
Inflation in den USA sorgt für Hoffnung an den Märkten

Der Verbraucherpreisindex in den USA nährt die Hoffnung auf eine Zinssenkung durch die Fed. Die Kernrate zeigt jedoch Risiken für die Entwicklung der Inflation.
Hartnäckige Inflation
Die Inflation hat sich in den USA nicht erhöht. Die blieb im Juli im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 2,7 Prozent und damit über dem Ziel der Federal Reserve. Analysten sehen wegen des schwachen Arbeitsmarktes und der Kaufzurückhaltung einen Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik. Damit steigen die Erwartungen der Marktteilnehmer, dass die Fed die Zinsen im September senkt. Es gibt jedoch auch Händler, die sich mit Euphorie zurückhalten. Sie geben zu bedenken, dass vor der nächsten Zinsentscheidung noch mehrere Inflationsdaten veröffentlicht werden. Aus meiner Sicht, dürften die Auswirkungen der Zollerhöhungen frühestens im September vollständig erkennbar werden.
Aus dieser Perspektive käme eine Zinssenkung bei der nächsten Sitzung des Open-Market-Ausschusses zu früh. Diese Sicht teilte der Gouverneur der Richmond-Fed, Tom Barkin. Er erkennt die Möglichkeit, dass sich der Druck auf die Inflation und den Arbeitsmarkt ausweiten könnte. Aktuell sei nicht absehbar, wo das Gleichgewicht zwischen beiden Komponenten liege. US-Präsident Donald Trump hält derweil den Druck auf die Fed hoch.
So erwägt der US-Präsident eine Klage gegen den Fed-Chairman Jerome Powell, weil dieser angeblich das Budget für die Renovierung der Gebäude der Notenbank um 600 Millionen Dollar überzogen habe. Die Sichtweise Trumps gilt als umstritten. Beobachter vermuten, dass der Präsident Powell loswerden möchte, weil er sich bisher den Forderungen nach einer Zinssenkung widersetzt. Trump übersieht dabei, dass Powell nicht allein entscheidet. Zuletzt votierten sieben von neun FOMC-Mitgliedern für die Beibehaltung des Leitzinses. Sachlich war die Entscheidung angesichts der Unsicherheiten bei der Inflationsprognose nachvollziehbar.
Zur Wahrheit gehört unter anderem, dass die Inflation mit 2,7 Prozent weiterhin über dem Ziel der Fed liegt und sich im Vergleich zum Vormonat nicht veränderte. Immerhin blieb sie damit unter den Befürchtungen der Analysten. Die Kernrate, also die Inflation ohne Essen und Energie, zeigte dagegen, dass die Zölle Wirkung auf die US-Wirtschaft und damit auch auf die Verbraucher zeigen. Sie stieg von 2,9 auf 3,1 Prozent.
Die Aktienmärkte profitieren von den Daten zur Inflation
Der S&P 500 erreichte ein neues Allzeithoch und notierte kurz nach dem heutigen Handelsstart bei 6.484 Punkten. Danach folgt jedoch ein bearisher Umkehrstab, der für anstehende Gewinnmitnahmen sprechen könnte. Immer wieder betonen Anleger, dass neben den Inflationsdaten das Notenbank-Symposium in Jackson Hole entscheidende Hinweise auf die zukünftige Geldpolitik haben könnte. Unter der 6.442 könnten die Marken von 6.353 und 6.290 Punkten interessante Ziele für die Bären sein.

Der DAX fiel gestern kurz unter die 24.000-Punkte-Marke, drehte jedoch nach der Veröffentlichung der US-Daten zur Inflation wieder nach oben. Hier wachsen die Bäume jedoch nicht in den Himmel. Aktuell lassen sich die Auswirkungen der US-Zölle nicht sicher prognostizieren. Zudem werden auch die europäischen Anleger zunächst auf das Notenbanktreffen in Jackson Hole schauen. Es findet in der kommenden Woche statt. Aktuell sehen wir im DAX abnehmende Spitzen, was eher auf fallende Kurse hindeutet. Widerstand ist bei 24.000 Punkten auszumachen, Unterstützung erfährt der Index bei 23.920/680/600 Unterstützung.

EUR/USD hat meine Idee mit Verzögerung umgesetzt.Der Euro verließ das Dreieck zwar nach oben, fiel jedoch wieder zurück. Immerhin hielt er sich an die Unterstützung bei knapp 1,16. Nach der Veröffentlichung der Inflation in den USA entschied er sich letztlich für die Oberseite. Über 1,17 sollte bei 1,1790 Widerstand zu erwarten sein.

Donald Trump erlaubt die Ausfuhr von Chips nach China
Im Juli stieg das Realeinkommen in den USA um beachtliche 0,4 Prozent. Im Vormonat sank es noch um 0,3 Prozent, wie das Arbeitsministerium feststellte.
Zuversicht kommt aus der US-Chipindustrie, nachdem US-Präsident Donald Trump
offenbar einen Deal mit AMD und NVIDIA ausgehandelt handelt. Demnach dürfen die Unternehmen Chips nach China liefern, wenn sie im Gegenzug 15 Prozent des Umsatzes aus dem Geschäft mit der Volksrepublik an die Regierung abführen.
Nach nur zwei Monaten Amtszeit hat Donald Trump den Chef der Steuerbehörde IRS entlassen. Billy Long galt als Getreuer Trumps und soll zukünftig Botschafter werden. Long gilt laut „New York Times“ als in Steuerfragen unerfahren. Bis ein Nachfolger gefunden ist, leitet Finanzminister Scott Bessent die Behörde.
Und noch eine Personalie: US-Präsident Donald Trump hat den Ökonomen E. J. Antoni zum neuen Chef des Bureau of Labour Statistics berufen. Antoni galt bisher als Kritiker der Behörde. Dies ist jedoch kein Alleinstellungsmerkmal des Wissenschaftlers. Die Arbeitsmarktzahlen in den USA entstehen immer noch durch Befragungen einiger Unternehmen. Das Verfahren und der recht kleine Pool werden seit vielen Jahren auch von Analysten kritisiert. Trump kündigte ehrliche und akkurate Zahlen an. Mal sehen, wie transparent die Behörde zukünftig arbeiten wird.
Mehrere Analysten erwarten, dass das Symposium in Jackson Hole die Zinspolitik für die kommenden Monate prägen wird. Zum Treffen der Fed sind traditionell die Chefs der großen westlichen Notenbanken eingeladen. Es beginnt am 21. August.
KI übernimmt Jobs
In den USA gehen Unternehmen dazu über, Neueinstellungen zu überdenken. IBM, Google oder Intel wollen tausende Stellen einsparen und die Aufgaben stattdessen von KI erledigen lassen. Diese Entwicklung kommt nicht überraschend, stellt jedoch einige Fragen. Der Einsatz von KI bietet eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Es könnten jedoch mehr Arbeitsplätze abgebaut werden als nötig. Erste Studien zeigen, dass der Einsatz von KI die Jobchancen von jungen Akademikern verringern könnte. Zudem haben Regierungen bisher keine Lösung, wer die Steuer- und Sozialkassen füllt, wenn die KI die Jobs übernimmt. Arbeitnehmer zahlen Lohnsteuern, Künstliche Intelligenz nicht.
Eine dazu passende Studie liefert Bernstein. Demnach wird generative KI die Unternehmensabläufe im nächsten Jahrzehnt umgestalten und Effizienzgewinne sowohl in Back-Office-Funktionen wie IT, HR und Finanzen als auch in Front-Office-Bereichen wie F&E, Vertrieb und Marketing erzielen. Viele Unternehmen werden diese Einsparungen voraussichtlich in Wachstum reinvestieren, meinen zumindest die Analysten.
Europa: Institutionelle Anleger pessimistischer
Die Zuversicht der institutionellen Anleger hat sich wieder eingetrübt. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sanken von 52,7 auf 34,7 Punkte, für die Eurozone von 36,1 auf 25,1 Punkte. Damit wurden die ohnehin schwachen Prognosen noch unterboten.
Die deutschen Einzelhandelsumsätze stiegen im zweiten Quartal um 0,3 Prozent, im Vorquartal waren es 0,4 Prozent. Verantwortlich war ein starker Juni mit einem Plus von 0,8 Prozent, das jedoch unter der Vorabschätzung lag (1,0 Prozent).
Das Ökonomenpanel des ifo-Instituts zeigt überwiegend schlechte Noten für die Arbeit der neuen Regierung in den ersten 100 Tagen. Insbesondere die bisherigen Maßnahmen für die Rente gingen nach Ansicht der Experten in die falsche Richtung. Insgesamt sehen 42 Prozent der Ökonomen die bisherigen Maßnahmen für die Wirtschaft kritisch und nur ein Viertel positiv. Der Rest hat aktuell keine Meinung.
Die Hoffnung auf einen Frieden in der Ukraine sorgt für Verluste bei den Aktien aus dem Rüstungsbereich. Das Momentum für Investitionen in den Rüstungssektor sei abgekühlt, erklärten Händler. Die Aktie von Rheinmetall gehörte auch zum Wochenstart zu den Verlierern im DAX. Sie konnte sich jedoch am Mittwoch wieder leicht erholen. Auch bei SAP nutzen Anleger die Chance, sich nach Verlusten neu einzudecken.

Die Zahl der Regelinsolvenzen in Deutschland hat sich im Juli um fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht.
Eine starke Nachfrage nach Hotelübernachtungen und Kreuzfahrten veranlasste die TUI, ihre Jahresprognose anzuheben.
E.ON konnte den Gewinn im ersten Halbjahr erheblich steigern. Das Unternehmen führte dies auf die hohen Investitionen zurück, die sich auszuzahlen beginnen.
Jenoptik zeigt sich angesichts der Zölle in den USA in der Ergebnisprognose etwas vorsichtiger.
Starker Arbeitsmarkt in Großbritannien
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juli überraschend um 6.200 gesunken. Erwartet wurde an der Börse ein Verlust von 19.700 Stellen. EUR/GBP zeigt weiterhin Schwäche. Bei 0,8605 dürfte eine Unterstützung warten. Ersten Widerstand erkennen wir bei 0,8655/80.

In Kanada sind die Baugenehmigungen im Juni um neun Prozent eingebrochen. Sie stiegen allerdings im Vormonat um 12,9 Prozent.
Chinas Exporteure erhalten eine Schonfrist
Neben der Inflation in den USA erwarteten die Märkte am Anfang der Woche eine Entscheidung zum Zollstreit zwischen den USA und China. Die Aussetzung der Zölle wäre am Dienstag ausgelaufen, wurde jedoch vom Weißen Haus um 90 Tage verlängert. Insgesamt bewegte die Nachricht die Märkte nicht, weil sie so erwartet wurde. Die Aktien von Reedereien konnten etwas zulegen.
Eine gute Berichtssaison veranlasste die Händler in Tokio den Nikkei nach dem Feiertag am Montag auf ein neues Allzeithoch zu heben.

Die Reservebank of Australia hat den Leitzins wie erwartet um 25 Basispunkte auf 3,6 Prozent gesenkt. AUD/USD verteidigte den Support bei 0,6480 und legte zu. Die Anleger rechnen vorerst mit keiner weiteren Zinssenkung. Nach einem kurzen Ausbruch über die 0,6540 ist jedoch nicht klar, ob der Ausbruch aus der Seitwärtsrange nachhaltig war.

Gold gibt nach
Donald Trump hat auf TruthSocial verkündet, dass Gold nicht mit Zöllen belegt wird. Zuvor hieß es, Ein-Kilo-Barren aus der Schweiz sollten mit Einfuhrgebühren in Höhe von 39 % belegt werden. Dies dementierte der Präsident nun. Der Goldpreis verbilligte sich nach dieser Nachricht.

Die OPEC erwartet im kommenden Jahr einen Nachfrageschub. Ferner wurde die Wachstumsprognose für die globale Konjunktur angehoben. Der Ölpreis bleibt trotzdem weiter unter Druck.

Meine Börsenberichte sind nicht als Handelsempfehlung zu verstehen.
Journalismus und Reisen – meine Passion In der Schulzeit begann ich, Gedichte zu verfassen. Später interessierte mich der Journalismus, der mich zu einem regionalen Radiosender führte. Hier lernte ich, kurze, prägnante Sätze zu bilden. Die längste Zeit meines Lebens habe ich mich mit dem Tourismus beschäftigt. Reisekaufleute sehen nicht nur viel von der Welt. Das Gesehene muss in einen zum Reisen motivierenden Text gegossen werden. Nach der letztendlich erfolglosen Beteiligung an der Entwicklung eines Reiseportals bin ich seit 2019 freiberuflicher Autor.
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