in erster Linie darum, Schlimmeres zu verhindern. Immerhin ist dies gelungen. Die US-Administration hat damit einen wichtigen Schritt zur Finanzierung ihres ambitionierten Steuerprogramms erreicht. Die US erwarten aus dem Handelsdeal mit der EU Mehreinnahmen von 75 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Rückblick auf den Freitag

Der Handel endete in Euro mit leicht nachgebenden Kursen. Die Stimmung wurde insbesondere von Gewinnwarnungen aus der Automobilbranche getrübt. Zudem bleibt der ifo-Geschäftsklimaindex unter den Erwartungen und verbesserte sich im Vergleich zum Vormonat nur leicht von 88,4 auf 88,6 Punkte. In Großbritannien blieben die Einzelhandelsumsätze im Juni leicht unter den Erwartungen. 

Besser läuft es in den USA, wo die Kernrate der Aufträge langlebiger Wirtschaftsgüter im Juni mit 0,2 Prozent zulegte (erwartet 0,1 %). Der S&P 500 erreichte danach erstmals in seiner Geschichte die Marke von 6.400 Punkten.  

S&P 500 – Stundenchart

Geht die Rekordjagd nach dem Handelsdeal weiter?

Generell spricht nichts dagegen, dass die Börse den Handelsdeal zwischen den USA und der EU positiv bewertet. Zudem erscheinen heute Abend Meldungen, nachdem die Zollpause für China um weitere 90 Tage ausgesetzt bleibt. Es sieht danach aus, als ob die globale Konjunktur aus den Handelsstreitigkeiten mit einem blauen Auge herauskommt.  

Allerdings: Die Zölle könnten die Verbraucher zur Zurückhaltung veranlassen. Eine sinkende Nachfrage würde die ohnehin angeschlagene Weltwirtschaft weiter in Mitleidenschaft ziehen. Sollten die Verbraucher die neuen Preise nicht akzeptieren, dürften die Margen der Unternehmen sinken. Dies dürfte dann zu einer ohnehin überfälligen Korrektur führen. 

Fed und US-Arbeitsmarkt im Fokus 

In der neuen Handelswoche dürften die Marktteilnehmer insbesondere auf zwei Termine in den USA blicken. Am Mittwoch veröffentlicht die Fed ihre Zinsentscheidung. Erwartet wird, dass die Fed ihre Leitzinsen nicht verändert. Marktbeobachter rechnen jedoch mit keinem einheitlichen Bild. So hat Gouverneur Christopher Waller angedeutet, dass er für eine Zinssenkung stimmen könnte. 

Ihm wird nachgesagt, dass er gern als Nachfolger von Chairman Jerome Powell nominiert werden würde. Waller weiß, dass Donald Trump von der Fed Zinssenkungen erwartet.  Ob die Republikaner im Kongress eine lockere Geldpolitik bevorzugen, wird man abwarten müssen, denn normalerweise gelten die Parteifreunde von US-Präsident Donald Trump als Freunde einer strengen Haushaltsdisziplin. 

Am Freitag veröffentlichen die USA ihre Arbeitsmarktdaten. Die Erwartungen sind hier so niedrig, dass eigentlich keine böse Überraschung folgen kann. Und so könnte die Sommer-Rallye in Schwung kommen.

Blick auf die Charts

Der Dax verteidigte am Freitag die Unterstützung bei 24.021 problemlos und konnte sich etwas erholen. Tenkan (blau) und Kijun (orange) standen kurz davor, zu kreuzen. Damit wäre das kurzfristig bearishe Szenario charttechnisch beendet. beendet. Aktuell sieht das Bild neutral aus. Es könnte sich nach dem Handelsdeal von heute weiter aufhellen. 

Der Dax verteidigte am Freitag die Unterstützung bei 24.021 problemlos und konnte sich etwas erholen. Tenkan (blau) und Kijun (orange) standen kurz davor, zu kreuzen. Damit wäre das kurzfristig bearishe Szenario charttechnisch beendet. beendet. Aktuell sieht das Bild neutral aus. Es könnte sich nach dem Handelsdeal von heute weiter aufhellen. 

DAX – Stundenchart

Allerdings gibt es auch einige Risiken, denn die Berichtssaison geht weiter. Bisher war sie von Licht und Schatten geprägt. Zu dem gibt es eine alte Börsenregel, nach der man das Gerücht kauft und die Nachricht verkauft. Der Markt hatte mit dem Handelsdeal zwischen USA und EU weitgehend gerechnet. Er ist wohl aus europäischer Sicht noch etwas besser ausgefallen als befürchtet. Vielleicht reicht das dann, um eine Korrektur zu vermeiden. 

EUR/USD testete am Freitag die Unterstützung bei 1,1705. Spätestens ein Sprung über die 1,1780 könnte den Bullen noch mehr Rückenwind geben. Für die europäische Exportwirtschaft könnte der starke Euro jedoch zu einem Problem werden. Die spannende Frage: Wann greift die EZB verbal ein?

EUR/USD – Stundenchart

Rohöl präsentierte sich am Freitag bearish. Charttechnisch dürfte im WTI die 64,25 interessant werden. Ein Bruch der Unterstützung könnte das schwarze Gold zur 60-Dollar-Marke führen. Auf der Oberseite ist um 68,85 Widerstand zu erkennen.

Rohöl (W>TI) – 4H-Chart

Gold bewegt sich seit einiger Zeit seitwärts. Erst über 3.451 oder unter 3.260 Dollar könnte sich ein neuer Trend entwickeln. 

Gold – 4H-Chartchart

Der Bitcoin fand um 115.000 Dollar eine solide Unterstützung. Der Ichimoku wurde heute bullish. Kommt ein erneuter Angriff auf das Allzeithoch?

BTC – 4H-Chart

Termine der neuen Woche

Montag

Keine Termine

Dienstag

Der wichtigste Termin dürfte das CB Verbrauchervertrauen in den USA sein.  Erwartet wird etwas mehr Optimismus als im Juni. Zudem geht die Berichtssaison mit Visa, Procter & Gamble, UnitedHealth, L’Oréal, AstraZeneca, Merck, Booking, Boeing und Spotify weiter.

09:00 BIP Spanien
16:00 CB Verbrauchervertrauen und JOLTS Stellenangebote USA

Mittwoch 

Bei der Verkündung der Zinsentscheidung durch die Fed werden die Marktteilnehmer insbesondere nach Hinweisen auf Zinssenkungen im Herbst suchen. Auch das US-BIP wird in den Fokus der Marktteilnehmer rücken. Die Berichtssaison geht mit Microsoft, Panasonic, Meta, Hermes, HSBC, Arm, Qualcomm, Airbus, Santander und UBS weiter.

03:30 Verbraucherpreisindex Australien
07:30 BIP, Konsumausgaben Frankreich
08:00 Einzelhandelsumsätze Deutschland
09:00 KOF Frühindikatoren Schweiz
09:00 Verbraucherpreisindex Spanien
10:00 BIP Deutschland (erste Lesung)
11:00 Wirtschaftsstimmung in der Eurozone
14:30 BIP, ADP-Arbeitsmarktdaten USA
15:45 Zinsentscheidung der Bank of Canada (keine Änderung erwartet)
16:00 Schwebende Hausverkäufe USA
16:30 Pressekonferenz der Bank of Canada
20:00 Zinsentscheidung der Fed

20:30 Pressekonferenz der Fed

Donnerstag

Heute rücken die Inflation und der Arbeitsmarkt aus Deutschland in den Fokus. Zudem erscheinen Daten zur Inflation in den USA. Quartalszahlen liefern: Apple, Konami, Amazon, Mastercard, Dsv, AbbVie, Samsung Electronics, Shell, Komerci Banka, S&P Global, Schneider Electric, Stryker, Unilever, Hitachi, Anheuser Busch, Safran, KKR & Co, Comcast und die KLA Group.

01:50 Industrieproduktion Japan
03:30 Baugenehmigungen und Einzelhandelsumsätze Australien
03:30 staatliche Einkaufsmanagerindizes China
05:00 Zinsentscheidung Bank of Japan (keine Änderung erwartet)
08:30 Pressekonferenz der Bank of Japan
09:55 Arbeitsmarktdaten Deutschland
11:00 Arbeitslosenquote Eurozone
14:00 Verbraucherpreisindex Deutschland
14:30 PCE Kernrate Preisindex USA
14:30 Persönliche Einkommen und Ausgaben USA
14:30 BIP Kanada
15:45 Chicago Einkaufsmanagerindex USA

Freitag

Die Nonfarm Payrolls erscheinen in den USA traditionsgemäß am ersten Freitag im Monat. Die Analysten rechnen mit 108.000 neu geschaffenen Stellen, was eine eher geringe Schätzung ist. Mit negativen Überraschungen ist demzufolge eher nicht zu rechnen. Unternehmensdaten kommen von Exxon Mobil, Chevron, Linde, Enbridge und Axa. In der Schweiz ist Nationalfeiertag.

03:45 Caixin Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe China
09:00 Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Deutschland
10:00 Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Eurozone
10:30 Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Großbritannien
11:00 Verbraucherpreisindex Eurozone
14:30 Arbeitsmarktdaten USA
16:00 ISM Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe USA
16:00 Konsumstimmung Uni Michigan (endgültig)

Mein nächster Börsenbericht erscheint am Mittwoch, nach der Zinsentscheidung und der Pressekonferenz der Fed.

Titelbild; Gerd Altmann from Pixabay

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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