
Die Märkte sind auf der Suche nach dem Impuls für die Sommerrallye

Rezession, Zölle und geopolitische Krisen? Das alles schütteln die Märkte gerade erfolgreich ab. Auf dem Parkett beginnt die Suche nach der Erzählung für die Sommerrallye.
Konflikt im Nahen Osten wird von den Märkten abgehakt
Wie von mir bereits am Montag vermutet, endete der Krieg zwischen Israel und dem Iran genauso schnell, wie er begonnen hat. Die Bombardierung der Atomanlagen im Iran durch die USA zeigte, wer der Chef in der Region ist. Dies erkennen auch die Mullahs in Teheran an. Sie führten einen gesichtswahrenden Angriff auf eine US-Basis in Kuwait aus, vor dem die Scheichs vom Iran vorher gewarnt wurden.
Die USA konnten sich darauf einstellen, die Raketen wurden bis auf eine abgefangen. Es bedurfte allerdings noch eines Machtwortes Richtung Israel, damit auch Benjamin Netanjahu verstand, dass der Krieg zu Ende ist. Der Markt hakt den Konflikt ab und freut sich auf ein Gesetz der Börse: Dieses sieht als nächsten Programmpunkt eine Sommerrallye vor.
Was könnte der Auslöser einer Sommerrallye sein?
Die globale Konjunktur eignet sich eigentlich nicht für eine positive Erzählung. Allerdings bemühen sich die Wirtschaftsinstitute, Hoffnung auf eine Bodenbildung zu machen. Diese scheint gut begründet zu sein, denn die Einkaufsmanagerindizes signalisieren eine zunehmende Zuversicht unter den Managern. Aus dieser Sicht ist eine Sommerrallye nicht abwegig.
Hinzukommt, dass Aktien an den Märkten mittel- und langfristig die höchste Rendite versprechen. Wer einmal die persönliche Echokammer verlässt, wird feststellen, dass wir in der Wirtschaft einen starken Wandel erleben. Dieser betrifft nicht nur Deutschland, sondern auch andere große Wirtschaftsnationen. Nicht einmal im Land Donald Trumps ist die Mehrheit der Unternehmen bereit, den Nachhaltigkeitskurs umzukehren.
Chancen überwiegen
Viele Unternehmen schätzen inzwischen die Vorzüge des nachhaltigen Wirtschaftens. Entscheidend für den Erfolg ist die Umsetzung. Dass die ideologisch geprägte Wirtschaftspolitik in Deutschland nicht zum Ziel führt, hat die neue Wirtschaftsministerin Katharina Reiche offenbar verstanden und steuert gegen. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, den von Robert Habeck eingeschlagenen Weg umzukehren.
Nachhaltigkeit bedeutet jedoch manchmal, einen Schritt zurückzugehen. Es geht gewissermaßen um eine Feinjustierung. Für Deutschland bedeutet dies, die Bevölkerung auf dem Weg mitzunehmen und Vertrauen zurückzugewinnen. Ziel ist es, die viel zu hohen Energiekosten zu senken. Ob die massiven Subventionen für einen Industriestrompreis langfristig ausreichen, um die traditionelle Industrie in Deutschland zu halten, bleibt jedoch unsicher.
Gute Moderation des Wandels nötig
Wahrscheinlicher ist aus meiner Sicht, dass sich der Wandel nicht nur in der deutschen Wirtschaft beschleunigen wird. Die Angst der Betroffenen um ihren Wohlstand ist verständlich, kann aber unbegründet sein. Wahrscheinlich werden wir einige Industrien verlieren. Hierin liegt jedoch eine Chance für Neues. Die Frage ist, wie man diese Chance wahrnimmt. Milliardenschwere Steuergeschenke scheinen der falsche Weg zu sein.
Es bleibt festzuhalten, dass Klimaziele schön sind, wenn sie auch umgesetzt werden. In den meisten Industriestaaten wurde mit der Umsetzung der Maßnahmen so lange gewartet, dass es heute eine enorme Kraftanstrengung bedeutet, die Ziele zu erreichen. Die Bürger und die Wirtschaft bezahlen dies mit höheren Energiekosten und Abgaben. Ich vermute, dass einige alte Industriezweige nicht mehr zu retten sind.
Es gilt jetzt, in neue Technologien zu investieren, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein. Ausgerechnet Länder wie China zeigen uns, wie ein solcher Wandel funktionieren kann. Wir können jedoch auch sehen, wie hart ein Umbau der Volkswirtschaft Chinas für die Menschen ist. Mehr Offenheit in der Politik könnte hier die Akzeptanz erhöhen. Sicher ist jedoch, dass die Aussicht auf blühende Landschaften nicht die Story für die Sommerrallye 2025 sein wird.
Liefert die Fed die Erzählung für die Sommerrallye?
Eine Transformation trägt nicht sofort Früchte. Wie schwer ein Technologiewandel ist, erfährt aktuell die europäische Autoindustrie. Sie muss gerade feststellen, dass sich ihr Vorsprung gegenüber China in einen Rückstand entwickelt hat. Wer Schuldige für diese Entwicklung suchen möchte, sollte in den Unternehmen selbst beginnen.
Der Wandel benötigt viel Kapital, das überwiegend von Privatpersonen aufgebracht werden muss. Niedrige Zinsen fördern die Investitionen. Der Ärger des US-Präsidenten über die Zinspolitik der Fed ist deshalb nachvollziehbar. Fed-Chairman Jerome Powell erläuterte gestern vor dem Bankenausschuss des US-Senats die vorsichtige Handlungsweise der Währungshüter.
Zollpolitik von Donald Trump ist schwer einschätzbar
Der Notenbankchef erklärte den Unterschied zwischen der Zollpolitik 2019 und 2025. Damals betrafen die Strafmaßnahmen nur China, während Trump heute die ganze Welt mit Zöllen belastet. Auch die Höhe der Zölle erreicht eine ganz andere Dimension als 2019. Dies hat Gegenmaßnahmen zur Folge, die die Inflation in den USA steigen lassen könnten.
Da die Auswirkungen auf die Inflation erst nach mehreren Monaten sichtbar werden, verhält sich die Fed vorsichtig. Aktuell ist es eher unwahrscheinlich, dass die Notenbank im Juli die Zinsen senkt. Trotzdem könnte die Fed im Fokus des Interesses liegen und den Grund für eine Sommerrallye liefern.
Der eigentliche Impuls für die Sommerrallye könnte von Donald Trump kommen
Einige Notenbänker äußerten sich bereits positiv zu Zinssenkungen. Christopher Waller gehört zu den FOMC-Mitgliedern, die den ersten Schritt bereits im Juli fordern. Noch scheinen diese Stimmen in der Minderheit zu sein. Die Entscheidung, die Zinsen im Juni nicht zu senken, fiel einstimmig. In dieses Thema könnte in den kommenden Wochen eine neue Dynamik kommen, die eine Sommerrallye begünstigt
Die Amtszeit von Jerome Powell endet in elf Monaten. US-Präsident Donald Trump muss also einen Kandidaten als Nachfolger vorschlagen. Dafür hat der Mann im Weißen Haus zwar etwas Zeit, aber politische Beobachter erwarten die Nominierung bereits im September oder Oktober. Möglicherweise möchte Trump damit ein Zeichen an die Märkte senden.
Trump möchte Zinssenkungen
Der US-Präsident hat mehrfach seine Unzufriedenheit über die hohen Zinsen zum Ausdruck gebracht. Es soll sogar Überlegungen gegeben haben, den Notenbankchef abzusetzen. Wer nach Powell die Fed führen möchte, muss eine geldpolitische Taube sein. Jetzt gilt es, sich für die Nachfolge in Stellung zu bringen. Dies könnte einige Mitglieder im FOMC dazu bewegen, jetzt Zinssenkungen zu fordern.
Trump dürfte als Nachfolger von Jerome Powell eine Person nominieren, die ein größeres Augenmerk auf die Unterstützung der Wirtschaft legt. Wahrscheinlich werden spätestens im Sommerloch die ersten Namen kursieren. Die Börse handelt die Zukunft, weshalb diese Gerüchte den Impuls für eine Sommerrallye liefern könnten. Zudem rechne ich damit, dass die Zinsentscheidung im Juli nicht einstimmig ausfallen wird. Die einzige Ausnahme wäre, dass alle für eine Zinssenkung stimmen.
US-Einkaufsmanagerindizes sprechen für Sommerrallye
Nach dem Erscheinen meines Artikels vom Montag erschienen die vorläufigen Zahlen der Einkaufsmanagerindizes aus den USA. Das Dienstleistungswesen lag mit 53,1 Punkten etwas unter dem Vormonatswert. Der Index des verarbeitenden Gewerbes entsprach mit 52,0 Punkten dem Vormonat. Beide Werte lagen im Expansionsbereich und zudem über den Erwartungen des Marktes. Die Zahlen waren also positiv zu bewerten.
In Deutschland konnte am Dienstag der ifo-Geschäftsklimaindex überzeugen. Mit 88,4 Punkten verzeichneten die Wirtschaftsforscher den sechsten Anstieg in Folge. Die freundliche Stimmung betrifft jedoch nicht alle Branchen. In der Autoindustrie sehen die Manager die Konjunkturaussichten weiterhin eher skeptisch.
Ist die Sommerrallye Gesetz?
Nein, es gab in der Vergangenheit auch Jahre, in denen die Sommerrallye ausfiel. Einige Daten geben weiterhin einen Anlass zur Skepsis. Dazu zählt das Konsumklima in Deutschland. Nach schwachen -20,0 Punkten im Juni sank es laut der GfK auf -20,3 Punkte.
Zudem könnte der Krieg zwischen Israel und dem Iran wieder aufflammen. Der Iran hat offenbar sein angereichertes Uran vor der Bombardierung der Atomanlagen durch die USA in Sicherheit gebracht. Dies ist eine gute Nachricht für die Umwelt, aber eine schlechte für Israel. Niemand weiß aktuell, wie nachhaltig die Bombardierungen das Atomprogramm des Iran wirklich zurückgeworfen haben. Die US-Geheimdienste bezweifeln, dass die Militäraktion der USA und Israels einen umfassenden Schaden angerichtet hat. Greift also Israel bald wieder an? Das könnte die Sommerrallye gefährden.
DAX tritt auf der Stelle
Nach der Erholung am Montag tritt der DAX auf der Stelle. Die gestrigen Gewinnmitnahmen konnten die Bullen jedoch schnell wieder kompensieren. Die Wolkenunterkante bei 23.450 Punkten wurde verteidigt. Weitere Unterstützungen liegen bei 23.250 und 23.000 Punkten. Auf der Oberseite könnte ein Bruch der Widerstände 23.845/925 die Sommerrallye auslösen. Vor dem Allzeithoch bei 24.470 Punkten signalisiert der Ichimoku bei 24.250 einen Widerstand.

Gebremst wird der DAX vom EUR/USD. Das Paar brach noch am Montag über die 1,1545 aus und handelte heute über 1,17. Für exportorientierte Unternehmen wird die Eurostärke zum Problem.

Der Ichimoku ist auch im Daily- und Wochenchart bullish. Im Weeklychart ist jedoch weiterhin ein leicht überkaufter Status zu sehen, der jedoch nicht unbedingt eine Korrektur nach sich ziehen muss. Widerstände sind bei 1,1975, 1,2275/375 zu erkennen. Ich vermute jedoch, dass die EZB vorher eingreifen wird. Sollten sich die Zinssenkungsfantasien in den USA verstärken, könnte der US-Dollar aber weiter unter Druck geraten.

Die US-Staatsanleihe mit zehn Jahren Laufzeit zeigt, dass die Märkte auf eine Zinssenkung in den USA spekulieren. Dies gibt dem Euro weiteren Auftrieb, was schlecht für die deutsche Exportwirtschaft ist.

Rohöl ist nach dem Waffenstillstand zwischen dem Iran und Israel deutlich von seinen Hochs zurückgekommen.

Titelbild: Sommerrallye — Bild: Maria e Fernando Cabral from Pixabay
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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