Gute Wirtschaftsdaten stützen die Märkte
Die US-Konjunktur scheint bisher dem widrigen Umfeld aus Zollandrohungen und Fragmentierung zu trotzen. Die guten Wirtschaftsdaten lassen US-Präsident Donald Trump nach niedrigeren Zinsen rufen. Diese Schlussfolgerung zeigt, dass der Präsident den Unterschied zwischen den Notenbankzinsen und den Zinsen für einen Immobilienunternehmer nicht verstanden hat.
Gute Wirtschaftsdaten sprechen für eine robuste Konjunktur in den USA
Zumindest in den USA geben die Wirtschaftsdaten Anlass zur Freude. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Juni um 0,6 Prozent und damit stärker als erwartet. Zudem hat sich die Stimmung im Fed-Distrikt Philadelphia stark verbessert. Der Philly-Fed-Herstellungsindex lag mit 15,9 Punkten erstmals seit drei Monaten wieder im Plus. Eine positive Tendenz gab es in nahezu allen Teilbereichen, darunter in der Beschäftigung und bei den Neuaufträgen. Auch die Komponente der durchgesetzten Preise zog an, was auf einen weiteren Inflationsdruck hinweisen könnte.
Dem widersprechen jedoch die Erzeugerpreise, deren Anstieg sich verlangsamt hat. Die Industrieproduktion und die Kapazitätsauslastung überzeugten auch. Ebenfalls für eine Konjunkturbelebung könnten die gesunkenen Öl-Lagerbestände sprechen. Insgesamt läuft es in den USA ziemlich gut.
Berichtssaison verläuft bisher überwiegend positiv
Die US-Unternehmen lieferten für das vergangene Quartal überwiegend positive Wirtschaftsdaten. Meist liegen die Ergebnisse über den Erwartungen. Auffällig ist jedoch, dass die Banken nicht immer die Prognosen erreichten. Gestern enttäuschten die Umsätze der Bank of America, was sich jedoch im Kurs kaum bemerkbar machte. Offenbar hatten die Marktteilnehmer bereits in den Tagen vor der Veröffentlichung der Wirtschaftsdaten Gewinne mitgenommen.
Auch heute gab es kaum schwache Unternehmensberichte, nur Volvo enttäuschte. Der Gewinn des schwedischen Autobauers blieb um zwei Drittel unter den Erwartungen. Die Aktie verbilligte sich um knapp drei Prozent.
Freude über die Wirtschaftsdaten sorgt bei Trump für falsche Schlussfolgerungen
Privatpersonen erhalten Kredite, wenn sie über eine gute Bonität verfügen. Wenn das Ausfallrisiko gering ist, dürfen sie mit niedrigeren Zinsen rechnen. Erfolgreiche Unternehmen erhalten somit leichter einen Zugang zu frischem Kapital als Firmen und Personen, die keine guten Wirtschaftsdaten vorweisen können. US-Präsident Donald Trump möchte diese Denkweise auf die Fed übertragen und irrt dabei.
Wenn die Fed mehr Geld zur Verfügung stellt, steigt die Nachfrage, ohne dass mehr Angebot vorhanden ist. Die Preise steigen und damit auch die Inflation. Notenbanken haben jedoch die Aufgabe, eine Währungsstabilität zu gewährleisten. Gefährlich ist eher, dass die Konjunktur schwach ist, also nicht genug investiert oder konsumiert wird. Dann sind zu viele Produkte und Dienstleistungen am Markt. Es droht eine Deflation. Dem begegnen Notenbanken, indem sie den Zugang zu Geld vereinfachen, also die Zinsen senken. Geldpolitik funktioniert umgekehrt zur Kreditvergabe durch Geschäftsbanken.
Die Wirtschaftsdaten geben der Fed viel Zeit
Ich vermute, dass die Fed im September oder Oktober die Zinsen senken wird. Aktuell haben die Währungshüter viel Zeit. Die Wirtschaftsdaten zeigen, dass schnelle Entscheidungen nicht erforderlich sind. Die Fed wird erst einmal beobachten, wie mögliche Zölle auf die Preise wirken. Chairman Jerome Powell hat immer betont, dass die Inflationsaussichten von den Handelsabkommen abhängen, die die Trump-Administration schließen möchte.
Eine große Unsicherheit bildet auch die Androhung, Bezieher von russischem Öl und Gas mit 100 Prozent Strafzöllen zu belegen. Neben der Slowakei, Ungarn und Spanien sind auch Indien und China unter den Unterstützern der russischen Kriegswirtschaft. Hier liegen für die Geldpolitik erhebliche Risiken, die heute nicht seriös kalkuliert werden können. Es ist nicht einmal sicher, ob die Androhungen Trumps wirklich umgesetzt werden. Putin scheint zumindest nicht damit zu rechnen. Na ja, vielleicht irre ich mich ja und der Herrscher im Kreml beendet den Krieg „fristgemäß“. Das wäre Ende August.
Die Wirtschaftsdaten außerhalb der USA werfen Schatten
In Europa und Asien sehen die Anleger ein schwächeres Bild. Die Wirtschaftsdaten zeigen einige Bremsspuren, die sich nicht nur auf Deutschland beschränken. So sind auch im Juni die japanischen Exporte im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Mit –0,5 Prozent gingen sie immerhin weniger stark zurück als im Vormonat. Ein Lichtblick? Das werden wir am 1. August sehen, wenn die vom Weißen Haus angekündigten Zölle in Kraft treten sollen.
In Australien enttäuschten die Arbeitsmarktdaten. Im Juni stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 2.000, das ist ein Zehntel der erhofften Neueinstellungen. Die Arbeitslosenquote stieg saisonbereinigt von 4,1 auf 4,3 Prozent. Eine höhere Erwerbslosigkeit gab es zuletzt im November 2022. Auch in Großbritannien gibt der Arbeitsmarkt Anlass zur Sorge. Im Juni fielen knapp 26.000 Stellen weg. Die Möglichkeiten für eine Unterstützung der Bank of England dürften begrenzt sein, denn gleichzeitig stieg die Inflation auf 3,6 Prozent.
DAX interessiert sich nicht für Risiken
Außerhalb der USA könnte den Märkten also ein ungemütlicher Herbst ins Haus stehen. Dies interessiert die Anleger im DAX jedoch nicht. Sie hoffen weiter auf eine Einigung im Zollstreit. Auch die bisherigen Initiativen der Bundesregierung zur Konjunkturbelebung kommen am Markt gut an, auch wenn sich viele Investoren noch mehr wünschen. Der DAV erholte sich inzwischen über die 24.280 und scheint das Allzeithoch bei 24.620 anzuvisieren. Aktuell spricht charttechnisch wenig dafür, dass in diesem Jahr noch die 25.000-Punkte-Marke erreicht wird.

Der S&P 500 zeigte sich zuletzt weniger volatil. Die Bullen haben das Allzeithoch von 6.307 Punkten fast erreicht. Der Ichimoku steht einem Ausbruch konstruktiv gegenüber.

Interessant ist, dass im Gegenzug auch Gold wieder zulegt. Beim gelben Metall waren Gewinnmitnahmen zu registrieren, die heute mit einer kräftigen Erholung zu einem großen Teil kompensiert wurden.

Übergeordnet konsolidiert Gold auf hohem Niveau, eine echte Korrektur signalisiert der Ichimoku im Dailychart aktuell nicht.

EUR/USD versucht nach seiner Korrektur, um 1,1550/45 einen Boden zu bilden. Noch favorisiert der Ichimoku im Stundenchart die Bären.

Am Freitag gibt es Immobiliendaten und die Konsumstimmung aus den USA. Eine genaue Terminübersicht findest Du in meinem Artikel vom Sonntag.
Titelbild: Gerd Altmann from Pixabay
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.



Kommentar abschicken