Zinssenkung bei der Fed – und dann?

Fed - Zinssenkung

Dass die Fed am Mittwoch den Leitzins um 25 Basispunkte senkt, dürfte sicher sein. Wie reagiert der Markt darauf?

Zinssenkung ist schon eingepreist

Überraschend wird die Zinsentscheidung der US-Notenbank wohl nicht ausfallen. Es herrscht ein weitgehender Konsens am Markt, dass die Fed die Zinsen um 25 Basispunkte senkt. Gründe existieren für diese Entscheidung., denn die Fed hat ein weitreichenderes Mandat als die Europäische Zentralbank. Die Zahlen vom Arbeitsmarkt, aber auch die Konsumstimmung zeigen in den USA nach unten. 

Der Grund liegt in einer Abkühlung der Wirtschaft, die das Ergebnis von Donald Trumps Zollpolitik ist. Auch die meisten FOMC-Mitglieder äußerten sich zuletzt für eine Zinssenkung. Nicht klar ist, ob Lisa Cook an der Sitzung teilnehmen darf. Sie hatte zuletzt gegen eine Lockerung der Geldpolitik gestimmt. Eine Suspendierung durch US-Präsident Donald Trump wurde zwar durch ein Bundesgericht aufgehoben, aber das Weiße Haus ist in Berufung gegangen. Die Entscheidung könnte noch heute fallen. Bei der Entscheidung steht erneut die Unabhängigkeit der Fed auf dem Spiel. Inzwischen berichten Märkte, dass Dokumente vorliegen, die Lisa Cook von den Vorwürfen falscher Angaben für einen Immobilienkredit entlasten.

Trump möchte mehr von der Fed

Der US-Präsident hat im Vorfeld der Notenbankentscheidung den Druck erhöht und fordert einen „großen Zinsschritt“. Gemeint ist eine Senkung um 50 Basispunkte. Ökonomen halten diese Panik für nicht angemessen, zumal die Inflation weiterhin hoch bleibt. Die Fed muss die Balance zwischen Wirtschaftsstimulierung und Eindämmung der Inflation finden. Die US-Inflation lag im August bei 2,9 Prozent und stieg somit im Vergleich zum Juli um 0,2 Prozent.

Ökonomen verweisen auf die Verfestigung einer relativ hohen Inflation, die im Kernbereich (ohne Lebensmittel und Energie) sogar weiterhin über drei Prozent liegt. Als Ursache sehen die Experten die hohen Zölle. Die Fed erwartet, dass die Abgaben auf Einfuhren nur vorübergehend die Teuerung beeinflussen. Deshalb wird die Fed sich wohl nicht beirren lassen und die Zinsen am Mittwoch senken. Argumente für eine Lockerung der Geldpolitik kommen vom Arbeitsmarkt.

Die Analysten warnen jedoch vor zu niedrigen Zinsen. Sie weisen darauf hin, dass einige Unternehmen die Preise relativ stabil halten, indem sie auf einen Teil ihrer Marge verzichten. Diese Firmen könnten die Preiserhöhungen zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.

Wie wird der Markt auf die Fed-Entscheidung reagieren?

Der S&P 500 hat eine Rekordjagd hinter sich, sodass möglicherweise das alte Motto gilt: Kaufe das Gerücht und verkaufe die Fakten. Es gibt also eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass nach der Verkündung der geldpolitischen Entscheidung am Mittwochabend Gewinnmitnahmen einsetzen. Sollte die Fed die Zinsen doch um 50 Basispunkte senken, ist jedoch eine Fortsetzung der Rallye wahrscheinlich.

Zudem beobachtet der Markt das Statement der Fed und die Pressekonferenz von Chairman Jerome Powell genau. Sollten sich weitere Zinssenkungen andeuten, könnte dies den Markt ebenfalls stützen. Aufgrund der hohen Inflation rechnen viele Anleger mit keinem weiteren Zinsschritt.

Der S&P 500 findet bei 6.555 und 6.520 Punkten die ersten Unterstützungen. Oben gibt es ein offenes Feld. Der Ichimoku des Stundencharts präsentiert sich bullish.

S&P 500 – Stundenchart

Der DAX zeigt die Skepsis der Anleger. Zuletzt konnte sich der deutsche Aktienindex kompensieren, ohne die Verluste von Ende August/Anfang September zu kompensieren. Der DAX vollzieht eine Seitwärtsbewegung. Wohin die Reise geht, entscheidet sich wohl an der 23.910 und 23.495.

DAX – Stundenchart

EUR/USD fand bei 1,1660 eine solide Unterstützung und scheint zunächst weiterhin auf dem Weg zu neuen Hochs zu sein. Hier könnte es am Mittwochabend zu einer Umkehr kommen. Widerstand ist bei 1,1790 zu erkennen.

EUR/USD – Stundenchart

Darüber wartet das Jahreshoch bei 1,1830.

EUR/USD – Dailychart

EZB hält die Zinsen stabil

Die Europäische Zentralbank behielt am Donnerstag die Leitzinsen stabil. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt weiterhin bei 2,15, die Spitzenrefinanzierung bei 2,4 und die Einlagenfazilität bei 2,0 Prozent. In ihren Projektionen erwartet die Notenbank für die kommenden Jahre eine Inflation um zwei Prozent. Dies entspricht dem Ziel der Europäischen Zentralbank. Konkret erwarten die Währungshüter folgende Inflationssätze:

  • 2025: 2,4 %
  • 2026: 1,7 %
  • 2027: 1,9 %

Zudem revidierte die EZB die Wachstumsprognose der Wirtschaft für dieses Jahr von 0,9 auf 1,2 Prozent. Dafür wurden die Erwartungen für 2026 leicht auf 1,0 Prozent gesenkt. Insgesamt sprach die EZB-Präsidentin Christine Lagarde von ausgewogeneren Risiken für das Wirtschaftswachstum. Bisher sprach die Notenbank von abwärtsgerichteten Risiken.

Für die Zinsentwicklung wollte die Notenbank keinen Zinspfad veröffentlichen. Die Währungshüter machen die Entscheidung von der jeweiligen Datenlage abhängig. Beobachter gehen davon aus, dass die EZB in den kommenden Monaten keine Änderungen am Zinsniveau vornehmen wird. Dem widersprach jedoch das französische EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau in einem Fernsehinterview. Er verwies darauf, dass bei der Inflation die Abwärtsrisiken überwiegen. Deshalb sei eine weitere Zinssenkung in den kommenden Sitzungen „absolut möglich“. Vermutlich haben jedoch all jene Beobachter recht, die in absehbarer Zeit mit keiner Änderung der Geldpolitik rechnen.

US-Erzeugerpreise spielen der Fed in die Karten

Überraschend niedrig fiel der Erzeugerpreisindex in den USA aus. Die Preise schrumpften im August gegenüber dem Vormonat leicht um 0,1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten die Statistiker ein Plus von 2,6 Prozent. Analysten hatten mit einer deutlich höheren Teuerung von 3,3 Prozent gerechnet. Die Daten zeugen von einem zurückgehenden Inflationsdruck. Dies dürfte die Fed bestätigen, dass eine Zinssenkung angemessen ist.

Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen in dieser Woche auf 263.000. Dies ist der höchste gemessene Wert seit vier Jahren. Gleichzeitig sank die Konsumstimmung nach vorläufigen Daten der Uni Michigan auf 51,8 Punkte. Dies ist der schwächste Wert seit vier Monaten. Gestiegen sind hingegen die langfristigen Inflationserwartungen, was eigentlich gegen Zinssenkungen durch die Fed spricht. Die Notenbank wird es dennoch tun, auch wegen des Drucks auf dem Arbeitsmarkt.

Deutschlands Industrieproduktion überrascht

Überraschend stark präsentierte sich die Industrieproduktion, die um 1,3 Prozent zulegte. Im Vergleich zum Vorjahr liegt das Plus bei 1,53 Prozent. Angesichts der schwachen Auftragseingänge dürfte die gute Nachricht ein Strohfeuer sein.

Deutschlands Exporte schrumpften im Juli um 0,6 Prozent im Vergleich zum Juni. Für 2025 rechnet der deutsche Außenhandelsverband mit 2,5 Prozent weniger Exporten als im Vorjahr. Überraschend ist in diesem Zusammenhang, dass der Handelsbilanzüberschuss in der Eurozone im Juli von acht auf 12,4 Milliarden Euro stieg.

Äußerst schwach präsentiert sich der Sentix-Konjunkturindex. Er sinkt im September von –3,7 auf –9,2 Punkte. Besorgniserregend ist die Stimmung in Deutschland. Hier fiel der Index von –12,8 auf –22,1 Punkte. Auch in den USA zeigen die Ereignisse der letzten Monate Wirkung. Hier fiel der Index auf –10,8 Punkte.

Experten: Stellenabbau in der deutschen Automobilindustrie beschleunigt sich

Der Jobabbau in der deutschen Automobilindustrie wird sich in den kommenden Jahren beschleunigen. Zu dieser Erkenntnis kommen die Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft. Sie rechnen bis 2030 mit dem Abbau von weiteren 90.000 Stellen, wenn es beim EU-Verkaufsverbot für Autos mit Verbrennungsmotor ab 2035 bleibt. Laut einer Studie des Instituts sind von dem Stellenabbau 36 Regionen in Deutschland betroffen. Eine Krise muss dies nicht auslösen, wenn die betroffenen Kreise frühzeitig einen Strukturwandel eingeleitet haben. 

Als positives Beispiel nennen die Ökonomen Kassel und Salzgitter. Ohne politischen Rückenwind sei diese Aufgabe jedoch nicht zu schaffen, meinte Studienleiter Hanno Kempermann. Herausfordernd ist die Situation in 19 Regionen, darunter in Northeim, Altenkirchen (Westerwald), Landshut und Zwickau. Aktuell beschäftigen die Automobil- und Zulieferindustrie etwa 3,2 Millionen Menschen.

In China steigt die Nachfrage nach Autos wieder, wie der Chef von Bosch-Mobility auf der IAA in München feststellte. Allerdings profitiert dadurch nur das Segment mit einem Verkaufspreis von unter 20.000 Euro. Darin sind deutsche Hersteller weitgehend nicht vertreten.

Regelinsolvenzen steigen in Deutschland

Die Zahl der Regelinsolvenzen legt in Deutschland weiterhin zu. Im August verzeichneten die Statistiker ein Plus von 11,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im ersten Halbjahr betrug das Plus 12,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Der Lufthansa stehen neue Streiks ins Haus. Die Pilotenvereinigung Cockpit hat ihre Mitglieder zur Urabstimmung aufgerufen. Sie läuft bis zum 30. September. Damit könnte es in den Herbstferien zu  Flugausfällen und Verspätungen kommen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ernannte den bisherigen Verteidigungsminister Sébastien Lecornu zum neuen Premierminister. Zuvor verlor der bisherige Regierungschef François Bayrou erwartungsgemäß die Vertrauensabstimmung im französischen Parlament. Er schaffte es nicht, eine Mehrheit für seine Reformen in der Haushaltspolitik zu gewinnen. Ob sein Nachfolger mehr Erfolg hat, ist ungewiss. Lecornu führt eine Minderheitsregierung. Frankreich ist das am stärksten verschuldete Land in der EU. Das Land muss für die zehnjährige Staatsanleihe mehr Zinsen zahlen als Griechenland.

Andere Wirtschaftsräume: Auf der Suche nach dem Wachstum

Auch in Großbritannien hinterlassen die Handelsstreitigkeiten Spuren in der Wirtschaft. Das Wachstum stagnierte im Juli und die Industrieproduktion schrumpfte um 0,9 Prozent. Das verarbeitende Gewerbe verzeichnete sogar einen Rückgang um 1,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr weist das britische BIP noch ein mageres Plus von 0,1 Prozent aus.

Kanadas Regierung hat ein Paket geschnürt, mit dem die Wirtschaft nach den Zöllen aus den USA unterstützt werden soll. Zudem möchte Ottawa dem angeschlagenen Arbeitsmarkt Impulse versetzen. Die Baugenehmigungen sanken überraschend um 0,1 %. Hier wurde ein Plus von 3,7 Prozent erwartet.

Chinas Wirtschaft bleibt hinter den Zielen zurück

Chinas Exporte sind im August um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dieser Wert liegt zwar unter den Erwartungen (5,0 %), zeugt jedoch trotzdem von einer robusten Handelstätigkeit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Ihre ambitionierten Ziele erreicht die Volkswirtschaft jedoch nicht. Die am Montag veröffentlichten Wirtschaftsdaten bleiben alle hinter den Erwartungen zurück. Auffällig ist die schwache Investitionstätigkeit im Reich der Mitte. 

Überraschend gut fiel das japanische BIP aus. Das Wirtschaftswachstum stieg im zweiten Quartal um 0,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr steht ein Plus von 2,2 Prozent zu Buche. Auch der private Konsum konnte überzeugen. Enttäuschend viel jedoch die Investitionstätigkeit, die mit plus 0,6 Prozent nur halb so stark stieg wie vom Markt erhofft. Die Industrieproduktion sank um 1,2 Prozent und damit weniger stark als befürchtet.

OPEC+ erhöht die Fördermengen

OPEC+ die Fördermengen weiter. Der Schritt der Erdöl fördernden Länder kam für die meisten Anleger überraschend. Die steigenden Rohöllagerbestände der USA dürften den Ölpreis ebenfalls nicht stützen. Mit einem steigenden Überangebot rechnet die Internationale Energieagentur IEA.

Der Chart von WTI bleibt angeschlagen. Die Unterstützung bei 61,80 hat bisher gehalten, steht jedoch unter Druck. Ein weiterer Support ist bei 55,50 zu erkennen. Wirklich bullish wird es wohl erst über 70 Dollar, aber aus fundamentaler Sicht, ist eine solche Entwicklung aktuell nicht zu erwarten.

Ausblick: Fed-Entscheidung und Hexensabbat

Heute Abend (20.30 Uhr) spricht EZB-Präsidentin Christine Lagarde.

Zahlreiche Wirtschaftsdaten aus den USA und der Eurozone stehen morgen im Fokus:

08:00 Arbeitsmarktdaten Großbritannien
11:00 ZEW-Konjunturerwartungen Deutschland und Eurozone
11:00 Abreitskosten, Löhne, Industrieproduktion Eurozone
14:30 Einzelhandelsumsätze USA
14:30 Verbraucherpreisindex Kanada
15:15 Industrieproduktion USA
16:00 Lagerbestände USA

Der Mittwoch steht im Zeichen der Fed. Zudem lohnt sich ein morgendlicher Blick nach Großbritannien.

01:50 Handelsbilanz Japan
08:00 Verbraucherpreisindex Großbritannien
09:30 Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde
11:00 Verbraucherpreisindex Eurozone (endgültig) – normalerweise ein Non-Event
14:30 Baubeginne, Baugenehmigungen USA
15.45 Zinsentscheidung der Bank of Canada – Zinssenkung um 25 Basispunkte erwartet
16:30 Rohöllagerbestände USA
16:30 Pressekonferenz Bank of Canada
19:00 Rede des Präsidenten der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel
20:00 Zinsentscheidung der Fed
20:30 Pressekonferenz mit Fed-Chairman Jerome Powell

Die Bank of England teilt am Donnerstag ihre geldpolitischen Entscheidungen mit. Der Markt rechnet mit einer Beibehaltung des Zinssatzes von vier Prozent.

00:45 BIP Neuseeland
02:30 Arbeitsmarktdaten Australien
09:10 Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde
13:00 Zinsentscheidung der Bank of England
14:30 Philly-Fed-Herstellungsindex, Anträge auf Arbeitslosenhilfe USA
16:00 Rede von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel

Am Freitag steht der Hexensabbat, der große Verfall der Optionen, im Fokus der Anleger. Häufig gibt es bereits vor diesem Termin überraschende Kursverläufe.

00:45 Handelsbilanz Neuseeland
01:30 Verbraucherpreisindex Japan
05:00 Zinsentscheidung der Bank of Japan (keine Zinsanpassung erwartet)
08:00 Einzelhandelsumsätze Großbritannien
09:00 Erzeugerpreisindex Deutschland
14:30 Einzelhandelsumsätze Kanada

Chinas Notenbank entscheidet am Samstag, 3.15 Uhr, über die Leitzinsen.

Die kommende Woche startet am Montag ohne wichtige Termine.

Titelbild: KI-generiert

Share this content:

Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.

Kommentar veröffentlichen

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner
Verified by MonsterInsights