
Entscheidung der US-Notenbank Fed bewegt die Märkte nicht

Die US-Notenbank Fed hat gestern erwartungsgemäß die Zinsen nicht gesenkt. Im Fokus der Marktteilnehmer lag jedoch der Blick in den Nahen Osten.
Pessimistische Grundstimmung bei der US-Notenbank Fed
Der Leitzins in den USA bleibt erwartungsgemäß in der Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent. Der geldpolitische Ausschuss der US-Notenbank Fed betont, dass die Unsicherheit weiterhin groß bleibt. Neben der Zollpolitik führen die Währungshüter den Konflikt zwischen Israel und dem Iran als Risiko an.
Trotzdem erwartet eine Mehrheit der FOMC-Mitglieder bis zum Jahresende zwei Zinssenkungen. Dies würde um 0,5 Prozent niedrigere Zinsen bedeuten. Die Projektionen zeigen eher eine düstere Tendenz. Die Inflationsprognose stieg für 2025 von 2,7 auf 3,0 Prozent.
Pessimistisch bleiben die Mitglieder des FOMC im Bezug auf die Entwicklung des Wirtschaftswachstums. Sie rechnen nur noch mit 1,4 Prozent. Bisher lag die Prognose bei 1,7 Prozent. Fed-Chairman Jerome Powell räumte ein, dass die Wirtschaftsprognosen mit hohen Unsicherheiten versehen sind.
Zunehmende Uneinigkeit bei der US-Notenbank Fed
Die US-Notenbank Fed weist zudem darauf hin, dass die Unsicherheit für die Geldpolitik hoch bleibt. Die gestrige Zinsentscheidung wurde einstimmig getroffen. Bei der Zinsprognose gibt es jedoch eine wachsende Zahl an Mitgliedern des geldpolitischen Ausschusses, die sich gegen Zinssenkungen im Jahr 2025 aussprechen.
Fed-Chairman Jerome Powell äußerte in der Pressekonferenz, dass die Auswirkungen der Zölle auf die Inflation möglicherweise für eine längere Zeit anhalten könnten. Die Folgen auf die Wirtschaft hängen letztlich von der Höhe der Tarife ab. Powell sieht Risiken für die Arbeit der US-Notenbank Fed. Die Ziele, die Inflation zu begrenzen und die Wirtschaft zu stützen, könnten in einen Konflikt geraten. Zur Höhe der Zölle erhofft sich der Notenbankchef im Sommer mehr Klarheit.
Teuerung kommt erst mit Verzögerung
Fed-Chairman Jerome Powell stellte in der Pressekonferenz fest, dass sich die Auswirkungen der Zölle erst mit Verzögerungen auf die Preise auswirken. Allerdings gäbe es bereits einige Teuerungen bei Computern und Audio-Equipment. Für den Sommer erwartet die US-Notenbank Fed eine „Inflation der Güterpreise“.
Zufrieden zeigen sich die Währungshüter mit dem Arbeitsmarkt. Er sei solide, die Arbeitslosigkeit bleibe niedrig, steht im Statement der US-Notenbank Fed.
Lage im Nahen Osten sorgt für Zurückhaltung
Die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed wurde vom Markt erwartet und war weitgehend ein Non-Event. Mittelfristig könnte sich jedoch die Stimmung eintrüben, denn die Aussagen von Chairman Jerome Powell waren skeptisch. Möglicherweise haben die Märkte jedoch einen Teil des Szenarios bereits eingepreist.
Heute ist in den USA Feiertag, sodass viele Händler an der Wall Street im langen Wochenende verweilen dürften. Ein dünner Handel neigt häufig zu einer erhöhten Volatilität, zumal morgen der große Optionsverfall ansteht. Bisher spielt dieses Ereignis jedoch keine große Rolle auf dem Börsenparkett.
Schwache Wirtschaftsdaten aus den USA
Dass die Skepsis der US-Notenbank Fed berechtigt ist, zeigen die wichtigsten Wirtschaftsdaten dieser Woche. Der NY Empire State Herstellungsindex präsentiert sich mit -16 Punkten sehr schwach. Nur einmal lag das Barometer über die Stimmung der New Yorker Wirtschaft in den vergangenen 15 Monaten noch niedriger.
Zudem schrumpften die Einzelhandelsumsätze im Mai überraschend um 0,9 Prozent. Eine hohe Nachfrage nach Rohöl ließ die US-Lagerbestände um 11,47 Millionen Barrel schrumpfen. Der Ölpreis verweilt an seinen Höchstständen. Ein Eintritt der USA in den Krieg gegen den Iran könnte zu weiteren Anstiegen führen.

Die US-Industrieproduktion ging im Mai um 0,2 Prozent zurück.
Europäische Anleger optimistischer
Die ZEW-Konjunkturerwartungen zeigen, dass die institutionellen Anleger Europas optimistischer in die Zukunft blicken. Der Index für Deutschland liegt bei 47,5, jener für die Eurozone bei 35,3 Punkten.
Am Vormittag gab es Zinssenkungen bei der Schweizer Nationalbank und der norwegischen Notenbank. In der Schweiz liegt der Leitzins nun wieder bei 0,0 Prozent. In Norwegen fiel der Zins überraschend von 4,5 auf 4,25 Prozent. Die Währungshüter des skandinavischen Landes kündigten zudem weitere Zinssenkungen an. Die Norwegische Krone geriet unter Druck.

Nach dem Erscheinen dieses Artikels meldet die Bank of England ihre geldpolitischen Entscheidungen. Der Markt rechnet mit einer Beibehaltung des Leitzinses bei 4,25 Prozent. Weitere Termine findest du in meinem Artikel vom Montag.
Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten
Ein großer Einbruch ist an den Aktienmärkten bisher ausgeblieben. Die Unsicherheit infolge der Handelsstreitigkeiten der USA mit dem Rest der Welt und die geopolitische Lage sorgen jedoch für Zurückhaltung. Der DAX bleibt im Stundenchart im Abwärtstrend und fiel inzwischen unter 23.275 Punkte.

Im Dailychart bleibt der deutsche Aktienindex über der Ichimoku-Wolke. Tenkan (blau) und Kijun (orange) signalisieren jedoch, dass ein bullishes Momentum aktuell nicht vorhanden ist. Die Wolke ist jedoch sehr dick, was für eine solide Unterstützung zwischen 23.000 und 21.500 Punkten spricht. Einen großen Crash signalisiert das Chartbild nicht.

Auch der S&P 500 gab nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed weiter nach. Hier rückt die Unterstützung bei 5.925 Punkten in den Fokus. Ein weiterer Support ist laut Ichimoku bei 5.895 Punkten zu finden.

Der Dailychart sieht etwas freundlicher als im DAX aus. Der Kurs hat jedoch den Tenkan nach unten durchbrochen, was den Bullen eine gewisse Vorsicht empfiehlt. Wirklich unfreundlich sieht der Chart nicht aus. Weitere Kursgewinne sind wahrscheinlich. Voraussetzung ist jedoch, dass keine neuen Hiobsbotschaften vom Handelsstreit oder von der Geopolitik kommen. Die Lage bleibt unsicher. Ein Bruch des Kijun könnte eine Topp-Bildung vollenden und eine Korrektur ankündigen..

Meine Einschätzungen dienen lediglich der Information und sind nicht als Handelsempfehlung zu verstehen.
Titelbild: Federal Reserve (Public Domain)
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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