Grenzkonflikt zwischen Kambodscha und Thailand verschärft sich

Nahe der Grenze zu Thailand: Prasat Preah Vihear – Bild: CHAMRAT CHAROENKHET

Ende Mai kam es an der Grenze zwischen Kambodscha und Thailand zu bewaffneten Zwischenfällen, die ein Todesopfer forderten. Seither schwelt ein jahrzehntelanger Grenzkonflikt erneut. Inzwischen wurden die Grenzübergänge geschlossen. Die thailändischen Feriengebiete sind jedoch nicht von den Streitigkeiten betroffen.

Auswärtiges Amt rät von Reisen ins Grenzgebiet zwischen Thailand und Kambodscha ab

Nach militärischen Auseinandersetzungen an der Grenze zwischen den beiden südostasiatischen Ländern rät das Auswärtige Amt dringend von Reisen ins Grenzgebiet ab. Die thailändische Armee riegelte nach dem Aufflammen des seit Jahrzehnten währenden Konflikts die Grenzen ab. Davon sind auch Touristen, die eine Rundreise durch Südostasien unternehmen, betroffen.  

Der Konflikt könnte sich noch verschärfen, denn beide Länder beabsichtigen die Verhängung von Handelsbeschränkungen. So will Kambodscha keine Energie und Lebensmittel aus Thailand importieren, während das Nachbarland Exportbeschränkungen verhängen möchte. 

Politische Unruhe in Thailand

Für Aufsehen sorgte ein Telefonat der thailändischen Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra mit dem kambodschanischen Senatspräsidenten Hun Sen. Darin kritisierte sie die eigene Militärführung, was in Thailand zu Empörung führte. Die zweitstärkste Regierungspartei, Bumjaithai, zog sich daraufhin aus dem von Paetongtarn geführten Kabinett zurück. Die Koalition besitzt danach nur noch eine knappe Mehrheit. 

Thailand kämpft aktuell mit ökonomischen Problemen, weshalb die Regierung von Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra ohnehin unter Druck steht. Dies führt zu Protesten, die in den vergangenen Tagen auch nationalistische Züge annahmen. Dabei wird das Nachbarland Kambodscha zumindest verbal angegriffen. In Phnom Phen kommt es ebenfalls zu Kundgebungen gegen das Nachbarland Thailand. Dort geht der Nationalismus inzwischen so weit, dass die bei den Kambodschanern beliebten thailändischen Seifenopern im Fernsehen abgesetzt wurden. Touristen sollten sich unbedingt von Menschenansammlungen fernhalten!

Diplomatische Hoffnung zwischen Thailand und Kambodscha

Dass der Konflikt bisher nicht vollends eskaliert ist, dürfte einem glücklichen Umstand zu verdanken sein. Kambodschas langjähriger Machthaber Hun Sen ist mit dem Vater der thailändischen Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra befreundet – ein persönliches Verhältnis, das die diplomatischen Bemühungen offenbar erleichtert.

Allerdings könnte die Beruhigung der Lage durch eine Regierungskrise in Bangkok erschwert werden. Möglicherweise greift wieder einmal das Militär nach der Macht. Bisher gibt es dafür jedoch keine Anzeichen. Die Äußerung von Ministerpräsidentin Paetongtarn, man solle die Militärführung des eigenen Landes „nicht so ernst nehmen“, dürfte auch unter den Generälen Empörung ausgelöst haben. Für ihre Äußerungen bat sie inzwischen um Entschuldigung.

Ferienregionen nicht betroffen

Die Ferienregionen an den Stränden von Thailand sind vom Konflikt nicht betroffen. Kambodscha empfahl zwar den im Nachbarland lebenden Gastarbeitern die Heimkehr, doch diese wollen in Thailand bleiben. Immerhin arbeiten dort etwa eine halbe Million Kambodschaner, die auch im Tourismus unverzichtbar sind. 

Eine kostenfreie Stornierung von Reisen nach Thailand bieten die Reiseveranstalter aktuell nicht an. Bei Rundreisen, die das Grenzgebiet einschließen, könnten jedoch Anpassungen der Routen erfolgen. Möglicherweise gibt es dann ein Recht zur kostenlosen Stornierung oder Umbuchung. Die Rundreisesaison beginnt jedoch erst im Herbst, sodass aktuell kein akuter Handlungsbedarf vorhanden ist. 

Wer eine Rundreise bei einem deutschen Reiseveranstalter gebucht hat, ist normalerweise auf der sicheren Seite. Die Unternehmen beobachten die Lage und arbeiten hierfür eng mit den örtlichen Sicherheitskräften und ihren Leistungspartnern vor Ort zusammen. Sie reagieren auf mögliche Gefahren, indem sie die Reiseroute entsprechend den Empfehlungen anpassen. Einen großen Krieg zwischen beiden Ländern muss man aktuell wohl eher nicht befürchten.

UNESCO-Weltkulturerbe im Fokus des Konflikts zwischen Thailand und Kambodscha  

Der Grenzkonflikt flammte 2008 erneut auf, als die UNESCO den Tempel Prasat Preah Vihear in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufnahm. Das Gebiet des Zugangs zur Anlage ist zwischen beiden Ländern umstritten. Zwar hatte das Parlament in Bangkok damals einem kambodschanischen Vorschlag zur Grenzziehung zugestimmt, jedoch wurde die Einigung nach der Ernennung von Prasat Preah Vihear zum Weltkulturerbe vom thailändischen Verfassungsgericht verworfen.  

2013 entschied der Internationale Gerichtshof, dass die Umgebung der Tempelanlage zu Kambodscha gehört. Der Konflikt wurde dadurch jedoch nicht beendet. Deshalb rät das Auswärtige Amt vom Besuch der Tempelanlage dringend ab. 

Titelbild: Prasat Preah Vihear von CHAMRAT CHAROENKHET

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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