Aufatmen an den Börsen: Regierungsstillstand in den USA scheint zu Ende zu gehen

Börsen

Der längste Regierungsstillstand in der Geschichte der USA könnte kurzfristig enden. Die Anleger an den Börsen reagieren mit Erleichterung.

Vorschlag aus dem Repräsentantenhaus wird im Senat beraten

Im Senat hat sich die erforderliche Mehrheit für eine Beratung eines vom Repräsentantenhaus eingebrachten Übergangsetats gefunden. Marktbeobachter rechnen nun damit, dass eine Einigung greifbar nahe ist. Sieben demokratische und ein unabhängiger Senator sorgten mit 52 Republikanern dafür, dass die erste Hürde auf dem Weg zum Ende des Shutdowns genommen werden konnte, 

Zu den Vereinbarungen zählen die Nachzahlung der Gehälter und die Wiedereinstellung entlassener Beamter. Ferner haben die Demokraten eine Abstimmung über die Senkung der Krankenversicherungsbeiträge erwirkt. Der Übergangshaushalt soll bis Ende Januar gelten. Eine abschließende Abstimmung steht jedoch noch aus. Beobachter rechnen jedoch fest mit einer Einigung.

Aufatmen an den Börsen

Die Erleichterung an den Börsen ist weltweit spürbar. Der Nikkei legte in der Nacht um 1,5 Prozent zu und bildete bei knapp 50.000 Punkten einen Boden. Besonders Technologieaktien waren gefragt.

Nikkei – Stundenchart

Weniger gut lief es an der Börse in Shanghai, wo der A50 nur um 0,3 Prozent zulegte. 

Shanghai A50 – Stundenchart

Vorerst scheinen die in der letzten Woche aufkommenden Sorgen über zu hohe Bewertungen der KI-Aktien in den Hintergrund zu rücken. Einige Analysten befürchten das Platzen einer Blase. Inzwischen meldete NVIDIA eine gute Nachfrage nach seinem Blackwell-Chip, was ebenfalls zur Entspannung an der Börse beiträgt.

Der NASDAQ 100 erholte sich bereits am Freitagabend und setzte seine Aufwärtsbewegung heute vorbörslich fort. Ob der Index die Rallye wiederaufnimmt, dürfte sich an der 25.750-Punkte-Marke entscheiden.

NASDAQ 100 – Stundenchart

Konjunktursorgen nicht verflogen

Übergeordnet bleibt die Skepsis über die Konjunktur bestehen. Die Konjunkturdaten der vergangenen Woche konnten erneut nicht überzeugen, was bei den Anlegern an den Börsen zu verhaltenen Reaktionen geführt hatte. Sichtbar wird die Sorge um die Konjunktur am Ölpreis. Die Stabilisierung um die 60-Dollar-Marke ist noch nicht nachhaltig, wie ein Blick auf den Chart zeigt. Das schwarze Gold befindet sich weiterhin in einem kurzfristigen Abwärtstrend.

WTI – Stundenchart

Die Unsicherheit an den Börsen führt auch bei Gold zu einer deutlichen Erholung über die 4.000-Dollar-Marke.

Gold – Stundenchart
Silber – Stundenchart

Beim Bitcoin bildete sich in der vergangenen Woche ein Doppelboden bei knapp 100.000 Dollar aus. Die Zuversicht über ein Ende des Shutdowns stärkt das Interesse der Anleger an Risikoanlagen und daher auch an Kryptowährungen.

BTC/USD – Stundenchart

Rückblick auf die vergangene Woche

In Deutschland sorgten die Auftragseingänge der Industrie für Freude. Sie nahmen im September um 1,1 Prozent zu. Auch die Industrieproduktion legte zu. Die 1,3 Prozent blieben jedoch deutlich unter den Erwartungen (3,0 %). Sehr schwach präsentierte sich zudem der Arbeitsmarkt in Frankreich. Die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft sank um 0,3 Prozent. In der Eurozone setzte der Einzelhandel 0,1 Prozent weniger um als im Vormonat.

Die Einkaufsmanagerindizes für das Dienstleistungsgewerbe in Deutschland und der Eurozone wussten mit 54,6 und 53,0 Punkten ebenfalls zu überzeugen. Leicht unter den Erwartungen blieben die Zahlen aus den USA. Besonders die Beschäftigungskomponente im ISM-Dienstleistungsindex wusste nicht zu gefallen. Auch die Konsumstimmung der Uni Michigan fiel schwach aus. Diese Daten führten am Markt zu einer zunehmenden Hoffnung auf weitere Zinssenkungen durch die Fed. Konjunktursorgen dürften die stark gestiegenen Rohöl-Lagerbestände in den USA erzeugt haben.

Knappes Votum bei der Bank of England

Mit einem knappen Ergebnis von fünf zu vier Stimmen hielten die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der Bank of England den Leitzins stabil. Die Mitglieder mit Gegenstimmen hätten eine Zinssenkung favorisiert. EUR/GBP reagierte auf die Entscheidung kaum. Das Paar markierte bereits zwei Tage vor der Entscheidung am Donnerstag ein neues Verlaufshoch. Inzwischen scheint sich hier eher eine Topbildung zu entwickeln.

EUR/GBP – Stundenchart

Stark gesunken ist die Stimmung in der kanadischen Wirtschaft. Der Ivey-Einkaufsmanagerindex blieb mit 52,4 Punkten deutlich unter den Erwartungen und stürzte im Vergleich zum Vormonat um 7,4 Zähler ab. Ein Grund könnte sein, dass Donald Trump die Handelsgespräche mit dem Nachbarland abgebrochen hat und die kanadische Wirtschaft stark unter den Zöllen leidet.

Handelskrieg hinterlässt Spuren

In China sanken die Exporte im Oktober erstmals gegenüber dem Vorjahr. Das Minus von 1,1 Prozent zeigt, dass die Volksrepublik unter den US-Zöllen leidet. Ob die inzwischen erzielte Einigung zwischen Donald Trump und Xi Jinping die Lage spürbar verbessert, bleibt abzuwarten. Diese Lage dürfte auch einen Schatten auf die Europäische Union werfen, denn die chinesischen Unternehmen werden sich andere Märkte suchen.

Problematisch könnte dies für die ohnehin angeschlagene Stahlindustrie sein. Sie leidet unter hohen Energiekosten und den Zöllen aus den USA. Die EU-Kommission möchte den heimischen Stahl durch Einfuhrbeschränkungen unterstützen. Viele Ökonomen kritisieren die EU-Pläne, die Zölle auf 50 Prozent zu erhöhen. Betroffen sind besonders billige Importe aus China. Möglicherweise drohen bei der Umsetzung des Vorhabens Gegenzölle. Die Bundesregierung hat sich für den Vorschlag der EU-Kommission ausgesprochen. Dass dies angesichts der Abhängigkeit der deutschen Industrie vom Absatzmarkt China eine weise Entscheidung ist, sehen einige führende Ökonomen skeptisch. Immerhin: Im September stiegen die deutschen Exporte um 1,4 Prozent.

Trotz der Erholung bleibt der DAX angeschlagen

Der Dax profitiert am Montag ebenfalls von der Aussicht, dass der Regierungsstillstand in den USA enden könnte. Trotzdem bleibt der deutsche Leitindex vorerst in einem Abwärtstrend gefangen. Auf der Unterseite ist das Tief vom Freitag bei 23.440 Punkten der wichtigste Support. Ein Zeichen der Stabilisierung dürfte ein Sprung über die 24.150 signalisieren.

DAX – Stundenchart

Auch der S&P 500 hat den kurzfristigen Abwärtstrend noch nicht überwunden.

S&P 500 – Stundenchart

Ausblick

Der wichtigste Termin des heutigen Tages war der Sentix-Konjunkturindex, der mit –7,4 Prozent schwächer als erwartet ausfiel.

Morgen lohnt sich ein Blick auf den britischen Arbeitsmarkt.

01:30 Unternehmensvertrauen Australien
03:00 Inflationserwartungen Neuseeland
08:00 Arbeitsmarktdaten Großbritannien
09:20 Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde
11:00 ZEW Konjunkturerwartungen Eurozone und Deutschland

Am Mittwoch liefert der Wirtschaftskalender keine Impulse. Die endgültige Fassung des Verbraucherpreisindex aus Deutschland (8 Uhr) dürfte keine Überraschungen bringen.

Die Inflation in den USA steht am Donnerstag im Fokus.

01:30 Arbeitsmarkt Australien
08:00 BIP, Industrieproduktion, Handelsbilanz Großbritannien
10:00 EZB-Monatsbericht
11:00 Industrieproduktion Eurozone
14:30 Verbraucherpreisindex USA
14:30 Anträge auf Arbeitslosenhilfe USA
18:00 Rohöl-Lagerstände USA
22:30 Business-NZ-Einkaufsmanagerindex Neuseeland

Am Freitag lohnt sich ein Blick auf die Wirtschaftsdaten aus China.

03:00 Industrieproduktion, Investition, Einzelhandelsumsätze China
11:00 Arbeitsmarktdaten, BIP, Handelsbilanz Eurozone

Die kommende Woche beginnt mit dem BIP aus Japan.

00:50 BIP Japan 05:30 Industrieproduktion Japan 14:30 NY-Empire-State-Herstellungsindex USA 14:30 Verbraucherpreisindex Kanada

Mein Bericht von den Börsen dient ausschließlich der Information und stellt keine Handelsempfehlung dar.

Titelbild: KI-Generiert

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Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

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