Warum werden die meisten Kartoffeln für den Supermarkt gewaschen?
Kartoffeln gehören zu den beliebtesten Gemüsesorten in Deutschland. Die meisten bei uns verkauften Knollen kommen eigentlich aus der Erde. Im Supermarktregal sehen die Verbraucher bis auf wenige Ausnahmen davon nichts. Der Kunde muss sich heute an den in einigen Regionen Erdäpfel genannten Knollen nicht mehr die Hände schmutzig machen. Ist das eigentlich sinnvoll?
Früher kamen die Kartoffeln vom Feld direkt zum Verbraucher,…
…heute kommen sie erst einmal in eine Waschanlage. Zugegeben, optisch wirken die makellosen goldgelben Früchte im Supermarktregal ansprechender als die „naturbelassenen“ Früchte in einer DDR-Kaufhalle. Aber welchen Sinn ergibt das Waschen der Kartoffeln, deren Schale die meisten ohnehin nicht mitessen?
Diese Frage stellt sich spätestens, wenn man im Supermarkt mal zu den etwas anderen gegriffen hat. Einige Händler bieten seit einiger Zeit auch Kartoffeln „zweiter Wahl“ an. Sie zeigen, dass sich die Natur nicht an EU-Normen hält – und sind ungewaschen. Eine gesetzliche Vorgabe zum Waschen der Erdäpfel scheint es also nicht zu geben.
Welchen Nutzen hat das Waschen der Kartoffeln?
Bei meiner Netzrecherche bin ich auf deutschen Webseiten nicht fündig geworden. Es scheint so, als ob der ganze Aufwand wirklich nur der Optik dient. Auf einer amerikanischen Seite bin ich dann fündig geworden. Zunächst sollten demnach die Kartoffeln gründlich gereinigt werden, weil sie aus dem Erdboden kommen.
Dieses Argument leuchtet mir nicht ein, weil man ja die Schale meistens ohnehin nicht mitisst. Besonders bei der Zubereitung von Salzkartoffeln oder Kartoffelpüree erscheint mir diese Prozedur eher Wasserverschwendung zu sein. Bei Pellkartoffeln kommt es darauf an, wie man die Früchte danach isst. Frühkartoffeln haben eine so zarte Schale, dass diese mitgegessen werden kann. Wer keinen Sand zwischen den Zähnen haben möchte, wäscht die Kartoffeln vorher. Außerdem werden so mögliche Pestizidrückstände beseitigt.
Kartoffeln waschen als Gesundheitsvorsorge?
Die erwähnte amerikanische Seite findet weitere hochinteressante Gründe, Kartoffeln zu waschen. Dazu gehören „gute und schlechte Bakterien“. Unbestritten ist, dass Kartoffeln Bakterien enthalten können. Sie neigen dazu, sich bei Zimmertemperatur zu vermehren. Das Problem: Die Bakterien sitzen nicht auf Schale und warten dort auf einen Wasserstrahl.
Deshalb empfiehlt unter anderem Ökotest, die Kartoffeln gut durchzuerhitzen. Dabei sollten Reste vom Vortag mit mindestens 70 Grad gegart werden. Frische Kartoffeln werden normalerweise gekocht oder anderweitig gegart. Sie werden nur durch die Verwendung von Hitze weich und genießbar. Rohe Kartoffeln enthalten Solanin, das für den Menschen in großen Mengen giftig ist. Ein ausgiebiges Waschen der Knollen hilft bei all diesen Problemen nicht. Bleiben die Pestizide, die durch die maschinelle Reinigung jedoch auch nicht vollständig entfernt werden und eine Nachbehandlung in der heimischen Küche benötigen.
Die Kehrseite der Medaille
Es kommt noch schlimmer: Das Waschen der Kartoffel ist nicht nur unsinnig, es ist sogar schädlich. Zum einen ist die Wasserverschwendung zu nennen. Gerade in einer Zeit, in der in Deutschland Dürreperioden immer häufiger auftreten, ist der sorglose Umgang mit dem kostbaren Nass nicht zu verstehen. Hinzukommt, dass es dem Erdapfel nicht guttut.
Zudem verlieren die Knollen ihren natürlichen Schutz vor Fäulnis und Licht. Die Erdschicht verhindert, dass die Kartoffel schnell zu keimen beginnt. Der Handel organisiert praktisch ein beeindruckendes Programm zum Verderben der wertvollen Früchte. Die durch das Waschen ihrer Schutzschicht beraubten Erdäpfel sind dem hellen Licht im Supermarkt ausgeliefert und beginnen, schneller zu keimen. Ist dies geschehen, sollten die Früchte nicht mehr gegessen werden, denn die Keime sind giftig. Zudem verlieren gewaschene Kartoffeln schneller ihre Feuchtigkeit und werden schrumpelig.
Fazit
Das Waschen von Kartoffeln mag ästhetisch sein. Vernünftig ist es nicht.
Übrigens, nicht alle Landwirte waschen ihre Kartoffeln vor dem Verkauf. Damit ihre Kunden nicht die Erde mitbezahlen müssen, legen sie einfach einige Knollen gratis obendrauf. So sind alle zufrieden: Bauer, Verbraucher und die Umwelt.
Bild: w.r.wagner / pixelio.de
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.



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