Zurückhaltung an den Märkten vor Datenflut aus den USA erwartet
In der vergangenen Woche endete der Shutdown in den USA. Die Behörden arbeiten mit Hochdruck an der Lieferung der vakanten Daten aus dem Oktober und November. Die Anleger könnten sich vorher an den Märkten zurückhalten.
Daten vermutlich ab der nächsten Woche
Die Beamten in den USA haben nun die Aufgabe, schnellstmöglich die seit Anfang Oktober ausgefallenen Veröffentlichungen nachzuholen. Die Anleger an den Märkten rechnen damit, dass die vakanten Daten in der kommenden Woche nachgereicht werden. Für diese Woche bedeutet dies, dass die Marktteilnehmer weiter mit einer unklaren Faktenlage umgehen müssen.
In der vergangenen Woche kam es zu Gewinnmitnahmen, die verschiedene Gründe hatten. An den Märkten hat sich die Zuversicht auf eine weitere Zinssenkung in den USA abgeschwächt. Fed-Chairman Jerome Powell hatte in der Pressekonferenz der letzten Zinsentscheidung betont, dass die weitere Lockerung der Geldpolitik von den Daten abhängt.
Unsicherheit an den Märkten
Die US-Notenbank muss einen Spagat vollziehen, um den sie viele Ökonomen nicht beneiden. Während sich der Arbeitsmarkt abzukühlen scheint, bleibt die Inflation weiterhin zu hoch. Möglicherweise spielen die Non Farm Pay Rolls eine wichtige Rolle, wenn die Fed am 10. Dezember zum letzten Mal in diesem Jahr über die Zinsen entscheidet. Vorher erscheinen die Arbeitsmarktdaten für den September (für Donnerstag geplant), Oktober und November. Anleger an den Märkten erhalten also komprimiert einen schönen Überblick über den Trend am Arbeitsmarkt.
Übertriebene Euphorie an den Märkten?
Ein anderes Thema ist das Potenzial der KI. Viele Marktteilnehmer glauben inzwischen an eine Überbewertung der Aktien von Branchenvertretern. Ob diese Befürchtungen zutreffen, könnten die Unternehmenszahlen von NVIDIA zeigen. Sie sollen am Mittwochabend veröffentlicht werden. Auch die Aktie des Chipherstellers wies zuletzt Gewinnmitnahmen auf. Dazu trug bei, dass auch Microsoft und Amazon ein Gesetzesvorhaben unterstützen, das die Exporte von modernen Chips nach China weiter einschränken würde.

Seitwärtsbewegung
Zumindest bis zum Donnerstag rechnen Analysten mit Zurückhaltung an den Märkten. Nach den Allzeithochs Ende Oktober konsolidierte der S&P 500 und bewegt sich seither seitwärts. Dabei ist eine recht hohe Volatilität zu beobachten. Die leichte Erholung in der vergangenen Woche wurde durch die Schwäche im frühen Freitagshandel zunichtegemacht. Der Kurs bleibt damit unterhalb der Ichimoku-Wolke, sodass der marktbreite Index weiterhin charttechnisch eher bearish aussieht.

Auch der DAX hat nichts zu lachen. Nach einem kurzfristigen Ausflug über die Abwärtstrendlinie, ist er inzwischen wieder abgetaucht. Dies liegt nicht nur an den Impulsen aus Nordamerika. Die heimische Industrie hat weiterhin mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen. Zwar verspricht die Bundesregierung einen Industriestrompreis, aber insgesamt bleiben Bundeskanzler Friedrich Merz und seine Minister einen klaren Kurs schuldig. Merz widersprach dem zwar gestern in der ARD, der Eindruck einer Orientierungslosigkeit blieb jedoch nicht nur beim Thema Rente bestehen. Wenn man etwas Positives im DAX finden möchte, sind es die unteren Spitzen. Sie stiegen zuletzt leicht an. Aktuell könnte jedoch dieser zaghafte Aufwärtstrend brechen.

Blick auf die Daten der vergangenen Woche
Die institutionellen Anleger blicken weiterhin mit Sorge auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und der Eurozone. Die Einschätzung der aktuellen Lage in Deutschland hat sich zwar leicht auf –78,7 Punkte verbessert, aber sie bleibt weiterhin düster. Dagegen fallen die Aussichten leicht um 0,8 auf 28,5 Zähler. In der Eurozone steigen sie von 22,7 auf 25 Punkte. Euphorie sieht sicherlich anders aus.
Die britische Wirtschaft kommt ebenfalls nicht in Schwung. Den jüngsten Beweis gab es vom Arbeitsmarkt, der sich im Oktober erneut schwach präsentierte. 29.000 Stellen gingen verloren. Da hilft es auch nicht, dass die Zahlen des Vormonats deutlich nach oben korrigiert wurden. Die Arbeitslosenquote stieg von 4,8 auf 5,0 Prozent. Wenig überzeugen konnten auch die anderen Kennzahlen aus dem Vereinigten Königreich. Das BIP schrumpfte im dritten Quartal um 0,1 Prozent, während die Industrieproduktion im September um 2,0 Prozent zurückging. Auf Jahressicht steht sogar ein Minus von 2,5 Prozent zu Buche. Zum Vergleich: Die Eurozone meldete ein Plus von 1,2 Prozent. Das BIP legte im dritten Quartal um 0,2 Prozent zu.
Auch Chinas Wirtschaftsdaten konnten nicht überzeugen. Die Industrieproduktion blieb mit +4,9 Prozent deutlich unter den Erwartungen. Besorgniserregend ist zudem die geringe Investitionstätigkeit. Nur die Einzelhandelsumsätze lagen über den Prognosen an den Märkten.
Besser als erwartet präsentierte sich der australische Arbeitsmarkt. Im Oktober nahm die Zahl der Beschäftigten um 42.000 zu. Bemerkenswert ist, dass die Vollbeschäftigung sogar um 55.300 Stellen wuchs.
Japans BIP schrumpfte im dritten Quartal um 0,4 Prozent, was immerhin besser als die Befürchtungen der Analysten war. Stark präsentierte sich die Industrieproduktion im September (+2,6 %).
Die Rohöl-Lagerbestände stiegen in den USA stark (6,41 Millionen Barrel). Der Ölpreis bleibt auf niedrigem Niveau, was die Aktienmärkte etwas stützt. WTI pendelt aktuell um die 60-Dollar-Marke.

Zinssorgen stützen den Euro
Die Sorge, dass die Fed eine Pause bei ihren Zinssenkungen einlegen könnte, stützt den EUR/USD. Nach einer längeren Erholung nahmen die Anleger an den Märkten jedoch am Freitag und heute Gewinne mit. Angesichts der zu erwartenden Schuldenorgie in Deutschland dürften viele Anleger eher ein mulmiges Gefühl beim Euro bekommen. Dass sich die Gemeinschaftswährung deutlich verteuert, glaube ich nicht. Bei 1,1670 ist Widerstand auszumachen. Der erste wichtige Support dürfte bei 1,1570 liegen.

Bitcoin fiel in der vergangenen Woche unter 100.000 Dollar. Ein aktueller Stabilisierungsversuch ist bisher nicht nachhaltig.

Diese Termine könnten in dieser Woche an den Märkten wichtig werden
Dienstag
14:15 Baubeginne Kanada14:30 Import- und Exportpreise USA
15:15 Industrieproduktion USA
16:00 Auftragseingänge USA
Mittwoch
Am Abend erscheint das FOMC-Sitzungsprotokoll. An den Märkten werden die Anleger nach Hinweisen auf die zukünftige Geldpolitik der Fed suchen.
00:50 Handelsbilanz, Kernrate Maschinenaufträge Japan08:00 Verbraucherpreisindex Großbritannien
11:00 Verbraucherpreisindex Eurozone*
14:30 Baugenehmigungen, Handelsbilanz USA
16:30 Rohöl-Lagerbestände
20:00 FOMC-Sitzungsprotokoll
*endgültige Fassung – normalerweise nicht marktrelevant
Donnerstag
Heute konzentrieren sich die Marktteilnehmer auf die US‑Arbeitsmarktdaten aus dem September. Sie sind lange her, werden jedoch trotzdem eine wichtige Rolle spielen. Eine erhöhte Volatilität ist nicht ausgeschlossen.
02:00 Zinsentscheidung der Peoples Bank of China**08:00 Erzeugerpreisindex Deutschland
14:30 Arbeitsmarktdaten USA (September)
14:30 Philly-Fed-Herstellungsindex
16:00 Verkäufe bestehender Häuser USA
22:45 Handelsbilanz Neuseeland
23:00 Einkaufsmanagerindizes Australien
**keine Änderung erwartet
Freitag
Vor dem Wochenende erscheinen die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes. Normalerweise sind sie interessanter als die in zehn Tagen erscheinende endgültige Fassung. Zudem erscheinen laut dem Bureau of Labor Statistics die Arbeitsmarktdaten für Oktober.
00:30 Nationaler Verbraucherpreisindex Japan08:00 Einzelhandelsumsätze Großbritannien
09:30 Einkaufsmanagerindizes Deutschland
10:00 Einkaufsmanagerindizes Eurozone
10:30 Einkaufsmanagerindizes Großbritannien
14:30 Einzelhandelsumsätze Kanada
15:45 Einkaufsmanagerindizes USA
16:00 Konsumstimmung der Uni Michigan (endgültig)
Samstag
12:00 Rede von EZB-Präsidentin Christine LagardeMontag
In Japan beginnt die kommende Woche mit einem Feiertag. An den Märkten in Deutschland dürfte der ifo-Geschäftsklimaindex für Aufmerksamkeit sorgen. Ansonsten beginnt die kommende Woche ohne wichtige Daten.
10:00 ifo-Geschäftsklimaindex DeutschlandWie immer gilt, dass dieser Börsenbericht nicht als Handelsempfehlung zu verstehen ist.
Titelbild: Gerd Altmann from Pixabay
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.



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