An der Börse herrscht Zuversicht

Bulle, Börse - Bild: LILIANE CALISTE from Pixabay

An der Börse rücken die Zollgespräche in den Fokus. Zudem werteten die Marktteilnehmer mäßige Daten aus den USA positiv.

Zollverhandlungen zwischen den USA und Kanada gehen weiter

Am Freitag sah es so aus, als ob die Handelsgespräche zwischen den USA und Kanada scheitern könnten. US-Präsident Donald Trump ließ die Verhandlungen abbrechen, weil Kanada Digitalsteuern einführen wollte. Inzwischen lenkte der nördliche Nachbar ein und will darauf verzichten. Die USA sind Kanada ebenfalls entgegengekommen. Laut dem US-Finanzminister Scott Bessent räumen die USA Kanada mehr Zeit für die Verhandlungen ein.

Die Händler an der Börse hoffen nun, dass der Zollstreit in Asien und Europa ebenfalls beigelegt werden kann und notfalls das Zeitfenster für Verhandlungen verlängert wird. Mit dem Blick auf die Gespräche zwischen den USA und Kanada dürfte die EU in Hinsicht auf die auch in Europa geplante Digitalsteuer vor einer Herausforderung stehen. 

Post von Donald

In einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNBC betonte Finanzminister Bessent, dass die Entscheidung über die Anhebung von Zöllen beim US-Präsidenten liege. Er äußerte die Möglichkeit, dass die Frist für eine Einigung mit wichtigen Handelspartnern verlängert werden könnte. Bisher drohen ab dem 9. Juli drastische Zollerhöhungen. 

Kleinere Staaten müssen damit rechnen, um den 9. Juli herum Post aus dem Weißen Haus zu erhalten. Darin wird ihnen der Chef persönlich die neuen Zölle mitteilen. Insgesamt wird die Kompromissbereitschaft der Trumpadministration gegenüber engen Partnern vorsichtig optimistisch aufgenommen.

Mäßige Daten aus den USA hellen die Stimmung an der Börse auf

Ebenfalls stützend auf die Kurse an den Börsen wirkten die Daten aus den USA. Zwar stieg das Warenhandelsdefizit im Mai um mehr als zehn Prozent und das BIP wurde in der endgültigen Lesung für das erste Quartal von -0,2 auf -0,5 Prozent gesenkt, aber dies erhöht den Druck für einen Erfolg im Zollstreit. Die USA können sich eigentlich hohe Gegenzölle von ihren wichtigsten Handelspartnern nicht leisten. So sorgen wieder einmal schlechte Daten für Hoffnung an der Börse.

Von den Preisen kam kein großer Druck auf. Der PCE-Kernrate-Preisindex stieg im Mai um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit legte die Teuerung im Vergleich zum April etwas stärker zu. Gleichzeitig sanken jedoch die persönlichen Einkommen und Ausgaben, was den Preisdruck abmildern könnte.  Auch diese Aussicht dürfte der Markt eher positiv bewertet haben. 

Besser als im Vormonat, aber schwächer als erwartet, präsentierte sich die Konsumstimmung der Uni Michigan. Mit 58,1 Punkten bleibt die Stimmung unter den Konsumenten schwach. Die Händler an der Börse fanden jedoch auch in den Daten der Uni Michigan positive Zeichen: Die Inflationserwartungen gingen zurück. Noch erwarten viele Marktteilnehmer für dieses Jahr zwei Zinssenkungen durch die Fed. 

Das Prinzip Hoffnung ist an der Börse allgegenwärtig

Kanada lieferte am Freitag das BIP. Es schrumpfte im April um 0,1 Prozent. Damit steigt auch im nordamerikanischen Land die Sorge vor einer Rezession. Dies dürfte die Bemühungen um eine Einigung im Handelsstreit mit den USA verstärken.

In der Eurozone lassen schwache Daten an der Börse die Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen steigen. Die Wirtschaftsstimmung sank in der Eurozone. Dabei verschlechterte sich im Juni sowohl das Geschäftsklima als auch die Verbraucherstimmung. Immerhin sanken die Inflationserwartungen.

Ein regelrecht erschreckendes Bild zeigten die deutschen Einzelhandelsumsätze, die im Mai um 1,6 Prozent einbrachen. Erwartet wurde ein Plus von 0,5 Prozent. Es sieht so aus, als ob die Deutschen ihre Lohnerhöhungen nicht für den Konsum ausgegeben. Zinssenkungen könnten den Konsum ankurbeln, dürfte eine Hoffnung an der Börse sein. 

Chinas Unternehmer sind etwas optimistischer

Die chinesischen Behörden veröffentlichten heute die Einkaufsmanagerindizes – sie stiegen leicht. Dabei ist mit 49,7 Punkten im verarbeitenden Gewerbe zu sehen, dass die Industrie in China weiter auf der Suche nach alter Stärke ist. In Japan und Südkorea blieb die Industrieproduktion deutlich unter den Erwartungen. 

Die britische Wirtschaft scheint der Schwäche der globalen Wirtschaft einigermaßen trotzen zu können. Das BIP stieg im ersten Quartal um 0,7 Prozent. Dies erwartete die Börse zwar so, aber angesichts der globalen Konjunkturschwäche ist es trotzdem ein bemerkenswertes Zeichen.

Ausbruch im DAX

Der DAX konnte die in meinem letzten Artikel genannte Marke von 23.925 Punkten überwinden. Damit könnte er sich auf dem Weg zu einem neuen Allzeithoch befinden. Vorher muss der deutsche Leitindex jedoch die 23.925 als Unterstützung bestätigen. Auf der Oberseite sehe ich bei 24.280 noch einen Widerstand. 

DAX – Stundenchart

Der S&P 500 reagierte am Freitagabend auf die abgebrochenen Handelsgespräche mit Kanada mit Abgaben. Er erholte sich jedoch schnell wieder, nachdem die Fortsetzung der Verhandlungen kommuniziert wurde. Damit bleibt der wichtige Index an der Wall Street im Aufwärtstrend. Als erster Support dürfte nun die 6.138 fungieren. 

S&P 500 – Stundenchart

Seit Donnerstag markiert der S&P 500 täglich ein neues Allzeithoch und gibt damit wohl auch die Richtung für die anderen Börsen vor. Der Fiboncchi Retracement signalisiert ein übergeordnetes Ziel von knapp 7.000 Punkten.

S&P 500 – Dailychart

Euro an der Börse gefragt

Seitdem die USA aufgrund ihrer Schulden nicht mehr als sicherer Hafen gelten, gibt es im EUR/USD nur noch eine Richtung. Inzwischen  hat das Paar die 1,17 überwunden. 

EUR/USD – Stundenchart

Die Stärke des Euro könnte Exportwirtschaft behindern. Zudem scheint das Vertrauen in den Euro angesichts der deutschen Verschuldungspläne etwas übertrieben zu sein. Aktuell sehen wir jedoch einen intakten Aufwärtstrendkanal. Ein größerer Widerstand ist laut Ichimoku bei 1,9675 zu erwarten. Der Wochenchart zeigt jedoch auch, dass EUR/USD heillos überkauft ist.

EUR/USD – Weeklychart

Erstaunlich ist die Eurostärke auch, weil die Fed bisher relativ hohe Zinsen verteidigt, während die EZB schon wieder in einem Bereich agiert, in dem die Sparer aufgrund der Inflation Verluste einfahren. Auch diese Tatsache ist ein Grund für die große Nachfrage nach Aktien. Hier sind die besten Renditen zu erwarten. 

Korrektur im Rohöl?

Rohöl bewegt sich seit dem Ende des 12-Tage-Krieges zwischen dem Iran und Israel in einer engen Range seitwärts. Das Chartbild sieht interessant aus, denn hier könnte sich eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation auflösen. Ein Bruch der 64,25 könnte mindestens einen Test der 60-Dollar-Marke zur Folge haben. 

Rohöl, WTI – Stundenchart

Gold versucht, sich über der Unterstützung von 3.260 Dollar zu stabilisieren. Bullish würde es jedoch erst über 3.345 Dollar werden.

Gold – Stundenchart

Der Bitcoin bewegt sich seit über einer Woche seitwärts. Der Ichimoku sendet aktuell kein brauchbares Signal. 

Bitcoin – Stundenchart

Diese Termine sind in dieser Woche für die Börse interessant

Die größte Bedeutung für die Börse dürften die großen US-Arbeitsmarktdaten, die Non Farm Payrolls, haben. Feiertags bedingt werden sie bereits am Donnerstag veröffentlicht.

Montag

14:00 Verbraucherpreisindex Deutschland (vorläufig)
15:45 Chicago-Einkaufsmanangerindex
19:30 Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde

Dienstag

Feiertag in Kanada und Hongkong
01:50 Tankan-Indizes Japan
03:45 Caixin Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe
  09:55 Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe Deutschland
09:55 Arbeitsmarktdaten Deutschland
10:00 Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe Eurozone
10:30 Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe Großbritannien
11:00 Verbraucherpreisindex Eurozone (vorläufig)
15:30 Reden von Jerome Powell (Fed), Christine Lagarde (EZB),  Andrew Bailey (BoE) und Kazuo Ueda (BoJ)
16:00 ISM Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe USA
16:00 JOLTS offene Stellen USA

Mittwoch

03:30 Einzelhandelsumsätze Australien
14:15 ADP-Arbeitsmarktdaten USA
16:15 Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde

Donnerstag

Vor-Feiertag in den USA (verkürzter Handel)
02:30 Dienstleistungseinkaufsmanagerindex Japan
03:30 Handelsbilanz Australien
09:55 Dienstleistungseinkaufsmanagerindex Deutschland
10:00 Dienstleistungseinkaufsmanagerindex Eurozone
10:30 Dienstleistungseinkaufsmanagerindex Großbritannien
13:30 EZB-Sitzungsprotokloll
14:30 Non Farm Payrolls, Arbeitsmarktdaten USA
14:30 Handelsbilanzen USA und KAánada
16:00 ISM Dienstleistungsindex USA

Freitag

Unabhängigkeitstag in den USA
08:00 Industrieaufträge Deutschland
09:30 Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde

Dieser Artikel dient der Information und ist nicht als Handelsempfehlung zu verstehen.

Share this content:

Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

Kommentar veröffentlichen

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner
Verified by MonsterInsights